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IX. Didaskalie der Mädchen als Pouipeis. 51

hat man letzteres in die Hände zweier von jenen Dämonen gegeben*), welche
daher selbstverständlich dessen Opferung nicht vollziehen. Zwei andere
gleiche Dämonen welche im Begriffe sind ein Tropaion auszustatten, deuten
in dieser Handlung auf den anderen Vorgang hier, auf den der Niketerien-
weihe hin: sie beurkunden dass man der Athena-Nike ausser dem fried-
lichen Panathenäenopfer, auch für die Siege in blutiger Feldschlacht — auf
welche sich die Granate in der r. Hand des Cultusbildes bezog — das Epi-
nikienopfer sammt den Erstlingen der erbeuteten Waffen weihte deren Menge
in Gruppen die ganze nördliche Wand der Terrassenmauer einst bedekkte
[Verz. d. Berl. Abg. No. 340 — 347]. Möglicher Weise bezieht sich die
schon früher [Pliilol. XXI. B. 1. S. 50] angezogne und oben [§. II] wieder-
holte Inschrift über das Opfer an die Göttin hier, auf kriegerischen Sieg.

Zu diesen Gründen gegen einen Opferzug kommt noch, dass ungeachtet
der gleichen nach der Ostfront hinstrebenden Richtung aller Gestalten auf
den Langseiten, dennoch kein geschlossener einheitlicher Zug des Ganzen
wahrzunehmen ist, was namentlich in den Viergespannen so scharf bemerk-
bar in die Augen springt. Dieses gesonderte Verhalten aller einzelnen
Episoden im Bildwerke negirt überhaupt jeden Festzug, es giebt entschieden
bloss die Momente einer Paraskeve zu Fest und Pompe wieder, bei wel-
cher natürlich die einzelnen Bestandthcile zeitlich und örtlich ganz getrennt
von einander handeln. Und wenn in der Ostfronte, dem Kerne vom Inhalte
der ganzen Schilderung [§. XV], augenscheinlich kein sacraler Vorgang dar-
gestellt ist, kann dies nur auf die Langseite zurükkwirken und deren Inhalt
als homogen mit jener bestimmen müssen.

IX. Didaskalie der Mädchen als Pompeis.

Der von Ms angenommenen Verwendung jener eben besprochenen Ge-
räthe als meistens beim Opfer, widerspricht die andere Behauptung dass
am Pronei'on im Zophorus bereits deren Ablieferung in den Parthenon
dargestellt sei (Vgl. S. 222. 225 — 257. 259). Es heisst (S. 221), so ist der
ganze Zug am Festplatz angelangt, wo Festordner ihn empfangen, ihnen die
Gcrathe abnehmen, noch die letzten Weisungen ertheilen u. s. w., oder
(S. 2(50) wo der jugendliche Festordner, 52,... eine Unterweisung für die
nächsten beiden Weiber, 53, 54, crtheilt, die attributlos zu sein scheinen: dabei
wird (S. 255) dieses Abnehmen vom Feplos des Knaben und von den Stühlen
der Diphrophoren, als schon im Innern des Heiligthums vorgehend bezeichnet,
während das Abnehmen des Geräthes der Kanephoren 50, 51, noch ausser-
halb desselben geschehen soll. Würden diese Geräthe beim Opfer hier ge-
braucht, so müsste das in erster Reihe bei dem Weiheopfer statt gefunden

*) Es ist der Stier bei Ms (Areh. Zeit. 1862. Denkm. u. Forsch. No. 192 A), der sieh
mittelst des Festdecretcs und einer anderen Inschrift, als eine Kuh bestimmen Hess [Philol.
XXI. Bd. 1. S. 41 f.]

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