Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0054
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
44

Kreis Eckartsberga.


aus seiner Herrschaft vertrieben, 1414 von mehreren Köhlern am Harze seinen
Tocl fand. (Kein, 2, 151). Die Herrschaft, die sich über beide Ufer der Unstrut
erstreckte und die Ortschaften Braunsroda, Bretleben, Harras, Ilauterode, Oberhel-
drungen und Keinsdorf umfasste, kam nun an die Grafen von Hohnstein und
wurde von Johann von Hohnstein 1484 an Gebhard Yl. Grafen von Mansfeld
verkauft.1 Sie blieb mit Mansfeld vereinigt, bis wegen Verschuldung des Grafen-
hauses der Besitz desselben von den Oberlehnsherren 157U in Sequestration ge-
nommen werden musste, und wurde in Folge dess 1623
lüg. -2a. gegen Befriedigung eines Hauptgläubigers an den Kur-
fürsten Johann Georg 1. von Sachsen überlassen, welcher
das Amt Heldrungen mit dem ihm 1635 durch den
Prager Frieden zugefallenen Fürstenthun! Quorfurt ver-
einigte. Mit letzterem kam es 1663 an die Linie Sachsen-
TVeissenfeis und nach deren Aussterben 1746 an das
Kurhaus zurück, bei welchem es verblieb, um 1815 mit
dem abgetretenen Theil des Königreichs Sachsen an
die Krone Preussen zu fallen.
Von der mittelalterlichen Burg Heidrungen ist
nur die Belagerung unter dem letzten Dynasten Friedrich
im Jahre 1412 bekannt, der sie zwar lange widerstand,
aber sich zuletzt ergeben musste. Das Schloss wurde 1519 von Ernst II. von
Mansfeld fast ganz neu erbaut und in eine starke Festung mit 9 Basteien ver-
wandelt, die Thomas Münzer mit einigen tausend Bauern 1524 vergeblich belagerte.
Im 30jährigen Kriege erlitt Heldrungen vier Belagerungen; 1632 von den Pappen-
heimern genommen, wurde es 1645 von den Schweden beschossen und einge-
nommen. Letztere liessen die Werke schleifen, indess es fänden unter Herzog August
Wiederherstellungen statt, und das Schloss hatte noch 1697 einen Commandanten,
dessen Wohnung jedoch später in ein Getreidemagazin umgewandelt wurde. Ein
neuer Flügel, das sog. Fürstenhaus, wurde von dem Proviantverwalter bewohnt.
Als von dem alten Gebäude im Jahre 1816 noch übrig wird in Schumanns
Lexikon von Sachsen 3,777 der „krumme Thurm“ genannt, mit einer Steinschrift,
welche die von Herzog August unternommenen Bauten bekunde. Ebd. heisst es
ferner: „Ueber einem Portal bemerkt man eine in Stein gehauene Kröte, auf
einem Kissen sitzen, mit der Umschrift: Du Kröte hast mir viel gekost. Die
Veranlassung zu derselben ist unbekannt.“ Vielleicht war Kröte der Name
einer Kanone, welche meist in jener Zeit solche Spitznamen bekamen. — Die
Schlosskirche St. Salvator ist 1746 eingegangen. — Von den Festungswerken
haben sich noch Beste des bastiönirten Systems erhalten. — Im Schlosse auf dem
Corridor vor den jetzt vom König!. Amtsgericht benutzten Bäumen befindet sich
eine eingemauerte, leider beschädigte Gedenktafel vom Grafen Ernst von Mansfeld
und dessen Gemahlin, nebst Inschrift, und in dem Gerichtsiocale selbst ein

1 d)ie Grafen von Mansfeld nahmen das Wappen der Dynasten von Heldrimgen in das
ihrige auf: ein weiss und rotli geschachter Schrägbalken über einem schwarzen Löwen im goldenen
Felde (Fig. 23): dasselbe Wappen, was auch heute noch der Stadt nur allein als das richtige
znkommt. G. S.
 
Annotationen