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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0015
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— 7 -

Grund seiner Arbeiten ist der schöne Aufsatz Burger's über die Künstler-
Familie Hals (Gazette des Beaux-Arts 1868. März, Mai, November) ent-,
standen, das letzte dankenswerthe Vermäclitniss des rastlosen Forschers
eine Arbeit, auf die ich noch mannigfach werde zurückkommen müssen.
Indem ich über die nähern Details auf diese beiden Werke verweise, will
ich auf Grund derselben in einer kurzen biographischen Skizze einen
allgemeinen Ueberblick über das Leben und den Charakter des Meisters
F. Hals geben, so weit wir ein solches Bild eben nach diesen urkund-
lichen Forschungen gewinnen können.

Frans Hals stammt aus einer alten Patrizierfamilie Haarlems, deren
Mitglieder sich bis auf den Vater des Frans fast 200 Jahre lang in den
höchsten Aemtern der Stadt nachweisen lassen. Im Jahre 1579 veiiiessen
die Eltern des Meisters die Stadt Haarlem, vielleicht aus Anlass der
Kriegsunruhen, und begaben sich nach Antwerpen. Hier wurde Frans
geboren, nicht in Mecheln, und zwar nach der allgemeinen Annahme im
Jahre 1584. Doch fehlen uns darüber wie überhaupt für die Zeit seiner
Jugend bisher jegliche urkundliche Anhalte. Diese bekommen wir
erst mit dem Jahre 1611, in welchem der Meister einen Sohn von
seiner Frau Anneke Hermans zu Haarlem taufen lässt. Wann Frans
Hals nach Haarlem zurück gekehrt war, darüber fehlt uns jede sichere
Nachricht, vermuthlich jedoch schon seit einer Keihe von Jahren, da der
bereits im Jahre 1604 zu Haarlem verstorbene Karel van Mander als der
Lehrer des F. Hals angegeben wird, und da auch ein anderes Mitglied
seiner Familie, „Joost Hals van Antwerpen" genannt, bereits im Jahre
1608 in Haarlem wieder ansässig ist. Die nächsten Nachrichten, welche
wir über den Meister bekommen, sind nicht gerade ehrenvoll für ihn.
Am 20. Februar 1616 erscheint derselbe auf eine Vorladung wegen Miss-
handlung seiner Gattin vor dem Magistrat und verspricht „sich zu bessern
und sich der Trunkenheit und ähnlicher Ausschweifungen zu enthalten."
Wenige Tage darauf stirbt seine Frau; nach Verlauf von kaum einem
Jahre verheirathet sich der Meister wieder am 12. Februar 1617 mit
Lysbeth Reyniers und schon nach neun Tagen macht ihn dieselbe zum Vater.
Nehmen wir hierzu noch die verschiedenen Nachrichten über seine Ver-
mögensverhältnisse, namentlich den Umstand, dass im Jahre 1652 das
Mobiliar und die Gemälde des Meisters zu Gunsten eines Bäckers wegen
rückständiger Schulden und vorgestreckter Gelder im Betrage von 200
Carolus-Gulden versteigert werden mussten, so gewinnen wir daraus, wie
v. d. Willigen sehr bezeichnend sich ausdrückt, „das Bild eines Mannes
ohne Regel und Grundsätze, der zwar aus guter Familie in guten Manie-
ren und guten Sitten aufgewachsen ist, ohne sie jedoch sehr zu würdigen;
 
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