\H7. Lorridor bei der Jentralhalle (III. Stock).
aber hier in vollem Maaße geschehen. Nicht nur elasti-
schere Gewächse, wie Seerosen, Winden, Glockenblumen,
Epheu, schmiegen sich hier natürlich und gesällig an die
Gewälbestächen an, sondern auch gerade wachsende
Pflanzen, wie Malve, Sonnenblume, Schilf, haben sich dem
künstlerischen Willen gefügt, ohne ihrer Natur untreu zu
werden. — Als drittes bedeutsames Moment bei diesen
Stuckaturen ist deren technische Perstellung zu betrachten.
Am liebsten hätte der Meister wohl jedes Gewölbefeld
anders gestaltet; daß ihm das ein Leichtes gewesen wäre,
beweist die Schnelligkeit, mit der die verschiedenen Muster
entstanden sind; aber die Finanzverhältnisse wiesen kate-
gorisch darauf hin, daß zu einem freien Aufträgen in
Stuck die Geldmittel nicht ausreichten, — und so war
man gezwungen, auf solche Mannigfaltigkeit zu verzichten,
alle sich wiederholenden Ornamente einmal in Thon
direct auf die Gewölbe anzutragen und dann, nachdem
der Baumeister selbst deren Ausführung überwacht und
gutgeheißen hatte, abzugießen. — Ebenso wurden die
Gewölbeansänger ((5 Varianten) und Thürnischen-Orna-
mente (8 Varianten) ausgeführt. (Abb. (50—(6(.) An
den Stuckaturen sind ferner betheiligt A. Völker und
Maile & Blersch; elfterer fertigte einen Theil der-
selben im Südvestibul, im Erdgeschoß und I. Stock der
Tentralhalle, sowie der Treppengewälbe daselbst. Maile
und Blersch fertigten im Osttreppenhaus (f. Abb. (62) den
^s. Gewölbestuckaturen in den Lorridoren bei der Zentralhalle.
(II. Stock.)
umliegenden Treppen und Torridore entspräche, so wurden
die Tandelaber durch goldene Bäume ersetzt, in deren
Gezweig nur kleine Glühlämpchen eingeschmuggelt sind.
Wie schon oben bemerkt, ist auf die Farbenstimmung
der ganzen Tentralhalle großes Gewicht gelegt worden.
Neben den kräftigen Farben des Marmors konnte das
reine Weiß des Gipsstucks unmöglich bestehen; dasselbe
mußte deshalb durch leichte Tönung mit seiner Umgebung
in Einklang gebracht werden. Darum haben Brüstungen,
Figurengruppen, Wandflächen leichte polychromirung er-
halten und selbst bei den obersten Deckenstuckaturen hat
der Grund eine — allerdings nur dem geschärften Auge
wahrnehmbare Tönung erhalten, wodurch sich die Reliefs
deutlicher vom Grunde abheben. Besonders nothwendig
erschien aber diese tonige Trennung von Relief und Grund
an den Gewölben der Torridore um die Tentralhalle, wo
dieselben wegen der vorliegenden Treppenläufe nur mäßig
erhellt sind. Unter Einschränkung auf eine oder zwei
Farben, die (neben den: Weiß) hier das Ornament, dort
den Grund bedecken, sind da Wirkungen erzielt, die eine
außergewöhnliche Zartheit der Tontraste mit völliger
Klarheit des Ornaments vereinigen.
Diese Gewölbe st uckaturen verdienen eine ganz
besonders aufmerksame Betrachtung aus verschiedenen
Gründen. Zunächst weil sie einen Einblick gewähren in
die Phantasie des Künstlers, die sich hier auf decorativem
Gebiet als eine ungemein fruchtbare, unerschöpfliche er-
weist; Altes und Neues, conventionelles Barock und fröh-
licher Naturalismus vereinigen sich hier zu einen: mannig-
faltigen, aber immer harmonischen Spiel. Dann aber
beweist eben die sreimüthige Benutzung der heimischen
Flora als Decorationselement durch die Thal, daß man
die verschiedensten natürlichen Gebilde decorativ verwenden
kann, wenn man dieselben nur den durch das Material
und die Technik bedingten Aenderungen unterwirft. Dies ist
aber hier in vollem Maaße geschehen. Nicht nur elasti-
schere Gewächse, wie Seerosen, Winden, Glockenblumen,
Epheu, schmiegen sich hier natürlich und gesällig an die
Gewälbestächen an, sondern auch gerade wachsende
Pflanzen, wie Malve, Sonnenblume, Schilf, haben sich dem
künstlerischen Willen gefügt, ohne ihrer Natur untreu zu
werden. — Als drittes bedeutsames Moment bei diesen
Stuckaturen ist deren technische Perstellung zu betrachten.
Am liebsten hätte der Meister wohl jedes Gewölbefeld
anders gestaltet; daß ihm das ein Leichtes gewesen wäre,
beweist die Schnelligkeit, mit der die verschiedenen Muster
entstanden sind; aber die Finanzverhältnisse wiesen kate-
gorisch darauf hin, daß zu einem freien Aufträgen in
Stuck die Geldmittel nicht ausreichten, — und so war
man gezwungen, auf solche Mannigfaltigkeit zu verzichten,
alle sich wiederholenden Ornamente einmal in Thon
direct auf die Gewölbe anzutragen und dann, nachdem
der Baumeister selbst deren Ausführung überwacht und
gutgeheißen hatte, abzugießen. — Ebenso wurden die
Gewölbeansänger ((5 Varianten) und Thürnischen-Orna-
mente (8 Varianten) ausgeführt. (Abb. (50—(6(.) An
den Stuckaturen sind ferner betheiligt A. Völker und
Maile & Blersch; elfterer fertigte einen Theil der-
selben im Südvestibul, im Erdgeschoß und I. Stock der
Tentralhalle, sowie der Treppengewälbe daselbst. Maile
und Blersch fertigten im Osttreppenhaus (f. Abb. (62) den
^s. Gewölbestuckaturen in den Lorridoren bei der Zentralhalle.
(II. Stock.)
umliegenden Treppen und Torridore entspräche, so wurden
die Tandelaber durch goldene Bäume ersetzt, in deren
Gezweig nur kleine Glühlämpchen eingeschmuggelt sind.
Wie schon oben bemerkt, ist auf die Farbenstimmung
der ganzen Tentralhalle großes Gewicht gelegt worden.
Neben den kräftigen Farben des Marmors konnte das
reine Weiß des Gipsstucks unmöglich bestehen; dasselbe
mußte deshalb durch leichte Tönung mit seiner Umgebung
in Einklang gebracht werden. Darum haben Brüstungen,
Figurengruppen, Wandflächen leichte polychromirung er-
halten und selbst bei den obersten Deckenstuckaturen hat
der Grund eine — allerdings nur dem geschärften Auge
wahrnehmbare Tönung erhalten, wodurch sich die Reliefs
deutlicher vom Grunde abheben. Besonders nothwendig
erschien aber diese tonige Trennung von Relief und Grund
an den Gewölben der Torridore um die Tentralhalle, wo
dieselben wegen der vorliegenden Treppenläufe nur mäßig
erhellt sind. Unter Einschränkung auf eine oder zwei
Farben, die (neben den: Weiß) hier das Ornament, dort
den Grund bedecken, sind da Wirkungen erzielt, die eine
außergewöhnliche Zartheit der Tontraste mit völliger
Klarheit des Ornaments vereinigen.
Diese Gewölbe st uckaturen verdienen eine ganz
besonders aufmerksame Betrachtung aus verschiedenen
Gründen. Zunächst weil sie einen Einblick gewähren in
die Phantasie des Künstlers, die sich hier auf decorativem
Gebiet als eine ungemein fruchtbare, unerschöpfliche er-
weist; Altes und Neues, conventionelles Barock und fröh-
licher Naturalismus vereinigen sich hier zu einen: mannig-
faltigen, aber immer harmonischen Spiel. Dann aber
beweist eben die sreimüthige Benutzung der heimischen
Flora als Decorationselement durch die Thal, daß man
die verschiedensten natürlichen Gebilde decorativ verwenden
kann, wenn man dieselben nur den durch das Material
und die Technik bedingten Aenderungen unterwirft. Dies ist