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der Münze zu benennen pflegt, müssen init diesen Gesichts-
punkten rechnen. Daß sich auf dem Gebiet der Münze nun
wirklich künstlerisches leisten läßt, das beweisen die Geld-
stücke aller Länder und Zeiten, in denen die Kunst sich
einer Blüthe zu erfreuen hatte. Obenan, was stilvolle
Gestaltung betrifft, stehen, wie allgemein bekannt, die
antikgriechischen Münzen, allen voran diejenigen Aiciliens.
Die besten Kenner sind einig in
ihrer Bewunderung. Welchen
Werth übrigens auf diese Werke
antiker Kleinkunst die Künstler
selbst legten, läßt sich aus den
Künstlerinschristen, den Signa-
turen der Autoren erkennen, die
sich auf vollendet schönen Exein-
plaren, allerdings an bescheidener
Stelle und in zartester Schrift,
beigesetzt finden. Zn der Renais-
sancezeit Italiens sehen wir be-
deutende Künstler nicht selten mit
Graviren von Münzstempeln beschäftigt, eine Thätigkeit,
die sie nicht von ferne als eine untergeordnete ansahen,
wie denn ein Benvenuto Eellini die von ihnr geschnittenen
Stenrpel nicht hoch genug anpreisen kann.
Ueber die modernen Münzen, zumal in Deutschland,
ist die Klage so allgemein, daß sie einer Erörterung kaum
bedarf. Die Vorschläge Einzelner haben so wenig wie die
Vorstellungen größerer Eorporationen eine Besserung herbei-
geführt; sie prallten ab an dein an sich gewiß nicht un-
berechtigten Eonservativismus, den die Behörde wohl oder
übel in Münzsachen bewahren muß. Dennoch ließen sich
innerhalb der nun einmal feststehenden Typik gefälligere
und geschmackvollere Leistungen erzielen, wollte man nur
wirkliche Künstler dafür heranziehen. Das geschieht selten
oder nie. And doch wissen wir, wie
sehr gerade die Künstlerwelt für
solche Fragen interessirt ist. Weniger
bekannt dürfte es sein, daß Lenbach
einmal das Profil des jetzigen Kaisers
zu Münzzwecken gezeichnet hat, doch
soll das Resultat in Folge mangel-
hafter Wiedergabe der Vorlage durch
den Graveur hinter den Erwartungen
stark zurückgeblieben sein. Als ein
Lichtblick in der grauen Langeweile
des modernen deutschen Münzwesens
müssen wir, um gerecht zu sein, die Silberstücke bezeichnen, die
neuerdings für unsere ostafrikanischen Besitzungen geschlagen
wurden. Die Rückseite dieser Münzen mit der originellen
Darstellung eines Paradiesvogels kann man recht glücklich
nennen; sie sind ein interessantes Beispiel dafür, daß man
auf dem Gebiet der Prägetechnik auch ohne die herköinm-
liche Stilisirung der Formen hübsche, natürlich anmuthende
Effecte zu erzielen vermag.
22. Münchener
Kunstausstellungsmedaille;
von A. Börsch.
23. Scherzmedaille auf den
Besuch eines Elefanten in der
Münze zu München i. IA8SS,
k. Münzcabinet München.
Unsere kunstgewerblichen <I>ustenblWer.
Taf. ;. Tafelaufsatz. Entworfen und ausgeführt von Hof-
Silberarbeiter F. Har rach 6c Sohn. München.
Die Bestimmung dieses Tafelaufsatzes geht aus der auf deni
Sockel herumlaufenden Inschrift hervor: „Dem hochverdienten Director
Dr. Friedrich Volz zum 25 jährigen Jubiläum. Der Aufsichtsrath
der ba^er. vereinsbank." — Der figürliche Schmuck — oben „Justitia",
unten „Handel" und „Industrie" — deuten auf die berufliche Thätig-
keit des Jubilars, die grün emaillirten Schilde mit den Jahreszahlen
^87^ und \896 auf die Grenzjahre der bisherigen 25jährigen Thätig-
keit. Außer dem Bbelisken, dessen Kern ein herrlicher, wasserheller
Bergkrystall mit Irifirung bildet, besteht das Kunstwerk im Wesent-
lichen aus Silber; doch zeigen nur die nackten Theile der Figuren und
die Innenflächen der Muscheln die Silberfarbe, während alles Uebrige
eine Vergoldung erhalten hat, die in den unteren Partien stellenweise
in Brünirung übergeht. Neben dem ungemein reizvollen Aufbau trägt
gerade die Farbenvertheilung ein gut Theil zu der ansprechenden Wir-
kung des Meisterwerkes bei.
Höhe des Ganzen etwa 60 cm.
Taf. 2. Refektorium im Kloster zu Stein am Rhein.
Ausnahme und Zeichnung von Architekt Vtto Haßlinger, Karls-
ruhe. Näheres hierüber im Text Seite z.
Taf. z. Medaillen von Hofkammermedailleur
A. Scharff, Wien. (Aufnahme nach Gipsabgüssen.)
Schema der Tafel:
2 ; und 9. Medaille zur Enthüllung des Mozart-Denkmals
^ „ g in Wien.
2 9 2 und 7. Verdienstmedaille der Stadt Dresden.
8 5—s und s. Medaillen und Plakett für Privatpersonen.
Taf. >*. Vase. Entwurf von Bildhauer A. Amberg.
hierzu „Kunstgewerbliche Rundschau" Ar. I.
verantw. Red.: Prof. C. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Lunstgewerbe-Verein. — Druck und Verlag von R. Dldenbourg, München.
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der Münze zu benennen pflegt, müssen init diesen Gesichts-
punkten rechnen. Daß sich auf dem Gebiet der Münze nun
wirklich künstlerisches leisten läßt, das beweisen die Geld-
stücke aller Länder und Zeiten, in denen die Kunst sich
einer Blüthe zu erfreuen hatte. Obenan, was stilvolle
Gestaltung betrifft, stehen, wie allgemein bekannt, die
antikgriechischen Münzen, allen voran diejenigen Aiciliens.
Die besten Kenner sind einig in
ihrer Bewunderung. Welchen
Werth übrigens auf diese Werke
antiker Kleinkunst die Künstler
selbst legten, läßt sich aus den
Künstlerinschristen, den Signa-
turen der Autoren erkennen, die
sich auf vollendet schönen Exein-
plaren, allerdings an bescheidener
Stelle und in zartester Schrift,
beigesetzt finden. Zn der Renais-
sancezeit Italiens sehen wir be-
deutende Künstler nicht selten mit
Graviren von Münzstempeln beschäftigt, eine Thätigkeit,
die sie nicht von ferne als eine untergeordnete ansahen,
wie denn ein Benvenuto Eellini die von ihnr geschnittenen
Stenrpel nicht hoch genug anpreisen kann.
Ueber die modernen Münzen, zumal in Deutschland,
ist die Klage so allgemein, daß sie einer Erörterung kaum
bedarf. Die Vorschläge Einzelner haben so wenig wie die
Vorstellungen größerer Eorporationen eine Besserung herbei-
geführt; sie prallten ab an dein an sich gewiß nicht un-
berechtigten Eonservativismus, den die Behörde wohl oder
übel in Münzsachen bewahren muß. Dennoch ließen sich
innerhalb der nun einmal feststehenden Typik gefälligere
und geschmackvollere Leistungen erzielen, wollte man nur
wirkliche Künstler dafür heranziehen. Das geschieht selten
oder nie. And doch wissen wir, wie
sehr gerade die Künstlerwelt für
solche Fragen interessirt ist. Weniger
bekannt dürfte es sein, daß Lenbach
einmal das Profil des jetzigen Kaisers
zu Münzzwecken gezeichnet hat, doch
soll das Resultat in Folge mangel-
hafter Wiedergabe der Vorlage durch
den Graveur hinter den Erwartungen
stark zurückgeblieben sein. Als ein
Lichtblick in der grauen Langeweile
des modernen deutschen Münzwesens
müssen wir, um gerecht zu sein, die Silberstücke bezeichnen, die
neuerdings für unsere ostafrikanischen Besitzungen geschlagen
wurden. Die Rückseite dieser Münzen mit der originellen
Darstellung eines Paradiesvogels kann man recht glücklich
nennen; sie sind ein interessantes Beispiel dafür, daß man
auf dem Gebiet der Prägetechnik auch ohne die herköinm-
liche Stilisirung der Formen hübsche, natürlich anmuthende
Effecte zu erzielen vermag.
22. Münchener
Kunstausstellungsmedaille;
von A. Börsch.
23. Scherzmedaille auf den
Besuch eines Elefanten in der
Münze zu München i. IA8SS,
k. Münzcabinet München.
Unsere kunstgewerblichen <I>ustenblWer.
Taf. ;. Tafelaufsatz. Entworfen und ausgeführt von Hof-
Silberarbeiter F. Har rach 6c Sohn. München.
Die Bestimmung dieses Tafelaufsatzes geht aus der auf deni
Sockel herumlaufenden Inschrift hervor: „Dem hochverdienten Director
Dr. Friedrich Volz zum 25 jährigen Jubiläum. Der Aufsichtsrath
der ba^er. vereinsbank." — Der figürliche Schmuck — oben „Justitia",
unten „Handel" und „Industrie" — deuten auf die berufliche Thätig-
keit des Jubilars, die grün emaillirten Schilde mit den Jahreszahlen
^87^ und \896 auf die Grenzjahre der bisherigen 25jährigen Thätig-
keit. Außer dem Bbelisken, dessen Kern ein herrlicher, wasserheller
Bergkrystall mit Irifirung bildet, besteht das Kunstwerk im Wesent-
lichen aus Silber; doch zeigen nur die nackten Theile der Figuren und
die Innenflächen der Muscheln die Silberfarbe, während alles Uebrige
eine Vergoldung erhalten hat, die in den unteren Partien stellenweise
in Brünirung übergeht. Neben dem ungemein reizvollen Aufbau trägt
gerade die Farbenvertheilung ein gut Theil zu der ansprechenden Wir-
kung des Meisterwerkes bei.
Höhe des Ganzen etwa 60 cm.
Taf. 2. Refektorium im Kloster zu Stein am Rhein.
Ausnahme und Zeichnung von Architekt Vtto Haßlinger, Karls-
ruhe. Näheres hierüber im Text Seite z.
Taf. z. Medaillen von Hofkammermedailleur
A. Scharff, Wien. (Aufnahme nach Gipsabgüssen.)
Schema der Tafel:
2 ; und 9. Medaille zur Enthüllung des Mozart-Denkmals
^ „ g in Wien.
2 9 2 und 7. Verdienstmedaille der Stadt Dresden.
8 5—s und s. Medaillen und Plakett für Privatpersonen.
Taf. >*. Vase. Entwurf von Bildhauer A. Amberg.
hierzu „Kunstgewerbliche Rundschau" Ar. I.
verantw. Red.: Prof. C. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Lunstgewerbe-Verein. — Druck und Verlag von R. Dldenbourg, München.