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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0063
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Lossa. Marienthal. Memleben.

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1291 stiftete unweit davon Bischof Bruno von Naumburg ein Cisterzienser-Nonnen-
kloster unter dem Weihenamen Marienthal (Mergenthal), dessen Schicksale unbe-
kannt sind. Im Jahre 1303 verkauften der Propst Engelbert, die Aebtissin Ermen-
gard und die Priorin Elisabeth unter Zustimmung des Nonnenconvents eine Hufe
in Unter-Möllern an Pforta (Wolff 2, 295), und ein „Conradus prepositus in volle
s. Marie“ kommt in Urkunden von 1318 (Wolff a. a. 0. S. 374; Kein 2, 196.
Nr. 221) unter den Zeugen vor. Nach der Reformation säcularisirt, ging das
Kloster in Privatbesitz über. Es wurde zuerst an Steffan Rudingenn verpachtet
und dann an Hans Caspar von Körbitz vererbt; 1622 besass es A. von Krosigk
auf Gössnitz. Ein späterer Besitzer Christ. Wilh. von Münchhaus® wollte 1732
hier ein adliges Fräuleinstift gründen, welches jedoch nicht zu Stande kam.
Durch eine Erbtochter des Geschlechtes von Seebach ist Marienthal gegenwärtig
an die Familie von Wilmowski gekommen.
Yergl. den Nachtrag am Ende der Ortsbeschreibungen.
Memleben.
Pfarrkirchdorf und Klostergut, 17 Km. westnordwestlich von Eckartsberga,
641 Einwohner. Im Breviarium S. Lulli Mimelebo, 956 Immunleba, 979 Mimi-
lebo, 980 Mimilevu und Mimilebo, 981 Mimilevo, Mimilebo und Mimelebo, 994 Minie-
leve, 1002 Mimileuo, bei Thietmar von Merseburg 2,23 Imenlevo, an anderen Stellen
seiner Chronik Miminlevo geschrieben, auch später in unzähligen Yarianten, deren
in Wilhelm, Gesell, des Kl. Memleben (Hft. 5 der Mittheil, des Thüring. Sächs.
Yereins 1827) S. 43 über 30 nachgewiesen sind. Die jetzige Schreibung ist erst
in neuerer Zeit allgemein geworden; bei dem Auctor vitae Mathildis inLeibnitz
Script. Brunsw. 1,196 steht anscheinend zuerst Memleben. Schon seit seiner
Gründung im 8. Jahrh. hatte Kloster Hersfeld an diesem uralten Orte festen Fuss
gefasst, wo auch die Liudolfinger ein Anwesen besassen. Heinrich der Yogler
und Otto der Grosse weilten hier mit Vorliebe, und die Fügung, dass beide hier
starben, war die Veranlassung, dass Otto II. bei diesem alten Familiengute seiner
Väter um das Jahr 975 eine freie Abtei gründete, die er unter Entschädigung
der altberechtigten Klöster Hersfeld und Corvei nicht bloss durch Schenkungen
in der Umgegend, sondern anch in den slawischen Gauen zwischen Saale und
Elbe und bis jenseits der letzteren nach und nach auf das reichste ausstattete.
Der jugendliche Otto III. vermehrte die Schenkungen durch Ertheilung des Markt-
Münz- und Zollrechtes und durch Ueberlassung der Stadt Wiehe mit allem Zu-
behör. So schien Memleben zu hervorragender Stellung und Wirksamkeit von
seinen kaiserlichen Gründern ausersehen zu sein, und würde, wie auch in einer
Urkunde von 991 (Wilhelm a. a. 0. S. 65. I.) der erste Abt Wunniger „episcopue“
genannt wird, bei günstiger Fortentwickelung in seiner selbständigen Stellung
geeignet gewesen sein, dem thüringischen Lande das fehlende Bisthum zu ersetzen.1
Diese Folge trat indess nicht ein, weil Iv. Heinrich II., der zwar im Jahre seines
Regierungsantrittes 1002 der Abtei Memleben alle ihre Besitzungen und Rechte

i Yergl. Knoclienliauer, (jesdi. Thüringens 8. 158ff. .
 
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