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70. Randornament der degenifeer Passionen von ^97.

(etwa 2/., der wirkt. Größe.)

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Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-Vereins München. $6. Iahrg. 189?. ^eft (Bg. ^.)

KilNilvHikMNgM

dkt SWiiullmi des i;. JaWiliiderts.

von Prof. Or. Berthold Rrehl.

ie Buchmalerei des
fb. Jahrhunderts
wurde bisher wenig
berücksichtigt, ob-
^ ^ wohl sie eine der

Ö ' reichsten und inter-
essantesten Perioden dieses liebens-
würdigen Runstzweiges bildet und
ihre äußerst zahlreichen Denkmale
eine Fülle künstlerischer Anregung
und historischer Belehrung bieten.
Die Geschichte der Malerei des
späten Mittelalters pflegt man vor
allein an den Tafelgemälden zu
entwickeln, daneben aber beachtete
man mit Borgfalt die Holzschnitte
und Rupferstiche als die interessanten
Vorläufer der großen Werke des
f6. Jahrhunderts auf diesen Ge-
bieten. 3n der Buchmalerei aber,
die allerdings weiterhin durch die
vervielfältigenden Rünste an Be-
deutung einbüßte, glaubte man ledig-
lich einen absterbenden Zweig mittel-
alterlicher Runstthätigkeit zu sehen,
dem man höchstens in seinen glän-
zendsten Werken, wie den französi-
schen und namentlich den nieder-
ländischen Miniaturen, einige Be-

achtung schenkte. Wenn aber auch die Buchmalerei im
sö. Zahrh. nicht mehr jene leitende Stellung einnahm, wie
in früheren Jahrhunderten, so führen ihre Denkmale doch
sehr eigenartig in den künstlerischen Charakter des Jahr-
hunderts ein, und an ihr, die durch das ganze Mittelalter
blühte, deren Entwicklung während desselben wir heute
noch Schritt für Schritt verfolgen können, ist es besonders
interessant, Studien über das Jahrhundert zu machen'.

Das Jahrhundert wird in der Runstgeschichte
durch die übliche Scheidung in Mittelalter und Renaissance
meist so stark, wie keine andere Periode, auseinander-
gerissen. Zn der Florentiner Runstzone gehört es ganz der
Frührenaissance an, in Gberitalien zu einem guten Theil,
während es im Norden den Schluß des Mittelalters bildet,
zugleich aber doch auch hier den Anbruch der neuen Zeit
gar vielfach vorbereitet. Man blickt daher selten auf
diese Zeit als ein in sich geschlossenes Ganze, und doch ist
sie gerade durch diese Gegensätze als Ganzes so interessant.

Aber nicht nur historisch sind die Schätze der Buch-
malerei des Jahrhunderts von Bedeutung, sondern,
wie die Werke jeder bedeuten-
den Periode, geben sie auch
dein Rünstler mannigfache
Anregung. Und heute mag
es wohl besonders locken,
dieselben zu studiren; gehören
sie doch einer Periode an,
von der die gegenwärtige
Runst so vielfach lernt, deren
 
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