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Bohn, Richard [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Altertümer von Aegae (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,Ergänzungsheft 2) — Berlin, Band 2.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.676#0005
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I.
EINLEITUNG.

Je mehr in dem Fortgange unserer Arbeiten auf der Berghohe zu Pergamon
das so eigenartig geformte alte Stadtbild aus den Trümmern heraus wieder
neue Gestaltung gewann, desto lebhafter mufste der Wunsch werden, nach ver-
wandten Ruinenstätten in der Umgegend zu forschen. Denn wir durften hoffen,
hierdurch für die Gesamtanordnung wie für die Ausbildung im Einzelnen verglei-
chende Anhaltspunkte zu finden, welche rückwirkend zur Aufklärung mancher in
Pergamon noch zweifelhafter Punkte dienen konnten. Wenn an Sonn- oder Feier-
tagen die Ausgrabungen ruhten, streiften wir wohl in der näheren Umgebung um-
her; doch bot sich dort verhältnismäfsig wenig, und das Wenige war, wenn auch
sehr bemerkenswert, doch schlecht erhalten, wie in Atarneus und Teuthrania.

Erst als wir während der letzten Jahre in gröfserer Zahl in Pergamon ver-
einigt waren, konnte der eine oder andere von uns längere Ausflüge unternehmen.
Die topographische Aufnahme der gesamten pergamenischen Landschaft schliefslich
erforderte ein geordnetes Durchsuchen des Kai'kosthales und der dasselbe um-
gebenden Höhenzüge bis in die nächsten Flufsthäler hinab.

Unter den mannigfaltigen Ergebnissen dieser Forschung, über deren Ge-
samtheit an anderer Stelle berichtet werden wird, nimmt weitaus den ersten Platz
eine Stätte ein, welche im Gün-dagh, dem Bergland zwischen Kaikos und Hermos,
ungefähr gleichweit von diesen beiden Flüssen entfernt liegt und heut den Namen
Nemrud-Kalessi führt.

Die erste Kunde hiervon wurde uns durch Herrn Demosthenis Baltazzi Bey,
der, seit vielen Jahren Besitzer eines ausgedehnten Tschiftliks an der Küste nahe
dem alten Myrina, in den Bergen und Schluchten des Gün-dagh wohl bewandert ist
und in seiner Eigenschaft als »Inspecteur aller Antiken im Vilayet Aidin (Smyrna)«
die Ausgrabungen zu Pergamon wiederholt besuchte. Unter seiner Führung hatten
die Stätte auch die Herren W. M. Ramsay und S. Reinach besucht, deren in dem
Journal of hellen. Studies 1881, bez. im Bull, de co7'r. hellen. 1882 hierüber ver-
öffentlichte Mitteilungen eine neue Anregung boten, die offenbar gut erhaltenen
Trümmer näher zu untersuchen. Durch unsere pergamenischen Arbeiten dauernd
in Anspruch genommen mufsten wir den geplanten Besuch aber bis zum November
1885 verschieben. Wir verständigten Herrn Baltazzi von unserer Absicht, welcher
seine Begleitung freundlichst zusagte. Am 2. November 1885 begaben sich Herr
Fabricius und ich zunächst nach Ali-Agha (vgl. die Karte, Abb. 1). Wir brachen um
8 Uhr früh von Pergamon auf, ritten das Kaikosthal abwärts bis nach Klisse-Köi-

Jahrb. des Inst. Ergänziings-Heft II. . I
 
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