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Bohn, Richard [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Altertümer von Aegae (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,Ergänzungsheft 2) — Berlin, Band 2.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.676#0012
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II.

DIE LAGE DER STADT UND IHRE
BEFESTIGUNGEN.

Nemrud-Kalessi liegt unter nahezu 45 ° östlicher Länge (von Ferro) und
383/4 ° nördlicher Breite, also ungefähr ebenso viel nördlich von Smyrna als südlich
von Pergamon, und nur rd. i2'/2 Kilometer von dem Meere, dem Golf von
Tschandarli, entfernt. Es gehört zu jener weit gedehnten Berglandschaft, welche
zwischen Kai'kos und Hermos, oder wie sie jetzt heifsen, Bakyr-Tschai' und Gedis-
Tschai', gelegen, westlich von dem Meere, östlich von der grofsen Ebene von
Thyateira begrenzt wird. Der gröfste der Flüsse, welcher sich durch dieses Bergland
windet, um bei Myrina, dem jetzigen Vorwerk Kalabassari, sich ins Meer zu
ergiefsen, ist der Kodja-Tschai', im Altertum Titnaios und später Pythikos genannt.
Selbst im Hochsommer führt derselbe noch Wasser, welches in dem tief aus-
gewaschenen Felsenbette stellenweise grofse Becken bildet. Etwa 30 Kilometer
von seiner Mündung nimmt er von Norden her den Setlik-Dere auf, der sich eine
Strecke weit nahezu parallel dem Hauptflufs windet und dann mit scharfer Wendung
rechtwinklig in diesen ergiefst. In diesem Winkel erhebt sich als letzter Ausläufer
einer weiten Hochfläche, aber durch beiderseits scharf einschneidende Schluchten
noch bestimmter losgelöst, eine felsige Kuppe bis zu 360 m über dem Meeresspiegel,
um dann nach beiden Flufsthälern ziemlich schroff abzustürzen (Abb. 2). Der Abstand
zwischen den Thälern beträgt an der schmälsten Stelle nur ein Kilometer. Man erkennt
sofort die Ähnlichkeit, welche diese Gesamtbildung mit der des pergamenischen
Stadtberges hat, nur dafs sich dort die beiden die Kuppe einschliefsenden Flüsse
Selinus und Ketios, obgleich nahe aneinander, nicht vereinen, sondern nebeneinander
her dem Kai'kos zuströmen.

Nemrud-Kalessi gehört jetzt zu dem Dorfe Gösseler, welches ungefähr zwei
Kilometer nördlich an dem rechten Ufer des Setlik-Dere liegt; dasselbe hängt von
dem Müdürlük (Amt) Kalabak ab, welches seinerseits unter dem Mutessarif von
Manissa (Magnesia) steht.

Die natürlichen Vorbedingungen für die Anlage einer Stadtbefestigung waren
durch die allgemeine Bodengestaltung gegeben und sind in den verschiedenen
Zeiten in mehr oder minder erweitertem Umfange mit grofser Geschicklichkeit
benutzt worden. Die nachweislich älteste Befestigung schliefst die höchste Kuppe
ein (vgl. den Stadtplan Abb. 3); sie bildet ein Dreieck, dessen eine Spitze im
Süden liegt. Der Umfang ist nicht bedeutend; er beträgt wenig mehr als ein Kilo-
 
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