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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 46.1897

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Leiningen-Westerburg, Karl E. zu: Bibliothekzeichen: nach einem im bayer. Kunstgewerbeverein gehaltenen Vortrag über Exlibris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7910#0065
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viel bessere Blätter mit ästhetisch schönen Zeichnungen, ja
stellenweise mit kleinen Au n st werken!

Man wendet auch heute noch bei Adeligen und
Bürgerlichen (— Wappen sind bekanntlich kein Vorrecht
des Adels! —), bei Staats», Stadt- oder Alosterbibliotheken
gerne das stets zierende, betreffende Wappen an, aber
daneben findet man auch Bibliothek- und Zimmer-
ansichten, Landschaften, symbolische Zeichnungen, Alle-
gorieen, portraits —• kurz, alles das vereinigt und zu
gleicher Zeit, was frühere Jahrhunderte einzeln oder
vorwiegend nur in gewissen Perioden anwendeten. Der
individuelle Geschmack ist heutzutage vorherrschend, und
mit Recht ist mit der dominirenden Vorherrschaft einer
stets sklavisch nachzubildenden „Schablone" gebrochen.

Die Herstellungsverfahren bezüglich unserer Ex
Libris entsprechen dem Fortgang der Techniken. Zuerst
herrschte allein der Holzschnitt, der meist ein kräftiges
Bild abgab, dann kam Aupferstich und Radirung, die
mehr Feinheit ermöglichten. Der einfache Letternbuchdruck
ging nebenher; es folgte in unserem Jahrhundert der
Steindruck und heutzutage benützt man außer dein auch
heute noch ausgeübten polzschnitt und Aupferstich die
Radirung, die Photographie, die Zinkographie, Litho-
graphie, Thromolithographie u. s. w. zur Perstellung der
Bibliothekzeichen.

Was die Verfertiger anbelangt, so sind die aller-
ersten meist unbekannt geblieben, aber im (6. Jahr-
hundert hat ein Albr. Dürer bereits ca. 20 Ex Libris
gezeichnet! Burgkmair, Beham, Tranach, Polbein,
Schäuffelin, Solls, Amman, dann Sadeler, Sibmacher,
Thodowiecki, Weil, Nilfon, ja selbst Goethe, ferner Burger,
Richter, Bendemann, Bürkner haben es ganz natürlich
gefunden, daß sie ihre Ärmst auch der ExEibris-Zeichnung
widmeten. Zn unseren Tagen erachten endlich wieder und
erfreulicherweise auch bedeutende deutsche Aünstler die
Bibliothekzeichen nicht für ein zu kleines unscheinbares
oder ihrer Blühe unwürdiges Ding, sondern verwenden
Fleiß und Liebe auch nicht ungern auf unsere wenig um-
fangreichen Werkchen. Zch nenne von Münchenern die
perren palnr, Pupp, Gube, Greiner, Rickelt, Trier, Diez,
Niemeyer, Anton Seitz, Gradl, Damberger, Areidolf,
pankok, Orlik, — unseren allverehrten Meister Rudolf
Seitz vernrissen wir leider noch unter den Ex Eibris-Aünstlern,
doch hoffentlich nicht mehr lange? ■— Von Nürnbergern
seienAühn, Daumerlang und painmer erwähnt, von Berlinern
Döpler, pildebrandt (dieser fleißige deutsche Ex Libris-
Zeichner hat bereits über (00 Ex Libris gefertigt!), Becker,
Staffen, Otto, Maeß (aus München), Leckster, Voigt, Sattler,
dann p. Thoma (diesen Aünstler hatte ich die Freude,
zum Zeichnen von Ex Libris angeregt zu haben) und
Luthmer-Frankfurt, Max Alinger-Plagwitz, Behrens-Tassel,
Gehrts - Düsseldorf, Spindler-Straßburg, Vogeler-Worps-
wede, peil und Taspari-Weimar, Arahl und Ströhl-
Wien u. f. w. Treibt es da nicht Manchen, daß er sich
selbst mahnt: „Du mußt doch auch einmal eins zeichnen!"?
Zch könnte aus der neuesten Zeit über (00 mehr oder
minder hervorragende Ex Libris - Zeichner nennen; sind
doch seit {87\ in Deutschland ca. (600 neue Ex Libris
entstanden, Anno 1(895 z. B. allein (90! Vor 6—7 Zähren
waren uns die Engländer noch über, sowohl an Zahl

der Zeichner und Blätter, als auch an zeichnerischem Werth
und Originellität moderner Ex Libris; nunmehr haben
wir sie erreicht, wenn nicht überholt.

Zch komme nun zur Beschreibung eines Bibliothek-
zeichens unserer Tage: Gb dasselbe rein heraldisch

[26. (vgl. S. 63.)

oder inehr genrebildartig, ■— solid altmodisch oder modern-
frei, — allegorisch, symbolisch, ja mystisch aussehen soll,
darüber läßt sich eine bindende Vorschrift nicht machen;
denn das ist ganz allein Sache individuellen Geschmackes
und eigenen Willens. Mahnend aber kann man das be-
tonen, daß man die meistens kleine Zeichnung nicht über-
laden soll mit gar zu vielen Beziehungen, Anspielungen
und persönlichen Geheimnissen; wenig wird auch hierin
oft besser als viel sein. Auch hüte man sich davor, daß
die Phantasie nicht gar zu sehr mit Einem durchgeht;
denn bezuglose Verrücktheiten passen nun doch nicht
auf ein Bibliothekzeichen I

Wählt man nur heraldische Ausstattung durch
Familien- oder Grtswappen, so fehle niemals der Name;
denn anonyme Wappen, wie sie im vorigen Zahrhundert
Vorkommen, sind als Ex Libris so ziemlich ein Unsinn,

\27. Zeichnung von <D. ffupx. (vgl. S. 63.)

da nur äußerst wenige Personen Wappen der Familie
nach kennen. Der Name gehört in erster Linie auf
jedes Ex Libris; denn sonst erfüllt es ja seinen Paupt-
zweck, den Besitzer des Buches zu nennen, in keiner
 
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