Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bohn, Richard [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Altertümer von Aegae (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,Ergänzungsheft 2) — Berlin, Band 2.1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.676#0063
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46 Bohn-Schuchhardt, Altertümer von Ägä.

Steher gilt dieses von der nächst folgenden, tieferen Terrasse, die unterhalb des
Demetertempels beginnend sich bis zu dem S. 10 beschriebenen Mauerturm ausdehnt,
von einzelnen Vorsprüngen unterbrochen. Es scheint sogar, dafs sie nach Osten
umbog. Nahe dem Knick liegen die Fundamente eines kleineren Baues. Da die
Stützmauer dieser Terrasse eine von den übrigen Mauern abweichende Technik zeigt,
so gebe ich in Abb. 54 eine Ansicht derselben. Auf diese Weise ist in den Ab-
bildungen 4, 7, 9, 15, 54 und in der noch zu erläuternden Abb. 55 eine Übersicht
über die wichtigeren Arten der Mauerkonstruktion in Nemrud-Kalessi gegeben.

Schliefslich sind noch Reste einer fünften Terrasse, allerdings von geringerer
Ausdehnung, vorhanden.

Hiermit ist aber unsere Kenntnis von den Denkmälern der oberen Stadt zu
Ende; wohl haben wir noch eine Fülle vereinzelten Materials gesammelt, doch so
weit es uns nicht gelang, eine sichere Ordnung hineinzubringen, mag die Mitteilung
dieser Bruchstücke hier besser unterbleiben.

Zur Topographie der weiteren Stadt sei hier unter Bezugnahme auf den Stadt-
plan (Abb. 3) noch erwähnt, dafs sich südlich von den oben geschilderten Terrassen
eine selbständige Terrasse hinzieht, etwa 225 m lang, 20 m breit, zum Teil in den
Felsen hineingearbeitet, zum Teil durch Anschüttung gebildet. Die Breiten- wie
Längen-Ausdehnung würde vortrefflich zu einem Stadion passen, umsomehr als
auch das östlich sanft ansteigende Gelände für die Anlage der Sitzplätze durchaus
geeignet erscheint. Abb. SS giebt eine Vorstellung von der eigentümlichen Fügung
der leicht geböschten Futtermauer, deren Steine zwar viereckig aber unregelmäfsig,
dabei jedoch mit der gröfsten Sorgfalt in den ungleichmäfsig verlaufenden Stofs-
und Lagerfugen aneinandergepafst sind.

Ich schliefse die Beschreibung der Denkmäler mit dem bereits oben (S. 2)
genannten Tempel des Apollon Chresterios, welcher etwa dreiviertel Stunden von
Nemrud-Kalessi aufwärts im Pythikosthale und zwar am rechten Ufer lag (vgl. die
Karte Abb. 1). Der Flufs macht eine kleine Krümmung nach Süden, so dafs jetzt, wie
auch ehedem, vor dem Tempel bis zum Flufsufer ein geräumiger Platz sich aus-
dehnt. Noch heute sind am Ufer verschiedene Mauerreste vorhanden. Der Tempel
selbst lag auf einer leicht erhobenen Terrasse und lehnte sich mit dem Rücken gegen
den, wenn auch nicht hoch ansteigenden Fels, in welchem westlich vom Tempel
eine Höhle sich befindet. Die Tempelaxe weicht nach unseren Beobachtungen
251/,,0 östlich vom magnetischen Meridian ab.

Vor dem Bau sind zunächst noch die Stufenreste einer gröfseren Freitreppe
erhalten, welche zum eigentlichen Tempel emporführte. Von diesem selbst steht
merkwürdiger Weise nur die Umrahmung der Cellathür. Die monolithen Seiten-
pfosten haben die erstaunliche Länge von 6,10 und sind dabei nur 0,39 breit und
unten 0,78 tief; die untere lichte Weite der Thür beträgt 2,34. Die photographische
Ansicht Abb. 56 zeigt uns die Lage des Tempels mit der einsam ragenden Thür,
 
Annotationen