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Blümner, Hugo
Archaeologische Studien zu Lucian — Breslau, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5088#0040
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— 37 —

auseinander, in jenem Gemäkle des Zeuxis sei das das von Zeuxis
neu erfundene Motiv und zugleich das mdavov cldvratov gewesen,
dass er die Centauren., die von den früheren Künstlern wild und roh
dargestellt worden wären, gesittet und menschenähnlich gemalt hätte.
Seine Auseinandersetzung lautet an der zweiten Stelle wörtlich: „Die
Kunst vor Zeuxis hatte sich in der Bildung von Centauren schon vielfach
versucht, aber fast überall war man in ihrer Ckaracterisiruung vom
Begriff des Halbthierischen ausgegangen. Obwohl zum Theil mit mensch-
lichem Körper begabt, sind diese Geschöpfe in ihrer Sinnlichkeit,
Rohheit und Leidenschaftlichkeit mehr Thiere als Menschen, und diesen
Grundzug bewahren sie nicht blos in den Metopen des Parthenon,
sondern meistens auch in den Werken viel späterer Zeit1). Zeuxis
dagegen, sagt Lucian, strebte immer etwas Neues zu erfinden, sann
auf Ungewöhnliches und Fremdartiges und wollte darin die höchste
Vollendung der Kunst zeigen. So verfuhr er nun gerade bei seinem
Centaurenbildc: er ging im Widerstreit mit der bisherigen Kunstübung
vom Begriff des Halbmenschlichen aus; obwohl von halbthierischer
Gestalt sind die Centauren des Zeuxis in ihren Gefühlen, Leidenschaften
u. s. w. rein menschlich etc."

Was Aristoteles vom Zeuxis sagt, steht mit dem, was Brunn hier
an ihm hervorhebt, in gar keiner Beziehung. Es ist nichts Unmög-
liches, dass die Centauren mild und mit menschlichen Sitten begabt
dargestellt werden; vielmehr liegt jenes jti&avov ädvvarov darin,
dass eben Centauren gemalt werden, ein Geschlecht lebender Wesen,
die nur von der Phantasie erzeugt und im wirklichen Leben nicht an-
zutreffen sind2). Was Aristoteles am Zeuxis lobt, ist — auf diesen
speciellen Fall angewandt — das, dass er diese Phantasiegebilde so
vortrefflich zu malen verstand, dass sie dem Beschauer nicht mehr als
Phantasiegebilde erschienen, sondern als Wesen, die wirklich zu irgend
einer Zeit an irgend einem Orte leben könnten, kurz, dass er das
Unmögliche als glaubhaft darzustellen wusste3). Vgl. Zeux. 6: xal ?}

'1 Vgl. Luc. Proru. es in verb. 5: ov yaQ av cpairjg inegacxöv xl £<3ov xovxl
yivto&ctL (die Centauren), ccXXd xal vßQieroxaxov, li XQV mexivsiv xolg icoyqa-
<poig iniösixvvnivoig xig naooivlag xal arpayäg avxäv.

) Gerade das betont Lucian öfters-; vgl. Prom. es in verb. 5: äXXoxoxov xr\v
§vv&t]xijv.^ llcrmot. 72: ovxt ytvö/iiva ovxe 7zcöiror& ywio&ai Svväfitva. Ebend.
£,(va xal aXXixoxa. Bis accus. 32: ovv&txöv xi xal äivov. Fugit. 10: cvv&txöv
xl xal [iixxöv. Audi Dio Chrysost. spricht in diesem Sinne mehrfach von Centauren:
or. IV p, 184 (II): äXXoxoxa xiv.va . xb xeov KtvxavQCov yivog, ■jtolxü.ov xal avfi-
nsyOQTjfisvov, ebend. Sav/iacxä xal aloya toixöxa xolg Ktvxavqotg- XXXII,
P- 666: itOLxiXov xl xal Seivlv9rjQtov. (Mit dieser Stelle stimmt Luc. Hermot. 72
last wörtlich überein). Die Vergleicbung mit den Centauren scheint bei den dama-
ligen Khctoren sehr beliebt gewesen zu sein. (Vgl. Luc. Dial. mort. 16, 4).

3) Vgl. Philostr. sen. imagg. II. 2: Tnnov äv&Qtöna avfißaXelv ftav/ia ovSiv
evvaXü-ipai fifjv xal hväaaL xal Siadovvai afiqpa X.rjytLv xal uQyjc&aL xal Siacptv-
yuv zovg acpQaXiiovg. si xö xeQ/ut xov äv&QÜmov iXiy%oitv, uya9ov, oifiai,

J(OV(3CWjr)OU.
 
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