sind, läßt sich nicht feststellen. Anregung zu geben, war
ihre erste Aufgabe, und diese können sie noch heute er-
füllen. (Vgl. Abb. 29 u. 30.)
Natürlich kennt Berain, noch mehr Marot, den Spie-
gelleuchter auch und benutzt ihn als Deckung schmuckloser
wandflächen. Doch wie uns Furetiere schon 1688 schreibt,
war er allmählich aus der Mode gekommen. Um so mehr
benutzt ihn das deutsche Barock. Die Süddeutschen um-
schlingen ihn mit ihrem üppig schwellenden Akanthus, in
dessen Ranken Amoretten sich herumtummeln, und in dem
„fürstlichen Baumeister" von Paul Decker, dem Mitarbeiter
Schlüter's am Berliner Schloß, schmückt er die wände
des fürstlichen Lustschlosses. Doch auch hier hat sich schon
Berain's neue weife der Aaminbeleuchtung eingeführt.
Auf dem Kamin in dem „dritten Aufriß der Seite des
Vorgemachs an dem Audienzzimmer" erhebt sich ein Auf-
bau von Trophäen, auf dem Amor sitzt mit einem Leuchter
in der pand, ihm zur Seite Frauen mit palmzweigen und
Leuchtern auf dem Kopf.
Allmählich gleitet aus dem gemessenen, ernsten Schreiten
des Louis XIV. die französische Kunst in den zierlichen
Menuettschritt der Regence hinein, bevor sie sich ganz dem
kecken Wirbeltanz des Rococo hingibt. Altes und Neues
begegnen sich auf der gemeinsamen Brücke der vermitteln-
den Kunst zu Anfang des neuen Jahrhunderts. Noch
entwirft N. Pineau plagues, aber sie sind nicht mehr Tar-
touchen, auch nicht Spiegel; sie sind nur ein lockeres, leichtes
Rahmenwerk, umspielt von Masken und Köpfen, in dessen
lustige Drehungen und Wendungen das Glas sich einstigen
muß ,,pour repeter
Iss lumieres et repunclre plus cle
clarte cluus les upartemens". x)
Schon zeigen die Lichterarme des
Gppenord den verwegenen Schwung
kalligraphischer Schnörkel statt der
1) Vergl. Recueil des Oeuvres de
Nicolas Pineau. Paris, Rouveyre 1888.
2;. Wandleuchter im Musee
du Garde-Meuble (£outS XV.);
nach l’art pour tous.
geordneten Regelmäßigkeit der
Leuchterarme zuvor. Meist
entwickeln sie sich aus einer
Rosette, der eine decorativ
wirkende Stelle im Wand-
schmuck eingeräumt wird.
Aber daneben erscheinen auch
noch Berain'sche Motive, so
das Perauswachsen der Leuch-
terarme aus den Voluten des
Kaminaufsatzes, oder die aus
den Gewänden des Kamins
emportauchenden palbfiguren.
Eine sonderartige Schöpfung
der Regence sind die holz-
geschnitzten großenwandarme,
die, unten befestigt, wie die
Füße eines Eonsoltisches nach
oben schwingen, umklettert von
Amoretten, umschlungen von
Drachen, um oben auf einer
runden Platte, ähnlich den
torcberes (Leuchtertischchen)
— so nennt sie auch N. pineau
— Armleuchter zu tragen.
Auch das Rococo verwendet «aminspiegel mit wand-
.. ... ... ... .. leuchtern, nach J. Fr. Blond el.
sie; gewöhnlich schmucken sie
die Ecke des Zimmers oder ragen auch wohl von unten
her in die Mitte einer freien Wandfüllung hinein.
Zn dem organisch belebten Rahmenwerk des Rococo
findet der Wandleuchter noch engeren Anschluß. Gemäß
der vegetabilischen Natur des Rococo-Grnaments verwan-
deln sich auch die structiven Theile des Wandleuchters in
ein pflanzenhaft wachsendes Gebilde, waren in der Zeit
Louis' XIV. die einzelnen Bestandtheile des Geräths noch
mit merklichem Uebergange von einem zum anderen ge-
bildet, betonte die Regence noch ausdrücklich die Anlege-
fläche durch Rosetten oder andere Ansatzmotive, werden
figürliche Zuthaten noch streng als tragende Glieder ver-
wendet, so räumt das Rococo jetzt mit aller Ueberliefe-
rung auf. Anlegefläche, Arms, Lichthalter, Tülle, Alles
ist jetzt Gins, wie mit einem kecken Federzuge hingestrichen.
Gebildet wird das Geräth jetzt von jenem üppigen Kraut-
werk des Rococo, das in flotten Windungen emporschießt,
um wie zufällig an den Enden seine Schößlinge und
Blättchen zu einer Art von Tülle zusammenzulegen. Selten
tritt jetzt ein figürliches Element hinzu, wo es erscheint,
ist es in mehr spielende Beziehung zu den Lichterarmen
gesetzt (siehe Abb. 32 und 33). Neben Leuchterbildungen
aus dem für das Rococo so charakteristischen Stoffe, der
sich bald dem Gefüge der Muschel, bald einer pflanzlichen
Substanz nähert, begegnen uns ganz naturalistische Bil-
dungen, bei denen die Arme blattgeschmückten Zweigen
nachgebildet sind, zumeist geschmückt mit den beliebten
Porzellanblumen der Fabrik von Vincennes (Zevres).
Auch ganze aus Porzellan gebildete Wandleuchter, ja selbst
Schildleuchter kommen vor. (Vgl. den Schildleuchter aus
Ludwigsburger Porzellan, abgebildet in Seemann's Kunst-
gewerbeblatt j889 5. \2). Doch bleibt das vornehmste
Material die in herrlichem Goldglanze strahlende Bronce,
ihre erste Aufgabe, und diese können sie noch heute er-
füllen. (Vgl. Abb. 29 u. 30.)
Natürlich kennt Berain, noch mehr Marot, den Spie-
gelleuchter auch und benutzt ihn als Deckung schmuckloser
wandflächen. Doch wie uns Furetiere schon 1688 schreibt,
war er allmählich aus der Mode gekommen. Um so mehr
benutzt ihn das deutsche Barock. Die Süddeutschen um-
schlingen ihn mit ihrem üppig schwellenden Akanthus, in
dessen Ranken Amoretten sich herumtummeln, und in dem
„fürstlichen Baumeister" von Paul Decker, dem Mitarbeiter
Schlüter's am Berliner Schloß, schmückt er die wände
des fürstlichen Lustschlosses. Doch auch hier hat sich schon
Berain's neue weife der Aaminbeleuchtung eingeführt.
Auf dem Kamin in dem „dritten Aufriß der Seite des
Vorgemachs an dem Audienzzimmer" erhebt sich ein Auf-
bau von Trophäen, auf dem Amor sitzt mit einem Leuchter
in der pand, ihm zur Seite Frauen mit palmzweigen und
Leuchtern auf dem Kopf.
Allmählich gleitet aus dem gemessenen, ernsten Schreiten
des Louis XIV. die französische Kunst in den zierlichen
Menuettschritt der Regence hinein, bevor sie sich ganz dem
kecken Wirbeltanz des Rococo hingibt. Altes und Neues
begegnen sich auf der gemeinsamen Brücke der vermitteln-
den Kunst zu Anfang des neuen Jahrhunderts. Noch
entwirft N. Pineau plagues, aber sie sind nicht mehr Tar-
touchen, auch nicht Spiegel; sie sind nur ein lockeres, leichtes
Rahmenwerk, umspielt von Masken und Köpfen, in dessen
lustige Drehungen und Wendungen das Glas sich einstigen
muß ,,pour repeter
Iss lumieres et repunclre plus cle
clarte cluus les upartemens". x)
Schon zeigen die Lichterarme des
Gppenord den verwegenen Schwung
kalligraphischer Schnörkel statt der
1) Vergl. Recueil des Oeuvres de
Nicolas Pineau. Paris, Rouveyre 1888.
2;. Wandleuchter im Musee
du Garde-Meuble (£outS XV.);
nach l’art pour tous.
geordneten Regelmäßigkeit der
Leuchterarme zuvor. Meist
entwickeln sie sich aus einer
Rosette, der eine decorativ
wirkende Stelle im Wand-
schmuck eingeräumt wird.
Aber daneben erscheinen auch
noch Berain'sche Motive, so
das Perauswachsen der Leuch-
terarme aus den Voluten des
Kaminaufsatzes, oder die aus
den Gewänden des Kamins
emportauchenden palbfiguren.
Eine sonderartige Schöpfung
der Regence sind die holz-
geschnitzten großenwandarme,
die, unten befestigt, wie die
Füße eines Eonsoltisches nach
oben schwingen, umklettert von
Amoretten, umschlungen von
Drachen, um oben auf einer
runden Platte, ähnlich den
torcberes (Leuchtertischchen)
— so nennt sie auch N. pineau
— Armleuchter zu tragen.
Auch das Rococo verwendet «aminspiegel mit wand-
.. ... ... ... .. leuchtern, nach J. Fr. Blond el.
sie; gewöhnlich schmucken sie
die Ecke des Zimmers oder ragen auch wohl von unten
her in die Mitte einer freien Wandfüllung hinein.
Zn dem organisch belebten Rahmenwerk des Rococo
findet der Wandleuchter noch engeren Anschluß. Gemäß
der vegetabilischen Natur des Rococo-Grnaments verwan-
deln sich auch die structiven Theile des Wandleuchters in
ein pflanzenhaft wachsendes Gebilde, waren in der Zeit
Louis' XIV. die einzelnen Bestandtheile des Geräths noch
mit merklichem Uebergange von einem zum anderen ge-
bildet, betonte die Regence noch ausdrücklich die Anlege-
fläche durch Rosetten oder andere Ansatzmotive, werden
figürliche Zuthaten noch streng als tragende Glieder ver-
wendet, so räumt das Rococo jetzt mit aller Ueberliefe-
rung auf. Anlegefläche, Arms, Lichthalter, Tülle, Alles
ist jetzt Gins, wie mit einem kecken Federzuge hingestrichen.
Gebildet wird das Geräth jetzt von jenem üppigen Kraut-
werk des Rococo, das in flotten Windungen emporschießt,
um wie zufällig an den Enden seine Schößlinge und
Blättchen zu einer Art von Tülle zusammenzulegen. Selten
tritt jetzt ein figürliches Element hinzu, wo es erscheint,
ist es in mehr spielende Beziehung zu den Lichterarmen
gesetzt (siehe Abb. 32 und 33). Neben Leuchterbildungen
aus dem für das Rococo so charakteristischen Stoffe, der
sich bald dem Gefüge der Muschel, bald einer pflanzlichen
Substanz nähert, begegnen uns ganz naturalistische Bil-
dungen, bei denen die Arme blattgeschmückten Zweigen
nachgebildet sind, zumeist geschmückt mit den beliebten
Porzellanblumen der Fabrik von Vincennes (Zevres).
Auch ganze aus Porzellan gebildete Wandleuchter, ja selbst
Schildleuchter kommen vor. (Vgl. den Schildleuchter aus
Ludwigsburger Porzellan, abgebildet in Seemann's Kunst-
gewerbeblatt j889 5. \2). Doch bleibt das vornehmste
Material die in herrlichem Goldglanze strahlende Bronce,