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Name klingt gleich ehrenvoll
im Auslands wie in Deutsch-
land, das sich in diesen: Sohne
glücklich schätzen dars.
Betrachten wir nun, wie
sich Sattler's Eigenart, sein
Studium, sein Geist in seinen
Merken spiegelt. Mas unser
Staunen zuerst herausfordert,
wenn wir Sattler's Merke
durchblättern, ist etwas rein
Aeußerliches, die Vielseitigkeit.
Sattler ist eben keiner von
jenen Künstlern, vor denen
leider auch unsere Akademien
nicht verschont sind, die, nachdem sie einmal einen glück-
lichen Wurf gemacht haben, den Wurf bald nach dieser,
bald nach jener Richtung wiederholen und so mit einer
geradezu tädtlichen Langweile
aus ihren Merken uns entgegen-
treten; solch' schnödes Schaffen
weist der ehrliche Sattler zurück.
Bei einem Talent, wie es Sattler
besitzt, hätte er es in seiner
^rühzeit wohl besser haben
können, aber seine Eigenart
den: momentanen Geschmack,
der Mode oder dem Wunsche
eines von der Natur anders
veranlagten Lehrers oder Vor-
standes unterzuordnen, das
widersprach dem jungen Aünst-
ler. Allzuklar war er sich seines
Zieles bewußt. „FreiesArbeiten,
freies Schaffen, freie Aufträge",
das war sein steter Wunsch.
Daß bei diesem steten Drang
nach freiem Schaffen die Sorge
um das Dasein oft den jungen
Aünstler mit rauher pand er-
griff, mag wohl der Grund mit
dafür sein, daß ein herber,
91-
satyrischer Zug in Sattler's
Merk sich schlich. Wir dür-
fen wohl annehmen, daß
der Keim davon schon dem
Aünstler angeboren war,
ähnlich wie die Sucht nach
dem Düsteren, Schauer-
lichen, Mystischen; äußere
Umstände aber brachten
eben diese Aeime erst ganz
zur Entfaltung. Körnten
wir Sattler's Werke, etwa
seinen Todtentanz, vollauf
würdigen, wenn wir uns
nicht erinnern, daß er einen
Edgar Poe in jungen Zähren illustrirt hatte? Wie viele
verwandte Züge tragen die düsteren Phantasien Beider in
sich. Möchte man nicht Poe's Novelle „Das vcrrätherische
perz" mit Sattler's Zeichnung
„Die Augenhöhle des Pessi-
misten "vergleichen? Nichtetwa,
daß Sattler Poe abgeschrieben
oder nachgeahmt hätte, viel-
mehr sei die Vermuthung aus-
gesprochen, daß Sattler's an-
geborene Phantasie sich an den
psychologischen Meisterwerken
Poe's nährte und durch die
düsteren Phantasien erstarkte.
Und in ähnlicher Meise müssen
wir auch Sattler's persönlichen
Verkehr mit Permann Lingg
weniger als befruchtend, denn
als nährend bezeichnen. Bei
diefein Uebermaaß von Phan-
tasie, welches in Sattler stets
wuchs, mußte Zbsen's Peer
Gyut mit seinem Problem votn
Uebermaaß der Phantasie, die
sich nur „beim Dichter oder
Aünstler productiv zu entladen
vermag", begeisternd auf Sattler
wirket: und zugleich det: Trieb, sich seines Phantasien-
reichthunts — ohne irgend äußerlichen Zwang und Rück-
halt -— zu bedienen, erhöhen. Pier müssen wir uns neben
demI„Todtsntanz" natttentlich der leider iticht publizirten
Pest- und Tholerascenen, der Episoden aus der Revolutions-
0)2.
8I. Bücherzeichen des A. Marzloff.
(Aus Sattler und tvarnecke a. a. G.;
s. Abb. 83.)
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Name klingt gleich ehrenvoll
im Auslands wie in Deutsch-
land, das sich in diesen: Sohne
glücklich schätzen dars.
Betrachten wir nun, wie
sich Sattler's Eigenart, sein
Studium, sein Geist in seinen
Merken spiegelt. Mas unser
Staunen zuerst herausfordert,
wenn wir Sattler's Merke
durchblättern, ist etwas rein
Aeußerliches, die Vielseitigkeit.
Sattler ist eben keiner von
jenen Künstlern, vor denen
leider auch unsere Akademien
nicht verschont sind, die, nachdem sie einmal einen glück-
lichen Wurf gemacht haben, den Wurf bald nach dieser,
bald nach jener Richtung wiederholen und so mit einer
geradezu tädtlichen Langweile
aus ihren Merken uns entgegen-
treten; solch' schnödes Schaffen
weist der ehrliche Sattler zurück.
Bei einem Talent, wie es Sattler
besitzt, hätte er es in seiner
^rühzeit wohl besser haben
können, aber seine Eigenart
den: momentanen Geschmack,
der Mode oder dem Wunsche
eines von der Natur anders
veranlagten Lehrers oder Vor-
standes unterzuordnen, das
widersprach dem jungen Aünst-
ler. Allzuklar war er sich seines
Zieles bewußt. „FreiesArbeiten,
freies Schaffen, freie Aufträge",
das war sein steter Wunsch.
Daß bei diesem steten Drang
nach freiem Schaffen die Sorge
um das Dasein oft den jungen
Aünstler mit rauher pand er-
griff, mag wohl der Grund mit
dafür sein, daß ein herber,
91-
satyrischer Zug in Sattler's
Merk sich schlich. Wir dür-
fen wohl annehmen, daß
der Keim davon schon dem
Aünstler angeboren war,
ähnlich wie die Sucht nach
dem Düsteren, Schauer-
lichen, Mystischen; äußere
Umstände aber brachten
eben diese Aeime erst ganz
zur Entfaltung. Körnten
wir Sattler's Werke, etwa
seinen Todtentanz, vollauf
würdigen, wenn wir uns
nicht erinnern, daß er einen
Edgar Poe in jungen Zähren illustrirt hatte? Wie viele
verwandte Züge tragen die düsteren Phantasien Beider in
sich. Möchte man nicht Poe's Novelle „Das vcrrätherische
perz" mit Sattler's Zeichnung
„Die Augenhöhle des Pessi-
misten "vergleichen? Nichtetwa,
daß Sattler Poe abgeschrieben
oder nachgeahmt hätte, viel-
mehr sei die Vermuthung aus-
gesprochen, daß Sattler's an-
geborene Phantasie sich an den
psychologischen Meisterwerken
Poe's nährte und durch die
düsteren Phantasien erstarkte.
Und in ähnlicher Meise müssen
wir auch Sattler's persönlichen
Verkehr mit Permann Lingg
weniger als befruchtend, denn
als nährend bezeichnen. Bei
diefein Uebermaaß von Phan-
tasie, welches in Sattler stets
wuchs, mußte Zbsen's Peer
Gyut mit seinem Problem votn
Uebermaaß der Phantasie, die
sich nur „beim Dichter oder
Aünstler productiv zu entladen
vermag", begeisternd auf Sattler
wirket: und zugleich det: Trieb, sich seines Phantasien-
reichthunts — ohne irgend äußerlichen Zwang und Rück-
halt -— zu bedienen, erhöhen. Pier müssen wir uns neben
demI„Todtsntanz" natttentlich der leider iticht publizirten
Pest- und Tholerascenen, der Episoden aus der Revolutions-
0)2.
8I. Bücherzeichen des A. Marzloff.
(Aus Sattler und tvarnecke a. a. G.;
s. Abb. 83.)
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