<k\. Stillleben; Wandfüllung im Festsaal des bayer. Aunstgewerbevereins zu München.
Gemalt und gezeichnet von Bernh. Wenig.
von Georg Habich.
II. Neuere ausländische Medaillen.
Frankreich.
1 s gibt in Wahrheit nur in Frankreich
Graveure; die Ausstellung von f887 hat
es bewiesen," so schrieb kürzlich einer der
gefeiertesten Medailleure Frankreichs, Gskar
Roty an den Redacteur einer französischen
Zeitung. Eines von den vielen großen
Worten, die unsere westlichen Nachbarn so gelassen aus-
zusprechen lieben. Man kann sich eines Lächelns kaum er-
wehren, auch wenn man die Berechtigung des Ausspruchs,
cum grano salis natürlich, zuzugeben geneigt ist. Wir haben
gelegentlich unserer Betrachtung neuerer deutscher Medaillen
(siehe sseft f S. 7) Lobsprüche gespart in der Meinung, daß
ausgesprochene Selbstzufriedenheit der gefährlichste Feind
des Fortschritts und der Vervollkommnung fei. Immerhin
aber haben wir, obwohl doch das Interesse für künst-
lerische Gestaltuitg unseres Münz- uitd Medaillenwesens
kaum erst erwacht ist, bemerken können, daß allenthalben
sich junge Keime regten und alte Ansätze noch genug vor-
handen waren, um mit Sicherheit auf einen Aufschwung
rechnen zu können, sobald erst das Publikum durch regere
Nachfrage die Künstler zu häufigeren versuchen zu er-
muthigen beginnt. Schon ein flüchtiger Hinblick in unserer
Künstlerschaft lehrt, daß sich hier manches bemerkenswerthe
Talent für die Kunstmedaille verbirgt, das sich gewiß
lieber auf diesem vornehmen Gebiet, als auf anderen be-
thätigen würde, die nur Grenzgebiete der Kunst sind.
Das Technische freilich, auf das es bei der Medaille
so sehr ankommt, bedarf der Verfeinerung; denn hierin
sind wir in Deutschland, wie unumwunden zugegeben
werden muß, zurückgeblieben. Gern wird man da lernen
und sich belehren lassen, wo längere Tradition und reichere
Produktion bereits Gelegenheit gegeben haben, versuche zu
machen und Erfahrungen zu sammeln. Kein verständiger
wird sich scheuen, im Studium der bedeutendsten Meister
der inodernen Medaillenkunst in Paris das eigene Können
zu vervollkommnen, sozusagen das Handwerkszeug zu ver-
feinern, um nachher den eigenen künstlerischen Intentionen
einen desto präciseren und lebhafteren Ausdruck zu geben.
Aber auch den wird man nicht schelten, der im Gefühl,
daß individuelle Ausdrucksweise als erstes Merkmal ori-
ginaler künstlerischer Veranlagung auf's sorgfältigste zu
hüten ist, lieber bei den alten Meistern in die Schule geht,
deren technisch primitives, aber gerade in Bezug auf Technik
und Material höchst sinngemäßes Verfahren zur selbstän-
digen Fortbildung des Stils freie Bahn läßt und uner-
reichte Ziele auf neuen Wegen zu gewinnen verheißt.
42. Lhevreul-Medaille von Ringel d'IIlzach.
X
Zeitschrift des bayer. Annstgewerbe-Vereins München.
46. Iahrg. J89?. Heft 3. (Bg.
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Gemalt und gezeichnet von Bernh. Wenig.
von Georg Habich.
II. Neuere ausländische Medaillen.
Frankreich.
1 s gibt in Wahrheit nur in Frankreich
Graveure; die Ausstellung von f887 hat
es bewiesen," so schrieb kürzlich einer der
gefeiertesten Medailleure Frankreichs, Gskar
Roty an den Redacteur einer französischen
Zeitung. Eines von den vielen großen
Worten, die unsere westlichen Nachbarn so gelassen aus-
zusprechen lieben. Man kann sich eines Lächelns kaum er-
wehren, auch wenn man die Berechtigung des Ausspruchs,
cum grano salis natürlich, zuzugeben geneigt ist. Wir haben
gelegentlich unserer Betrachtung neuerer deutscher Medaillen
(siehe sseft f S. 7) Lobsprüche gespart in der Meinung, daß
ausgesprochene Selbstzufriedenheit der gefährlichste Feind
des Fortschritts und der Vervollkommnung fei. Immerhin
aber haben wir, obwohl doch das Interesse für künst-
lerische Gestaltuitg unseres Münz- uitd Medaillenwesens
kaum erst erwacht ist, bemerken können, daß allenthalben
sich junge Keime regten und alte Ansätze noch genug vor-
handen waren, um mit Sicherheit auf einen Aufschwung
rechnen zu können, sobald erst das Publikum durch regere
Nachfrage die Künstler zu häufigeren versuchen zu er-
muthigen beginnt. Schon ein flüchtiger Hinblick in unserer
Künstlerschaft lehrt, daß sich hier manches bemerkenswerthe
Talent für die Kunstmedaille verbirgt, das sich gewiß
lieber auf diesem vornehmen Gebiet, als auf anderen be-
thätigen würde, die nur Grenzgebiete der Kunst sind.
Das Technische freilich, auf das es bei der Medaille
so sehr ankommt, bedarf der Verfeinerung; denn hierin
sind wir in Deutschland, wie unumwunden zugegeben
werden muß, zurückgeblieben. Gern wird man da lernen
und sich belehren lassen, wo längere Tradition und reichere
Produktion bereits Gelegenheit gegeben haben, versuche zu
machen und Erfahrungen zu sammeln. Kein verständiger
wird sich scheuen, im Studium der bedeutendsten Meister
der inodernen Medaillenkunst in Paris das eigene Können
zu vervollkommnen, sozusagen das Handwerkszeug zu ver-
feinern, um nachher den eigenen künstlerischen Intentionen
einen desto präciseren und lebhafteren Ausdruck zu geben.
Aber auch den wird man nicht schelten, der im Gefühl,
daß individuelle Ausdrucksweise als erstes Merkmal ori-
ginaler künstlerischer Veranlagung auf's sorgfältigste zu
hüten ist, lieber bei den alten Meistern in die Schule geht,
deren technisch primitives, aber gerade in Bezug auf Technik
und Material höchst sinngemäßes Verfahren zur selbstän-
digen Fortbildung des Stils freie Bahn läßt und uner-
reichte Ziele auf neuen Wegen zu gewinnen verheißt.
42. Lhevreul-Medaille von Ringel d'IIlzach.
X
Zeitschrift des bayer. Annstgewerbe-Vereins München.
46. Iahrg. J89?. Heft 3. (Bg.
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