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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0236
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ägyptischer Form gebildet seien und ein merkwürdiges Zeug-
nifs für die ägyptische Abkunft des Demeterdienstes und sei-
nes Connexes mit dem Cultus der Isis abgäben. Auf einem
Ausfluge nach Eleusis wurde die Kapelle sammt den beiden Säu-
len untersucht. Sie sind aus weifsem Marmor, ob pentelischem
oder parischem, liefs sich bei der Dunkelheit des Innern und
dem Lichterschmauche mit welchem sie überzogen sind, nicht
erkennen. Sie stehen auf einer Schwelle von hymettischem
Marmor und bildeten quer vor der Konche die Kiövia. oder
St'q&ea., welche das Bijfia von dem übrigen Theile des Nabg
sondert und die drei ÜOQtag tov 0eioi> B^fiatog enthält. In der
That stimmte die Meinung Aller wegen der den ägyptischen
Säulen so täuschend ähnlichen Form, jener hergebrachten An-
sicht bei, kein einziger meiner sachverständigen Begleiter zwei-
felte daran und man konnte allerlei erklärende Conjecturen
über den möglichen Zusammenhang der Sache dabei hören.
Das mir dennoch Unglaubliche derselben bewog mich mit
Hülfe eines Lichtes die Säulen und ihre Beschaffenheit genau
zu untersuchen. Wohl sind zwei antike Werke hier verwen-
det die von höchst merkwürdiger Bedeutung sind, sie haben
sich aber nicht als Säulen, am allerwenigsten als ägyptische,
sondern als kolossale hellenische Gebilde von Fakkeln erwie-
sen, wie man sie auf vielen Bildwerken, namentlich auf
einem bekannten schönen Wandbilde Pompejis, in der Hand
der thronenden Demeter sieht. Das capitellähnliche, kelch-
förmig sich ausbreitende Ende oben wo die Flamme lodert,
hat man zur christlichen Verwendung 'umgekehrt, es zur Ba-
sis gemacht und auf die Schwelle gesetzt, so dafs das dünner
auslaufende Ende des Stieles nach oben steht und den Thür-
balken der mittleren Porta trug. Nicht aus einem Bündel run-
der Lotosstengel besteht der Stamm, noch hat er die gewöhn-
liche Rhabdosis der hellenischen Säulen, sondern einem Bün-
del kantiger Fichtensplittern welche gerade wie bei den anti-
ken Fichtenfakkeln in gewissen Entfernungen umbunden sind,
ist jeder Stamm auf das Treueste nachgebildet. Man zählt 24
solcher Splittern in der Peripherie, welche von oben bis unten
drei Bunde von je sieben Schnüren haben. Der Durchmesser
des obern Endes, welches eben jetzt auf dem Kopfe steht, be-
trägt 23 Z, der des unteren 14 Z, die ganze Höhe 7 F, 7 Z.

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