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Blinkenberg, Christian
Archaeologische Studien — Kopenhagen: Gyldendal [u.a.], 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52553#0064
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gefunden. Über die Fundverhältnisse liegen keine genaueren
Angaben vor; es ist ganz unbekannt, wie das Relief an Ort
und Stelle angebracht und verwendet gewesen ist. Kurz
nach der Auffindung kam es in die Sammlung des Fürsten
Torlonia in Rom, wo es der Öffentlichkeit so gut wie unzu-
gänglich ist. Meine Kenntnis davon beruht auf dem Abguss
des Berliner Museums; nach diesem Abguss ist durch das
Entgegenkommen der Museumsverwaltung die Abbildung her-
gestellt.
Die Breite der Marmorplatte beträgt 67, die Höhe im
jetzigen Zustande 40 Centimeter. Wie viel oben fehlt, lässt
sich nicht mit vollkommener Sicherheit abschätzen; doch
kann die ursprüngliche Höhe nicht wesentlich geringer als die
Breite gewesen sein. Die Platte ist nur 2 Ctm., die Fuss-
leiste 4 Ctm. dick.
Den Mittelpunkt der Komposition bildet ein jugendlicher,
unbärtiger Reiter, der sein Pferd am Zügel führt. Er trägt
den leichten Mantel, der aus vielen anderen Reiterdarstel-
lungen der griechischen Kunst bekannt ist; den Kopf bedeckt
ein Hut, der im alten Griechenland besonders ausserhalb der
Stadt, auf der Jagd und auf Reisen, getragen wurde. In der
Linken hält der Reiter eine kurze Reitgerte. Dem Pferde
folgt ein Hund von einer Rasse, die unseren Windhunden
ähnlich sieht; Bildwerke verschiedener Art zeigen, dass es der
gewöhnliche Jagdhund der alten Griechen war. Vor dem
Pferde ist eine kleine Erhöhung sichtbar. Sie stellt nicht,
wie es beim ersten Blick scheinen könnte, einen natürlichen
Stein dar, der auf der Erde liegt, sondern eine besondere,
einfache Form des Altars (έσχάρα), die beim Heroskult ver-
wendet wurde. Diese Altarform findet sich recht häufig
abgebildet in Votivreliefs, die Heroen geweiht waren, mö-
gen sie nur von einem einzelnen Geschlecht verehrt worden
sein oder einen öffentlichen Kultus gehabt haben (wie The-
seus u. a.); im Heroenheiligtum in Olympia wurde ein Altar
dieser Art aufgefunden mit einer aufgemalten, oft erneuerten
Aufschrift, die ihn als Eigentum »des Heros« oder »der
 
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