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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0061
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Krawinkel. Langenroda. Leubingen.

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Leubingen.
Pfarrkirchdorf und Rittergut, 30 Km. westnordwestlich von Eckartsberga,
7 Km. nordwestlich von Cölleda am rechten Ufer der Unstrut belegen, 8G7 Ein-
wohner. Das Rittergut gehört zu der von Werthern'sehen Begüterung, (s. Beich-
lingen), und ausser dem Edelhofe befinden sich noch zwei Freigüter im Orte.
Leubingen war Sitz eines dem Archidiaconat des Propstes zu S. Marien in Erfurt
unterstellten Erzpriesters, zu dessen Aufsichtskreise die Kirchen zu Dorf Griefstedt
Etzleben, Gorsleben, Hauerterode, Hemmleben, Schloss Beichlingen, Schillingstedt,
Stödten, Dermsdorf und Waltersdorf (im Kreis Weissensee) gehörten.
Die Kirche S. Petri unter gutsherrlichem Patronat stammt aus verschiedenen
Zeiten. Der romanischen Bauperiode angehörig erscheint der quadratische Chor
(7,S5m), der mit einem 5,65m hohen Kreuzgewölbe gedeckt ist und mit halbrunder
Absis schliesst; er öffnet sicli im Rundbogen gegen das 20m lange und 11,93m
breite mit Brettern gewölbte Schiff, dem sich östlich der in Mauern 24,48 m hohe
und mit einem fast eben so hohen geschieferten Helme gekrönte Thurm vorlegt.
Ein Inschriftstein besagt:
A°. 1568 hoc templi vestibvlvm extructv est.
Nach Bericht des zeitigen Ortspfarrers Herrn Sander befindet sich unter
dem Altarraume ein sogenanntes Beinhaus, in welchem in grosser Menge alte
Schädel lagen (meist von langem, doch auch von rundem Typus). — Im Altarbau
ist ein spätmittelalterlicher Flügelschrein enthalten, welcher mit einfachen Spitz-
bögen, Wimbergen und schlanken Fialen1 eingefasst und mit vergoldeten Schnitz-
figuren gefüllt ist. Die Mitte nimmt eine Krönung Mariae ein, mit je drei Heiligen
daneben; rechts S. Petrus und zwei unbestimmbare Figuren, links Johannes Bapt.,
Paulus und ein unbekannter Bischof. Die Flügel zeigen acht gut gemalte Heiligen-
gestalten in sehr bewegter Haltung und mit sehr gewähltem Faltenwurf. Die A. II.
erwähnen einen, über dem Triumphbogen befestigten lebensgrossen Crucifixus als
gute aus Holz geschnitzte Arbeit. Die an der südöstlichen Ecke des Schiffes auf-
gestellte Kanzel im ßarokstil ist mit den Schnitzbildern Christi und der vier
Evangelisten geschmückt. — Die Kirche besitzt ein silbernes Altarcrucifix mit der
Jahreszahl 1718 und den sich vermuthlich auf ein von Werthern’sches Donatoren-
paar beziehenden Namenschiffem
H. H. V. W. und S. E. V. W.
Die vorhandenen 4 Glocken haben 1,17 0,98 0,85 und 0,63 Durchmesser; die
grosse ist 1790 durch Gebr. Ulrich in Laucha gegossen, die zweite 1740 durch
N. J. Sorber in Erfurt, die dritte 1569 durch Eckardt Küchgen daselbst und die
kleinste 1779 durch J. Gg. Ulrich.
In der Flur befinden sich 5 Hügelgräber: 1) nördlich, nach Griefstedt zu,
oberhalb der Unstrut. 2) nach Osten zu der Hahnhügel im Rittergutsfelde 3) der

' Wimbergen sind Ziergiebel, und Fialen die zn denselben gehörigen Spitzsäulen
gothisehen Stils.

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