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Künstler in Neapel u. Sicilien: Laurana u. Gagini.

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Laurana hat in Palermo verschiedene Madonnenstatuen,
ähnlich der in Neapel, und den Reliefschmuck einer Kapelle in
S. Francesco gefertigt. Aufserdem enthalt das Museum zu Pa-
lermo mehrere dekorative Arbeiten mit feinen Renaissanceorna-
menten, sowie ein paar Reliefportraits und Büsten, die mitgrofser
Wahrscheinlichkeit auf Laurana zurückgehen. Diese Büsten ge-
hören nach ihrer ganz eigenartigen Auffassung und Formgebung
zu einer Gruppe von Marmorbüsten junger Frauen, von denen
das köstliche Hauptwerk, die früher sogenannte Marietta aus
Pal. Strozzi in Florenz, sich jetzt im Berliner Museum befindet
(No. 61). Die schüchterne, echt mädchenhafte Haltung, gelegent-
lich so stark betont, dafs sie etwas linkisch wirkt, die halb
geschlossenen, etwas schräg gestellten Augen, der fest ge-
schlossene Mund, die delikate Durchführung, die starke Politur
des Fleisches sind allen diesen Büsten gemeinsam, die sich im
Bargello, im Louvre, im Museum zu Wien, bei M. G. Dreifufs
und M. E. Andre in Paris befinden. Durchaus den gleichen Cha-
rakter hat auch eine Anzahl von Marmormasken junger Mädchen,
die sämtlich aus Südfrankreich stammen, wo Laurana in seinen
letzten Jahren thätig war; eine derselben besitzt jetzt das Berliner
Museum (No. 208). Der Umstand, dafs alle diese Büsten und
Masken nachweislich oder wahrscheinlich aus den Orten stammen,
an denen Francesco Laurana nach einander thätig war, und die
Verwandtschaft derselben mit den Frauenköpfen seiner Statuen
und Reliefs lassen dieselben mit grofser Wahrscheinlichkeit gleich-
falls auf ihn zurückführen.

Dem Laurana nahe verwandt und wohl von ihm beeinfiufst
ist der Lombarde Domenico Gagini, der bereits 1463 in
Palermo ansässig war. Er und namentlich sein Sohn Antonio
Gagini, der noch 1528 in Palermo arbeitete, haben mit ihrer
grofsen Werkstatt hier und in anderen Städten Sicilien's eine Reihe
von Bildwerken verschiedenster Art hinterlassen. Das Museum
zu Palermo ist reich an solchen Arbeiten; der Dom besitzt in
Antonio's Madonnenstatue vom Jahre 1503 das lieblichste Werk
desselben und in dem Weihwasserbecken mit dem reichen Bal-
dachinaufsatz und den nett erzählten Reliefs ein noch stark lom-
bardisches späteres Werk seines Vaters. Schönheit der Gestalten,
Lieblichkeit des Ausdrucks und saubere Bearbeitung des Mar-
mors zeichnen diese Arbeiten gleichmäfsig aus, während ihnen
eine feinere seelische Belebung freilich meist abgeht.
 
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