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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0237
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228

Bei der Verzeichnung und Vermessung ergab sich aus der Pro-
portion des ganzen nun erkannten Gebildes, mehr noch aus
der Arbeit und Dübelbettung auf der Kreisfläche des nach
oben gekehrten Endes leicht, dafs noch ein bedeutendes Stükk
als Fortsetzung daran gesessen haben müsse. Eine Nach-
suchung innerhalb der Kapelle hatte keinen Erfolg; aufser-
halb aber fand sich, seltsam genug in derselben Grube aus
welcher das schöne Relief stammt, noch ein 4 F langes Stükk
dessen Durchmesser und Dübelbettung genau jenem Ende des
einen der Stämme in der Kapelle zugehörten. Doch auch dies
war fragmentirt und nicht mehr in gaDzer Länge, so dafs die
gewesene Höhe eines jeden Fakkelbildes auf 14 F geschätzt
werden kann. Der ganz hell erhaltene Marmor dieses zuletzt
gefundenen Theiles schien mir parischer zu sein.

Gewifs geben diese Fakkelgebilde überhaupt, in solcher
Gröfse noch besonders, einen interessanten Beitrag zur Siche-
rung der örtlichen Lage des Triptolemostempels an dieser Stelle,
wie zur Erkenntnifs der Anordnung des heiligen Pfades auf
welchem die Pompa der eleusinischen Mysten zwischen bei-
den für den Cullus- symbolisch so bedeutsamen Gebilden hin-
durch wandelnd, den geweihten Baum betrat. Die Annahme
eines solchen Verhältnisses ihrer Aufstellung, auf ausgezeich-
neten Bathra zu beiden Seiten eines Zuganges, möchte wohl er-
laubt sein; zumal da schon so viele bekannte Marmorcandelaber
in mächtigen Gröfsen und auf Bathra mit bezüglichem Bildwerke
des Dionysisch-Jakchischen Cultus, ähnliche Stätten einneh-
men mochten. Mit welchem Räume sie in Verbindung ge-
setzt waren, bleibt freilich zu ermitteln; darf man jedoch,
ohne an die Säulen Boas und Jachim vor dem Tempel auf
Moriah zu denken, solchen Analogien folgen wie sie der
Tempelhof der Syrischen Aphrodite oder Atergatis zu Hiero-
polis bietet, vor deren Tempeleingange hier jene bekannten
thurmhohen Phallen geweiht standen, so möchten sie vor den
Eingang des Triptolemosheiligthumes zu setzen sein.

Ich bedaure nicht im Stande gewesen zu sein die He-
bung einer dieser Fakkelstämme von der Schwelle bewirken
zu können, um aus dem Befunde der oberen, aber jetzt als
Basensohle stehenden Fläche des Capitelles, vielleicht erfah-
ren zu können ob man darin wirkliche Lychmtchen zu sehen
 
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