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deren Wertschätzung der des kostbarsten Metalles
gleichkain.

Auch jetzt heftete sich der Wandleuchter an
die Umgebung des Kamins, über den jetzt regel-
mäßig ein großer Spiegel gesetzt ist, dessen Rahmen
aus überquellenden: Muschelwerk oder rein natu-
ralistischen Bildungen besteht. Aus diesen empor
schießenden Wellen des Muschel-
werkes und den umschlagenden

32—35. lvandlenchter in Rococo-
(32 u. 33) und Louis XVI. Stil
(3-1 u. 35).

Aa/T"

35.

Sprossen der Palme quellen un-
vermittelt wie Aeste aus dem
Stamme des Baumes als or-
ganische Glieder eines gemein-
samen Körpers die - Lichtarme
heraus, lustig um einander ge-
dreht, und begleiten entweder
außerhalb des Spiegels den Rah-
men oder beschauen sich im
Glase, woher der Strahl der
Kerzen zu ihnen zurückkehrt. Zu-
weilen wachsen sie auch in die
spiegellose Wandstäche hinein, überall mit ihren
bewegten Gurven sich dem hin- und herwogenden
Linienspiel anschmiegend, bisweilen bis hoch hin-
aus wie kletterndes Schlinggewächs die Wand
emporrankend. Wo der Wandleuchter ohne Zu-
sammenhang mit dem Rahmenwerk sich ansetzt,
vereinigt er sich mit anderen, hie und da die
Wandfläche belebenden Rococoschnörkeln zu ge-
meinsamem Accord oder er läßt sich, wie ein 35.

besonderen Zweck, das betreffende
Geräth zu beleuchten, erfüllen soll,
als auch da, wo er nur in den
allgemeinen Dienst der Erhellung
des Gemaches gestellt ist. Zn großen
Festsälen und Kirchen läßt er sich nicht selten in
Gestalt von Armleuchtern von den an Wand
und Säulen aufgestellten Statuen tragen.

Bon dem eleganten Schwünge der wie mit
einem flotten pinselstriche hingeworfenen Leuchter
des Louis XV. besitzen die deutschen Wandleuchter
nur wenig. Wie von unsicherer pand gezeichnet,
setzt sich ängstlichst Gurve an Gurve zusammen,
nichts von jener einheitlichen großen Linien-
führung ihrer französischen Genossen. Auch das
völlige Ausgehen der structiven Theile des Ge-
räthes in eine pflanzliche Substanz fehlt ihnen
zumeist. Die Arme bilden oft feste Stäbe, um
die sich Muschel- und Pflanzenwerk wie schlecht
sitzende Kleider anlegen. Für die Wandlung, die
mit dem Schildleuchter vor sich gegangen, bieten

Reim, vom Winde getragen und aus fremden
Boden geführt, auf aller Art von Geräth
nieder, auf die kleine Stutzuhr auf dem Kamin,
auf die stattliche Standuhr an der Wand; er
setzt sich an die Wandconsolen, die Basen und
anderen Schmuck tragen, an die
Schreibtische, sowohl dort, wo er den


32 u. 33 im IHufeo polbt pezzoli in Mailand.
34. privatbesitz in St. Petersburg (chines. Salon).
35. Schloß zu Versailles (Jagdzimmer).
 
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