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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0072
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63

folgende. Einmal der im Maafse völlig ungleiche Vorsprang
des Stereobates unter dem Marmorbaue. Er springt an der
Südseite 5 Fufs vor; an der Nordseite, auf dem ersten Drit-
tel ihrer Länge 1£ Fufs, auf dem zweiten \ Fufs, auf dem
dritten nur 2 Zoll. Aber auch jede Schicht springt unter der
obern hervor. Sodann zeigt sich an allen Punkten eine un-
gleiche Höhe desselben über dem Felsboden. Ferner besteht
eine wechselnde Schichtung und verschiedene Höhe seiner ein-
zelnen Lagen bei ganz unsymmetrischer Form ihrer Plinthen
und deren Fugenwechsel. Endlich ist eine durchaus unregel-
mäfsig gehaltene und roh gelassene Vorderfläche vorhanden,
welche in ganzen Schichten noch den sogenannten Werkzoll
in der abweichendsten Form auf sich trägt.

Aufser dieser technischen Beschaffenheit des Stereobates
selbst, tritt für das Planum und die Höhe desselben vor ihm
ein charakteristisches Kennzeichen auf. Das ist die Anlage
eines Marmorabakus welcher in gleicher Stärke und Ausla-
dung den Stereobat rings um wagrecht abdekkt, also unter
der dritten Marmorstufe den Marmorbau beginnt. In dem klei-
nen Grundrisse Fig. 1 ist dieser Abakus dunkel, auch der vor-
springende Stereobat unter ihm angedeutet; in den Zeich-
nungen gröfsern Maafsstabes ist er durch a markirt. Dieser
Abakus hat seine merkenswerthen technischen Bezüge. Er bil-
dete keineswegs eine unterste oder vierte Stufe; denn wohl
beträgt seine Höhe 10 Zoll, sein Vorsprung von 4 Zoll je-
doch macht keinen Auftritt möglich; er war einzig und allein
zur Regelung des Planum vor dem Stereobat bestimmt, er
war der Lehrabakus welcher die Normale und Lehre für die
Höhe wie die Wage des Planum angab. Vor ihm setzte das
Letztere unmittelbar an, so wohl das piräische mit seiner Mar-
mordekke in Osten und Süden, wie das von Erde aufgeschüt-
tete in Westen und Norden. Ich habe bei keinem andern
Denkmale noch einen solchen Abakus bemerkt, kann daher
für das sonst unerklärbare Vorkommen desselben hier keinen
andern Zwekk als den eben genannten finden.

Schon in den angeschlofsenen Zeichnungen treten die eben
berührten Wahrnehmungen hervor, die folgende Betrachtung
jeder einzelnen Seite des Gebäudes insbesondere wird sie voll-
ständiger erläutern.
 
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