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Brüstungen rc., endlich die anfangs farbigen Stuckflächen,
die zuletzt bei der weichen plastischen Deckenausschmückung in
reines Weiß ausklingen. Zu dem festlichen Eindruck dieses
Raumes trägt die Fülle von Licht, welche zu dem elliptischen
Oberlicht hereinströmt, einen großen Theil bei; die Wirkung
wird aber ungenrein gesteigert (.dadurch, daß man bei
Eintritt ,tn diese Halle erst die mäßig beleuchteten Vor-
hallen und Eorridore durchqueren nruß. Zn den meisten
Fällen ergab sich dieses Halbdunkel, welches die Eentral-
halle umgibt, von selbst; das durch zwei Stockwerke hin-
durchgehende Nordvestibul dagegen erhält sein geheimniß-
volles Halbdmrkel durch die großen über den Portalflügeln
zelheiten. Die Ausführung der letzteren mußte namentlich
in Anbetracht der Aürze der Zeit auf zahlreiche "Kräfte
vertheilt werden; daß die Einheit des Charakters dennoch
gewahrt blieb, ist ein Beweis für die Festigkeit und Sicher-
heit, mit welcher der Baumeister die Zügel zu führen
wußte. Die Warmorarbeiten kamen von der Actien-
gesellschaft Aiefer in Aiefersfelden; die Stuckmarmor-
arbeiten, sowie eine Reihe von ornamentalen Stuckaturen
in den Eorridoren gingen aus E. Fischer's Bildhauer-
atelier hervor;— den Stuckolustro, aus welchem einzelne
Theile der Wände, die Brüstungspostamente, Treppen-
archivolten bestehen, wurden von Weipert dc Nowotny
;<*5. Gewölbestuckaturen in den Lorridoren bei der Zentralhalle (II. Stock).
angebrachten Oberlichter, die eine ganz neue und eigen-
artige Verglasung zeigen. Es galt hier, das Licht mög-
lichst zu dämpfen; da dies aber durch die Wahl farbigen
Glases allein nicht in gewünschtem Grade zu erreichen
war, so mußte das Verhältniß der von Glas und Fassung
bedeckten Fläche zu Gunsten der letzteren verschoben werden.
Verbleiungen in der verlangten Breite von 2 cm erwiesen
sich als undurchführbar, und so blieb nichts übrig, als
die Fassung aus ausgeschnittenen Eichenholzplatten her-
zustellen. Wenn man aus der von Licht durchströmten
Eentralhalle den Blick nach dem Nordeingang wendet,
dann begreift man, wie nothwendig diese teppichartige
Verkleidung der großen Gberlichtflächen für die Wirkung
der Vorhalle war, und alle Hinweise darauf, daß dem
Barockstil, der sonst dem Bau als Richtschnur gedient hat,
derartige Verglasungen fremd waren, vermögen die Be-
rechtigung solchen Vorgehens nicht zu erschüttern.
Unsere Abbildungen ({$2—s^8) geben eine hinreichend
deutliche Vorstellung von der Eentralhalle und ihren Ein-
hergestellt, ebenso ein Theil der Stuckaturen in den an-
stoßenden Eorridoren des dritten Stockes (an den Gewölben
und über den Thürsn). Den Hauptantheil an der bild-
nerischen Ausschmückung der Eentralhalle hat indessen
Ernst Pfeifer, dessen Leitung überhaupt die gesammte
plastisch-ornamentale Ausstattung des Baues unterstellt
war; speciell in der Eentralhalle rühren von ihm her die
Stuckaturen an der Decke, die Reliefs an den obersten
Pfeilern (die sich zum Theil eng an Alt-Ukünchener Vor-
bilder anschließen), die Ornamente an den Balkonen und
den steigenden Gewölbegurten. Die figürlichen Gruppen
auf den Brüstungen der Treppenpodeste modellirte Prof.
Syrius Eberle. Zu diesen Gruppen muß bemerkt werden,
daß ursprünglich in deren Witte Eandelaber angenommen
waren; da sich aber gelegentlich der Nachtarbeit heraus-
stellte, daß einerseits diese Beleuchtung alle Schattenwirkung
der oberen Parthien vernichten würde, andererseits eine
centrale, wenn auch hochliegende Lichtquelle bei genügender
Lichtstärke billigen Anforderungen an die Beleuchtung der
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