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(67. Gitterabschluß des Stiegenhauses im Stifte St. Florian in Bber-Vestereich. Gezeichnet von W. Koletr.

E»pgrl und demaliW Kunst.

Port ist eine körperliche Aebung, die mit
Liebhaberei und um ihrer selbst willen be-
trieben wird. Die bei seiner Ausübung
häufig zu überwindende Gefahr, die hierfür
zu erringenden Fertigkeiten, machen den
Sport zu dem tüchtigsten und schneidigsten
Vergnügen, das es gibt. Pro patria est, dum ludere
videmur. Aber er muß auch als solches betrieben werden.
Seine Ausgabe ist, das Dasein genußreicher zu gestalten,
ihm neue Reize abzugewinnen, die Poesie körperlichen
Wagens und Gewinnens in die Prosa unserer Aultur-
zustände hineinzutragen. Das soll jede wahre Sportübung.

Gin ähnliches Ziel stecken wir der decorativen Aunst;
auch sie soll unser geistiges Auge klar und hell machen,
soll es schärfen zum Genüsse der unendlichen Erscheinungs-
welt, die uns umgibt. Darum ist es auch nicht aus-
geblieben, daß durch die Berührung dieser beiden, äußer-
lich so verschiedenen Lebensgebiete Werke entstanden, die
im Zusammenhang zu betrachten, lehrreich und interessant
sein dürfte.

Jede Araftbethätigung ist wohlgefällig. Dieser ästhe-
tische Grundsatz erklärt das unwillkürliche Interesse, das
wir alle an Sportübungen nehmen; dieses Interesse er-
streckt sich folgerichtig auch aus künstlerische, diesbezügliche
Darstellungen, dieselben mögen geartet sein, wie sie wollen.
Drei verschiedene Wege kann die decorative Aunst ein-

schlagen, um sportliche Motive zu verwenden. Sie kann
einmal den Menschen in der Ausübung begriffen dar-
stellen; es kann dies geschehen in modern realistischer
Weise, wobei die charakteristische Ausprägung des Aeußeren
wesentlich ist; oder es kann irgend ein historischer oder
fremdländischer pabitus veranschaulicht werden. Zum
zweiten kann sie eine künstlerische Aurschreibung anwenden,
indem sie die schlichte Menschenfigur durch eine allegorische
Gestalt ersetzt, hierzu bieten Stoff die antike Mythologie,
die mittelalterlichen Heiligenfiguren und die bunte Welt
der Fabelwesen, Zwittergeschöpfe von Mensch und Tier.
Endlich lassen wir uns wohl auch an einer bloßen bild-
lichen Andeutung genügen, wie sie das Sportwappen bietet
oder die aus gegenständlichen Dbjecten hergestellte Trophäe.
Gewisse Sportwerkzeuge haben wir uns sogar gewöhnt, in
zierlicher Nachbildung in Edelmetall als Schmuckstück zu
tragen.

Die Deutlichkeit der Darstellung namentlich bei Alle-
gorien — ein Punkt von nicht zu untersckfätzender Be-
deutung — wird gesteigert durch die Beigabe von Tieren,
Pflanzen, Geräten oder Naturgegenständen, die sich auf
den betreffenden Sportzweig beziehen, soweit dieselben in
der gewählten Technik zu bewältigen und künstlerisch schön
find. Jedoch darf der bildende Aünstler, der sich mit der-
artigen Arbeiten befaßt, den letzteren Standpunkt keines-
wegs einseitig geltend machen. Es wurde schon die

X

Zeitschrift des bayer. Runstgerverbe-Vereins München.

H6. Iahrg. *897. Heft 9. (Bg. *.)
 
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