;oo. Kopfleiste aus der Kunstzeitschrift „pan". („Durcheinander", Z0.)
des Besitzers einfach ornamental zu verwerthen oder einem
Wahl- oder Sinnspruch zeichnerisch sichtbaren Ausdruck zu
verleihen; vielmehr wechseln bei Sattler die verschieden-
artigsten Erfindungen, indem er bald auf den Berus des
Besitzers anspielt, wie etwa bei der Büchermarke des
Druckers „I. Krämer in Kehl
am Rhein", oder jener des
Or. med. p. B. (Abb. 95).
Die erste zeigt uns einen
Drucker im mittelalterlichen
Tostüm mit einer kleinen
Handpresse beschäftigt; die
zweite stellt ein Gerippe dar,
das mächtige Bände herbei
schleppt. Bald führt uns das
Exlibris eine ganze Bücherei
in liebenswürdiger Detailli-
rung mit Tisch und Schrank,
mit Licht und Bank,- mit
Tinte und Feder vor, gerade
wie es Meister Sachs in seinem
Hausrath singt: Ein Schreib-
zeug, Tinten, Hapir und
Sigel — Die Bibel und andere
Bücher mehr — Zu Kurtz-
weil und sittlicher Lehr.
Andere Büchermarken, z. B.
jene vonG.A.Süß jAbb.90),
zeigen uns vor einer sonni-
gen Landschaft mit Burgen
und Dörfern ausgeschlagene
Bücher und Urkunden,
gerade wie wenn wir da-
raus die Geschichte dieser
Landschaft studiren sollten
oder könnten. Jede ein-
zelne Büchermarke zeugt
für Sattler's Bielseitigkeit.
Dabei steht zumeist das ornamentale Beiwerk in innigem,
lebendigein Zusammenhänge mit der Hauptsache; so bilden
bei den Exlibris des Architekten H. H. A. Wentzel Motive
eines Grundrisses die Umrahmung; bei der Büchermarke
des Tonvents 5t. Leonhard, die uns einen Mönchskopf
im profil zeigt, legt sich in bezeichnender Meise das Attri-
but des heiligen Leonhard, eine Kette, als Rahmen um
den Kopf (Abb. 9^)- Besonders charakteristisch in seiner
geradezu cläffischen Einfachheit und trefflichen Erfindung
ist das Exlibris I. Maj. der deutschen Kaiserin, das
uns in der Art der fürstlichen Handmale auf alten Ur-
kunden die Anfangsbuchstaben des Namens der Kaiserin
zeigt.
Nicht selten begnügt sich Sattler in seinen Bücher-
zeichen nur mit einen: charakteristischen Kopf; das treff-
lichste dieser Art ist wohl jenes mit dem Tardinalswappen,
ein en face gezeichneter, bartloser Kopf von energischen
Zügen, der uns unwillkürlich an Holbein gemahnt. Die
„Kleinkunst" spricht uns hier
in einer Art von Größe
und Monumentalität an
wie auf keinen: anderen Blatte
dieser Kunst aus Sattler's
Hand. (Abb. 85.)
Zn engem Zusammenhangs
mit den Exlibris stehen Satt-
ler's Büchervignetten. Schon
gelegentlich der Besprechung
der Geschichte der rheinischen
Städtecultur von Heinr. Boos
wurde auf den Reiz der
Form und den geistigen
Gehalt oft der bescheidensten
Vignette hingewiesen. Wie
glücklich weiß Sattler seine
Titelblätter, seine Kopf-
leisten, seine Initialen dem
Inhalte des Buches oder
einzelner Kapitel oder Ge-
dichte anzupassen! Allgemein
bekannt sind ja die origi-
nellen Zierleisten aus den
Fliegenden Blättern für die
„Gedankenspähne" (Abb.8^)
und „Gedankensplitter".
Wie oft behandelte Sattler
das gleiche Motiv und
doch wie verschieden und
jedesmal gleich originell!
Von anderen Kopfleisten
seien nur jene aus den
Fliegenden Bilderbogen „Quelle", aus den Elsässer Bilder-
bogen, dem „Modernen Todtentanz" und der Kunstzeit-
schrift „Pan" erwähnt. (Abb. 98 und fOO.) Welch eine
Größe der Auffassung spricht aus der den: Gedichte:
Rabbi Ieschuah von D. v. Lilienkron vorgedruckten Leiste
(Pan (895), welche den Vers verkörpern: „Der Tod hat
sich ins Kraut zum Schlaf gestreckt — Reumüthig liegt
die Sense neben ihm." Es muthet die Leiste selbst wie
ein mächtiges, von Schwermuth durchhauchtes Gedicht an.
Gleich vielseitig erweist sich Sattler in seinen Buchinitialen.
Sie gestatten zumeist einen Seherblick auf das, was die der
Initiale folgenden Worte künden, sie wollen die Stinunung,
die das kommende Tapitel heischt, mit festen: Griffel
LPOD'BRTTmR M LBc KT I
G£ß■ ' $.04- C6ST U72
;0:. Aus 3. Sattler’s „Meine Harmonie"
\
/
des Besitzers einfach ornamental zu verwerthen oder einem
Wahl- oder Sinnspruch zeichnerisch sichtbaren Ausdruck zu
verleihen; vielmehr wechseln bei Sattler die verschieden-
artigsten Erfindungen, indem er bald auf den Berus des
Besitzers anspielt, wie etwa bei der Büchermarke des
Druckers „I. Krämer in Kehl
am Rhein", oder jener des
Or. med. p. B. (Abb. 95).
Die erste zeigt uns einen
Drucker im mittelalterlichen
Tostüm mit einer kleinen
Handpresse beschäftigt; die
zweite stellt ein Gerippe dar,
das mächtige Bände herbei
schleppt. Bald führt uns das
Exlibris eine ganze Bücherei
in liebenswürdiger Detailli-
rung mit Tisch und Schrank,
mit Licht und Bank,- mit
Tinte und Feder vor, gerade
wie es Meister Sachs in seinem
Hausrath singt: Ein Schreib-
zeug, Tinten, Hapir und
Sigel — Die Bibel und andere
Bücher mehr — Zu Kurtz-
weil und sittlicher Lehr.
Andere Büchermarken, z. B.
jene vonG.A.Süß jAbb.90),
zeigen uns vor einer sonni-
gen Landschaft mit Burgen
und Dörfern ausgeschlagene
Bücher und Urkunden,
gerade wie wenn wir da-
raus die Geschichte dieser
Landschaft studiren sollten
oder könnten. Jede ein-
zelne Büchermarke zeugt
für Sattler's Bielseitigkeit.
Dabei steht zumeist das ornamentale Beiwerk in innigem,
lebendigein Zusammenhänge mit der Hauptsache; so bilden
bei den Exlibris des Architekten H. H. A. Wentzel Motive
eines Grundrisses die Umrahmung; bei der Büchermarke
des Tonvents 5t. Leonhard, die uns einen Mönchskopf
im profil zeigt, legt sich in bezeichnender Meise das Attri-
but des heiligen Leonhard, eine Kette, als Rahmen um
den Kopf (Abb. 9^)- Besonders charakteristisch in seiner
geradezu cläffischen Einfachheit und trefflichen Erfindung
ist das Exlibris I. Maj. der deutschen Kaiserin, das
uns in der Art der fürstlichen Handmale auf alten Ur-
kunden die Anfangsbuchstaben des Namens der Kaiserin
zeigt.
Nicht selten begnügt sich Sattler in seinen Bücher-
zeichen nur mit einen: charakteristischen Kopf; das treff-
lichste dieser Art ist wohl jenes mit dem Tardinalswappen,
ein en face gezeichneter, bartloser Kopf von energischen
Zügen, der uns unwillkürlich an Holbein gemahnt. Die
„Kleinkunst" spricht uns hier
in einer Art von Größe
und Monumentalität an
wie auf keinen: anderen Blatte
dieser Kunst aus Sattler's
Hand. (Abb. 85.)
Zn engem Zusammenhangs
mit den Exlibris stehen Satt-
ler's Büchervignetten. Schon
gelegentlich der Besprechung
der Geschichte der rheinischen
Städtecultur von Heinr. Boos
wurde auf den Reiz der
Form und den geistigen
Gehalt oft der bescheidensten
Vignette hingewiesen. Wie
glücklich weiß Sattler seine
Titelblätter, seine Kopf-
leisten, seine Initialen dem
Inhalte des Buches oder
einzelner Kapitel oder Ge-
dichte anzupassen! Allgemein
bekannt sind ja die origi-
nellen Zierleisten aus den
Fliegenden Blättern für die
„Gedankenspähne" (Abb.8^)
und „Gedankensplitter".
Wie oft behandelte Sattler
das gleiche Motiv und
doch wie verschieden und
jedesmal gleich originell!
Von anderen Kopfleisten
seien nur jene aus den
Fliegenden Bilderbogen „Quelle", aus den Elsässer Bilder-
bogen, dem „Modernen Todtentanz" und der Kunstzeit-
schrift „Pan" erwähnt. (Abb. 98 und fOO.) Welch eine
Größe der Auffassung spricht aus der den: Gedichte:
Rabbi Ieschuah von D. v. Lilienkron vorgedruckten Leiste
(Pan (895), welche den Vers verkörpern: „Der Tod hat
sich ins Kraut zum Schlaf gestreckt — Reumüthig liegt
die Sense neben ihm." Es muthet die Leiste selbst wie
ein mächtiges, von Schwermuth durchhauchtes Gedicht an.
Gleich vielseitig erweist sich Sattler in seinen Buchinitialen.
Sie gestatten zumeist einen Seherblick auf das, was die der
Initiale folgenden Worte künden, sie wollen die Stinunung,
die das kommende Tapitel heischt, mit festen: Griffel
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;0:. Aus 3. Sattler’s „Meine Harmonie"
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