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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 46.1897

DOI Artikel:
Gmelin, L.: Kunstgewerbliche Entwickelungsfragen, [2]
DOI Artikel:
Riegl, Alois: Sarazenische Holzschnitzerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7910#0058
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Punkten unterstützen, das aus Büchern Gelernte durch Vermehrung
der Gesichtspunkte erst recht befestigen, das tode Wissen zu lebendigem
Verstehen umwandeln. Und damit würde zu dem Verständniß
der Kleinkunst wenigstens ein mit dem übrigen Wissen zusammen-

hängendes Fundament gelegt. Einstweilen müssen wir es dem auf
den Kunstausstellungen vertretenen Kunsthandwerk überlassen, seine
Aufgabe als Erziehungsmittel an dem Publikum nach Möglichkeit
zu erfüllen. L. G.

((5. Lüneburger Rathhaus. Reliquienschrein. Aufnahme und Zeichnung von ks. ksaase.
ksöhe 24,5 cm, Länge 29 cm, Breite ;6 cm.

'MMisK OoWnihem.

von vr. Al. Riegl.


: holzgeschnitzte Thürfüllung, von etwa
einem Meter pöhe, die wir hier auf S. 55
abbilden, befindet sich gegenwärtig im
lVluseo nationale zu Palermo, und wurde
dahin erst in moderner Zeit aus dem
Palazzo Reale übertragen, so daß ihre
Provenienz vollkommen festfteht. Da schon die Flächen-
zerlegung in geometrische Tompartimente mittels spitzwink-
lig gebrochener und ineinander verschränkter Leisten die
Arbeit zweifellos als eine sarazenische erkennen läßt, so
wird nran kaum irre gehen, wenn man sich die Thür-
füllung durch sarazenische Arbeiter für den Palast der
Normannenkönige des zwölften Jahrhunderts entstanden

denkt; das späteste Datum wäre die Regierungszeit Fried-
rich's II., also die erste pälfte des dreizehntel, Jahrhunderts.

Der Freundlichkeit des Directors 5alinas verdanke ich
die Photographie, nach welcher unsere Abbildung her-
gestellt wurde. Die polzschnitzarbeit ist eine so feine und
delicate, daß ihr eine Reproduction in so kleinem Maß-
stabe, wie sie für diese Blätter geboten war, unmöglich
vollkommen gerecht werden konnte. Nichtsdestoweniger
entschloß ich mich mit der Veröffentlichung nicht länger
zu zögern, weil mir der Gegenstand aus mehr als eineni
Grunde überaus beachtenswerth erscheint.

Das Museum zu Palermo besitzt noch andere sara-
zenische Holzschnitzereien aus der Normannenzeit; die vor-
 
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