Kreis Eckartsberga.
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feierlich bestätigt hatte, sich 1014 bewogen fand, sie ihrer Freiheit und Selbst-
ständigkeit zu berauben, und sie dem Kloster Hersfeld einfach zu incorporiren.
Wenn der Kaiser in der betreffenden Urkunde die Armuth der Abtei und die
Dürftigkeit der Mönche als seinen Beweggrund angiebt, so scheint dies nur ein
Vorwand gewesen zu sein, und man weiss nicht, inwiefern etwa Hersfelder In-
triguen dabei mitgewirkt haben möchten. Nicht unwahrscheinlich hatte der
Memleber Abt Beinhold dem Kaiser Grund zu persönlicher Feindschaft gegeben;
dieser treffliche Vorsteher wurde abgesetzt, und die Brüder weithin zerstreut
(Thietmar Merseb. 7,6 und 22). Nur etwa vierzig Jahre hatte die zu grossen
Hoffnungen berechtigende Ottonische Stiftung bestanden und musste der Oberherr-
lichkeit der Aebte von Hersfeld unterliegen, die Memleben von nun an für ihr
Eigenthum ansehen durften; „eedesia nostra Mimeleibensis“ nennen sie das dortige
Kloster in ihren Briefen. Auch die geraume Zeit hindurch von den benachbarten
Grafen von Buch ausgeübte Schirmvogtei über dasselbe brachten sie bis 1244
durch freiwillige Entsagung der letzteren an sich; in späterer Zeit übernahmen
die Landesherren die Advocatie. Der Vorsteher des Klosters wird zwar in einer
Urkunde von 1202 noch als Abt genannt, es muss aber nicht lange nachher eine
andere Organisation stattgefunden haben, da später (schon 1244) wie in den Collc-
giatstiftern Pröpste und Dechanten an der Spitze des Conventes standen. Nach
einigen erhaltenen Urkunden des 13. Jalirh. war das Kloster zu Güterverkäufen
genöthigt, klagte 1250 über die drückende Schuldenlast und scheint sich auch
niemals finanziell wieder erholt zu haben. Im Bauernkriege 1525 hart mitgenommen
und im Jahre 1540 nur noch von dem hochbejahrten Propste Wolfgang Hacke
und zwei Mönchen bewohnt, wurde „Kloster Memmeleben“ 1551 von dem Kurf. Moritz
der von ihm neu gegründeten Schule zur Pfordten übereignet, in deren Besitz
sich das Gut mit der Kirchenruine noch gegenwärtig befindet.
Ueber die Baugeschichte des Klosters fehlen alle Nachrichten. Eine der
h. Maria gewidmete Kirche war schon vor der Gründung der Abtei bei dem
Königshofe icurtis regia, castellnmj vorhanden, und in derselben war es, wo der
kranke Otto der Grosse während des Vespergottesdienstes am Mittwoch vor Pfingsten
973 seinen Geist aufgab. Von einem Neubau nach der Klostergründung verlautet
nichts, und wie in vielen ähnlichen Fällen wird auch hier das bereits vorhandene
Gebäude von den Mönchen benutzt worden sein; wie lange dies aber geschehen
sein mag, ist gänzlich unbekannt. Die auf uns gekommene Kirchenruine zeigt
durchgängig den in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. herrschenden Uebergangsstil,
aber noch ohne Anwendung gewölbter Decken. Der Bau, der zwar nicht von
Ueppigkeit zeugt, war in seiner ansehnlichen etwa der Schlosskirche zu Quedlin-
burg gleichen Räumlichkeit, immerhin mit so bedeutenden Kosten verbunden, dass
sich die Schuldenlast würde erklären lassen, die das Kloster im Jahre 1250, wo
die Kirche dem Stile nach fertig war, zu Verkäufen von Grundstücken nöthigte.
Die Veranlassung zu dem Neubau, ob eine zerstörende Feuersbrunst, oder nur
die Baulust eines Prälaten, ist unbekannt; man hatte sich vielleicht in Betreff
der zur Verfügung stehenden Mittel getäuscht und sich schliesslich verbaut. —
Das Material für den Mauerkörper ist der in der Nachbarschaft brechende Thon-
schieter, der jetzt des ursprünglichen Putzes entbehrend, stark zur Verwitterung
hinneigt. Die eigentlichen Architecturstücke sind aus dem härterem Nebraer
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feierlich bestätigt hatte, sich 1014 bewogen fand, sie ihrer Freiheit und Selbst-
ständigkeit zu berauben, und sie dem Kloster Hersfeld einfach zu incorporiren.
Wenn der Kaiser in der betreffenden Urkunde die Armuth der Abtei und die
Dürftigkeit der Mönche als seinen Beweggrund angiebt, so scheint dies nur ein
Vorwand gewesen zu sein, und man weiss nicht, inwiefern etwa Hersfelder In-
triguen dabei mitgewirkt haben möchten. Nicht unwahrscheinlich hatte der
Memleber Abt Beinhold dem Kaiser Grund zu persönlicher Feindschaft gegeben;
dieser treffliche Vorsteher wurde abgesetzt, und die Brüder weithin zerstreut
(Thietmar Merseb. 7,6 und 22). Nur etwa vierzig Jahre hatte die zu grossen
Hoffnungen berechtigende Ottonische Stiftung bestanden und musste der Oberherr-
lichkeit der Aebte von Hersfeld unterliegen, die Memleben von nun an für ihr
Eigenthum ansehen durften; „eedesia nostra Mimeleibensis“ nennen sie das dortige
Kloster in ihren Briefen. Auch die geraume Zeit hindurch von den benachbarten
Grafen von Buch ausgeübte Schirmvogtei über dasselbe brachten sie bis 1244
durch freiwillige Entsagung der letzteren an sich; in späterer Zeit übernahmen
die Landesherren die Advocatie. Der Vorsteher des Klosters wird zwar in einer
Urkunde von 1202 noch als Abt genannt, es muss aber nicht lange nachher eine
andere Organisation stattgefunden haben, da später (schon 1244) wie in den Collc-
giatstiftern Pröpste und Dechanten an der Spitze des Conventes standen. Nach
einigen erhaltenen Urkunden des 13. Jalirh. war das Kloster zu Güterverkäufen
genöthigt, klagte 1250 über die drückende Schuldenlast und scheint sich auch
niemals finanziell wieder erholt zu haben. Im Bauernkriege 1525 hart mitgenommen
und im Jahre 1540 nur noch von dem hochbejahrten Propste Wolfgang Hacke
und zwei Mönchen bewohnt, wurde „Kloster Memmeleben“ 1551 von dem Kurf. Moritz
der von ihm neu gegründeten Schule zur Pfordten übereignet, in deren Besitz
sich das Gut mit der Kirchenruine noch gegenwärtig befindet.
Ueber die Baugeschichte des Klosters fehlen alle Nachrichten. Eine der
h. Maria gewidmete Kirche war schon vor der Gründung der Abtei bei dem
Königshofe icurtis regia, castellnmj vorhanden, und in derselben war es, wo der
kranke Otto der Grosse während des Vespergottesdienstes am Mittwoch vor Pfingsten
973 seinen Geist aufgab. Von einem Neubau nach der Klostergründung verlautet
nichts, und wie in vielen ähnlichen Fällen wird auch hier das bereits vorhandene
Gebäude von den Mönchen benutzt worden sein; wie lange dies aber geschehen
sein mag, ist gänzlich unbekannt. Die auf uns gekommene Kirchenruine zeigt
durchgängig den in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. herrschenden Uebergangsstil,
aber noch ohne Anwendung gewölbter Decken. Der Bau, der zwar nicht von
Ueppigkeit zeugt, war in seiner ansehnlichen etwa der Schlosskirche zu Quedlin-
burg gleichen Räumlichkeit, immerhin mit so bedeutenden Kosten verbunden, dass
sich die Schuldenlast würde erklären lassen, die das Kloster im Jahre 1250, wo
die Kirche dem Stile nach fertig war, zu Verkäufen von Grundstücken nöthigte.
Die Veranlassung zu dem Neubau, ob eine zerstörende Feuersbrunst, oder nur
die Baulust eines Prälaten, ist unbekannt; man hatte sich vielleicht in Betreff
der zur Verfügung stehenden Mittel getäuscht und sich schliesslich verbaut. —
Das Material für den Mauerkörper ist der in der Nachbarschaft brechende Thon-
schieter, der jetzt des ursprünglichen Putzes entbehrend, stark zur Verwitterung
hinneigt. Die eigentlichen Architecturstücke sind aus dem härterem Nebraer