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Blum, Gerd
Hans von Marées: autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne — München, Berlin, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.14541#0094

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III. Bilder aus der Zeil des Bruches mit Hildebrand (1874—1875)

ren Brief an seinen Mäzen heißt es: »Vergönnt es uns das Schicksal noch einige
Jahre zusammen zu wirken, so wird das für unsere Kunst nicht ohne grosse Bedeu-
tung sein.«4 Marees schreibt euphorisch über seine Zusammenarbeit mit Hilde-
brand, mit dem zusammen ihm innerhalb eines Sommers die Ausmalung eines gan-
zen Saales gelang, während er am Dresdner Porträt Irene Koppels über ein Jahr
lang gearbeitet hatte und schließlich sein Scheitern erkennen musste: »Wir sind
uns gegenseitig nur Ergänzungen, eigentlich nur eine Person, dass kommt daher,
dass wir uns beide nur einer Sache gewidmet haben.«5 Marees empfindet zudem
die Gesellschaft des Jüngeren als »wohlthätig, weil ich weiss, dass er meinen Wert
erkennt und anerkennt«.6 7 Auch Hildebrand fühle sich »glücklich in unseren ge-
meinschaftlichen Unternehmungen«. ‘

III. 1.1. Pläne für eine Fortsetzung der Lebensgemeinschaft mit Hildebrand
Ein Ausdruck des von Hildebrand zunächst noch geteilten Wunsches, diese Ge-
meinschaft fortzusetzen, war der seit Ende 1873 sich konkretisierende Plan für
einen gemeinsamen Wohnsitz im ehemaligen Kloster San Francesco oberhalb von
Florenz. Auch hier sollte die Zusammenarbeit in der gemeinschaftlichen »künst-
lerischen Ausschmückung« der Bäume gipfeln - in Fresken, die »einer Stadt wie
Florenz würdig« sein sollten.8 Bernhard Sattler schreibt in seinen Ann(den:
»Hildebrand und Marees [hatten] wieder beschlossen, wie einst in Rom
und dann in Berlin zusammenzubleiben und Marees folgte daher Hilde-
brand Ende November nach Florenz. Marees sucht sich ein Atelier und fin-
det bald das Gewünschte in dem alten (1803 aufgehobenen) Kloster San
Francesco. Am 6.12. schreibt Hildebrand von der Entdeckung an Fiedler.
[...] Hildebrand plant das Kloster zu kaufen und Marees ersteigert es
schließlich am 25. Februar des kommenden Jahres für Hildebrand, der es
mit der Unterstützung Fiedlers erwirbt. Im April 1874 gibt Hildebrand sein
altes Atelier vor der Porta San Gallo auf und richtet sich ein neues in
S. Francesco ein.«
Marees, Hildebrand und nun auch Fiedler »beschliessen den nächsten Winter in
San Francesco zu verbringen und überlegen die Ausgestaltung und Instandsetzung
des arg verwahrlosten Hauses«9. Bevor jedoch Hildebrand im Frühjahr 1874 in
sein neues Atelier einzog, kam es mit Marees zu einem folgenreichen Streit um
Irene Koppel.
4 Ebd.
5 An Frau Tauber (Mutter von Melanie Tauber), 5. Juli 1873; Meier-Graefe 1909 — 1910, Bd. 111,
S. 74. Marees schien die Freundschaft zu Hildebrand in einer »unzerstörbaren Gemeinschaft
der Sache« gegründet (Hildebrand an Fiedler, 14. Juli 1875 [BSB, Hildebrand-Nachlass; nicht
bei Hildebrand/Fiedler 1927 abgedruckt]).
6 An Fiedler, 8. September 1873: Meier-Graefe 1909 — 1910, Bd. III, S. 81.
7 An Fiedler, 20. Juli 1873: Meier-Graefe 1909-1910, Bd. 111, S. 78.

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