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müssen wir unterscheiden zwischen der wirklichen, zur
Innendecoration verwendeten Trophäe und dem in
graphischer Darstellung als Vignette oder in der Deco-
rationsmalerei verwendeten Trophäenmotiv. Zur Her-
stellung der wirklichen Trophäe verwendet man die Jagd-
geräthe, -Waffen, -Körner und -Taschen und die haltbaren
Theile der Jagdbeute, also die Gehörne, mit oder ohne
Schädelskelett, ferner die Krallen, die Zähne, die ganze
paut. Ts können dabei Waffen der verschiedensten Zeit-
perioden verwendet werden, wenn sie nur dekorativ wirken.

Die Trophäe in der künstlerischen Darstellung ist na-
türlich noch viel freier; sie kann das ganze erlegte Thier

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{72. Silberstatuette; modern französisch, (b'-rnniertzs freies.)

verwenden, wobei sie sich mit dem Jagdstillleben berührt
und kann als pflanzliche Symbole der Jagd das Eichen-
laub und das ernste Tannenreis hinzufügen. Tinzeln
werden diese Embleme auch als Wappenfiguren ver-
wendet: Der pubertushirfch, vogelkralle und Fuchseisen,
gekreuzte Gewehre, aufrechtstehende Armbrust mit zwei
Pfeilen und Anderes mehr. Pier mag auch eines für
Jagdliebhaber besonders geeigneten Zimmerschmuckes ge-
dacht werden; der Aufstellung ausgestopfter Thiere. Die
Taxidermie, die Kunst des Ausstopfens, ist ja neuerdings
eine wirkliche Kunst geworden, vorweg in England und
Amerika. Aber der Jagdbestiffene will auch seine eigene
Person jagdmäßig geschmückt sehen. Er pflanzt sich den
Spielhahnstoß auf den put und hängt gefaßte Pirsch-
oder Eberzähne, Raubthierkrallen u. s. w. an die Uhrkette.

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Für kunstvolleren Schmuck sorgt unsere Bijouterie in aus-
reichendem Maaße. Es läßt sich hierzu jedes Jagdemblem
verwenden, wenn es nur einfach und deutlich genug ist.
Tigaretten- oder Tabakdosen mit Jagddarstellungen, Uhren-
anhänger und perrenmedaillons mit Pundeköpfen u. dgl.
dienen zum Schmuck des jagdliebenden Sportsman.

Der Reitsport zerfällt in das Schulreiten, in die
parforcereiterei und die Wettrennen. Das Schulreiten
war der Reitsport des \7. und f8. Jahrhunderts; Italien
und besonders Spanien excellirten darin. Jetzt ist die
Schulreiterei so zienllich ausgestorben; was in: Tirkus
noch derartiges vorgeführt wird, ist gering und verdient
den Namen nicht. Unsere perrenreiter ziehen es vor,
hinter dem Fuchse über Stock und Stein, durch Dick und
Dünn zu jagen oder auf dem Rennplätze unter An-
spannung der äußersten Kraft von Wann und Roß um
die Palme zu ringen.

Für die Veranschaulichung des Reitsports sind Roß
und Reiter ein untheilbares Ganzes. Wir können uns
den Jäger, den Ruderer für sich allein vorstellen mit den
nöthigen Geräthen und Emblemen, und es gibt ein wohl-
gefälliges deutliches Bild. Der Reiter ohne Pferd, etwa
mit Sporen und Reitpeitsche ausgestattet, ist eine nichts-
sagende Erscheinung, etwas palbes, Unausgesprochenes.
Eine eigene Tracht hat der Reiter nicht, wenn man nicht
die bekannte Jockeytracht dafür anfehen will. Etwas
ritterlicher als diese letztere — aber nicht viel — ist die
Tracht des parforcejägers. Das Pferd soll das schönste
Thier sein, das es gibt. Aber es hat mehr Sehnen und
Knochen als Muskeln und ist deßhalb ornamental schwer
verwendbar. Die moderne Sattelung und Zäumung,
sowie Reitpeitsche, Sporen, pufeisen u. dgl. sind in ihrer
glatten, praktischen Eleganz an sich ganz und gar un-
decorativ. Künstlerischen Werthgehalt, der es zum Mr-
nament geeignet erscheinen läßt, hat nur inittelalterliches
oder orieutalisches Reitzeug.

Kaum ein anderer Sportzweig bietet dem Kunst-
gewerbe, vor Allem der Goldschmiedekunst, jahraus, jahr-
ein so viel Aufgaben an Ehrenpreisen, als der Renn-
betrieb. Aber das zu behandelnde Material ist ein sehr
sprödes, wie schon aus dem vorhergegangenen erhellt,
so spröde, daß eine ganze Gattung von Rennpreisen —
und vielleicht gerade die künstlerisch hervorragendsten —
auf jede sportliche Bezugnahme verzichtet und sich damit
begnügt, den Begriff des Siegespreises durch eine lor-
beer- oder palmenspendende Figur zu versinnbildlichen.

Wohl das älteste derartige Gesäß ist die sog. Preis-
vase des Andokides, eine antike Vase, deren Malereien
junge (wohl spartanische?) Mädchen darstellen, die sich
zum Wettrennen, Ringen u, s. w. rüsten. Das König!,
historische Museum zu Dresden enthält einen Kokosnuß-
pokal, der, beabsichtigt oder nicht, als dem Reitsport ge-
widmet erscheint. Der Nodus ist mit rund gearbeiteten
Pferdeköpfen verziert, auf dem Deckel erhebt sich, in der
eigenthümlichen Stellung der sog. Pesade, ein gesatteltes
und gezäumtes Pferd, mit all den Schönheitserfordernissen
ausgerüstet, die jene Zeit (das p. Jahrhundert) an edeln
Pferden schätzte. Pferde in Reliefdarstellung verwenden
die Engländer gerne auf ihren Rennpreisen; wenn sich
die Darstellung dabei in einem Bande rundum zieht, so
 
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