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Altchristliehe Plastik

(um 300 bis 600 n. Ch.).

as Auftreten und der schliefsliche Sieg des Christentums,
welches die alte Welt zertrümmerte und eine neue Kultur an
seine Stelle setzte, hat zur Belebung der Kunst zunächst nicht
beigetragen. Die künstlerische Schöpfungskraft war im west-
römischen Reiche zur Zeit Konstantin's schon völlig erloschen;
die Kunst, zumal die bildnerische, welche recht eigentlich die
Kunst der Antike gewesen war, zehrte von Traditionen, welche
mehr und mehr verblafsten; und in den immer roheren und
empfindungsloseren, immer spärlicheren Nachbildungen verlor
sich allmählich auch die handwerksmäfsige Fertigkeit. Für den
Bronzegufs fehlte es, von Werken der Kleinkunst abgesehen, an
Ausdauer und technischem Können, für die Ausführung von
Freifiguren überhaupt an künstlerischem Vermögen; die bild-
nerische Thätigkeit wurde daher bald auf das Relief beschränkt,
und auch dieses wurde vorwiegend im Kleinen ausgeführt.

Die christliche Religion war schon
an sich für eine plastische Gestaltung
ihrer Ideen und Gestalten wenig geeignet
und einer solchen durch ihren Zusammen-
hang mit dem mosaischen Gesetz nicht
zugeneigt; sie wurde in Folge dessen
von den grofsen monumentalen Werken,
welche die Anerkennung des Christen-
tums als Staatsreligion notwendig machte,
so gut wie ganz ausgeschlossen. Aber
auch der greisenhafte Zustand der Zeit,
das Fehlen jeder erfinderischen Kraft in
der Kunst für die Aufgaben, welche
durch das Christentum und die christ-
liche Staatskirche erwuchsen, machte ein
Zurückgehen auf antike Vorbilder und
teilweise selbst Motive, ja eine knech-
tische Entlehnung derselben notwendig.
Selbst die Aufgaben blieben im Grunde
die alten; man erfüllte sie nur mit neuem

i. Bronzestatuette
des hl. Petrus.
 
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