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Bohn, Richard [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Altertümer von Aegae (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,Ergänzungsheft 2) — Berlin, Band 2.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.676#0080
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Bohn-Schuchhardt, Altertumer von Ägä. Gl

Nemrud-Kalessi, das von diesem Punkte nur durch den Kamm des Dumanly Dagh
getrennt und drei Stunden nach Norden entfernt ist, kann nunmehr nichts anderes
sein als die letzte der zwölf Städte: Ägä. In so naher Nachbarschaft mit Temnos
erfüllt dasselbe erst recht alle Bedingungen der antiken Nachrichten, und wir
dürfen somit wohl hoffen, dafs die neu bestätigte Benennung hinfort keinen Zweifeln
mehr begegnen wird.

Der Name der Stadt lautet bei Herodot AfyxTai und danach bei Plinius V 30
Aegaeae, sonst immer MyiL Auf den Münzen ist die Schreibung Aqascuv die gewöhn-
liche; daneben kommt auch vereinzelt At-fctteiov, Aqsauov, Afyjua>v und Alyswv vor.

Der Flufsname, welcher auf ägäatischen Münzen des L. Verus und Trajanus
Decius sich findet und früher Trcvatos, [ItTvaib; oder Ti-fth.oz gelesen wurde, lautet
nach gütiger brieflicher Mitteilung Imhoofs sicher Tt-vawc. Es ist offenbar derselbe,
welcher auf Münzen des vierten Jahrh. v. Chr., die nach der Legende TIZNAION einer
Stadt Tisna oder Tisnai angehören müssen, in der Form Ttorvatos vorkommt (Imhoof
Monnaies grecques S. 275 f. No. 241. 242. Taf. J31), und wieder derselbe, der bei
Plinius V 30 erwähnt wird: intus Aegaeae, Itale, Posidea, Neontichos, Temnos.
in ora autem Titanus amnis et civitas ab eo cognominata. fuit et Grynia nunc
tantum portus etc., denn hier ist an Stelle von Titamis das eigentümliche und dadurch
leicht einer Verschleifung ausgesetzte Titnaeus das ursprüngliche. Wir erfahren
aber aus der Pliniusstelle, dafs der Flufs, an welchem sowohl Ägä wie Tisna gele-
gen haben müssen, kein Nebenflufs war, sondern in's Meer mündete, und danach
kann es nicht zweifelhaft sein, welchem der heutigen wir den Namen Titnaios zu
geben haben. Der heutige Kodja-Tschai, an welchem Ägä liegt, und der bei
Myrina mündet, ist das einzige bemerkenswerte Wasser zwischen Hermos und
Kaikos. Er trocknet im Sommer nicht aus und schwillt im Winter plötzlich und
stark. Wenn Plinius an der äolischen Küste vor dem Kaikos einen Flufs nennt,
kann er nur diesen meinen. Die Aussage des Agathias, bei seiner Vaterstadt
Myrina münde der Pythikos, hindert nicht, dafs dieser Flufs zugleich und zwar
ursprünglich Titnaios hiefs, denn Pythikos ist doch gewifs nur ein Beiname, der
aufkam, als in jener Gegend überall Apollotempel emporwuchsen. Tisna oder
Titane ist nach meiner Überzeugung in der Ruinenstätte von Usun-Assanli, eine
Stunde oberhalb Myrina am Kodja-Tschai, zu erkennen, so dafs alles zusammen-
trifft um diesen Flufs als den alten Titnaios oder Tisnaios zu erweisen.

Über die Entstehung von Ägä ist nichts überliefert. Es wird zuerst bei He-
rodot (I 149) erwähnt unter den alten zwölf Städten der Äolis: Kajj.7j r, (ßptxtovl; xccXso-
ijivvj, Arjptaai, Neov tsiyos, Tt,[jivoc, KiXXa, Nöttov, Atyposaa«, Il'.Tav7j, Alfatat, Muptvot
l'puvswc und das später von den Ioniern annektierte Zaupv/j. Unter diesen sind Killa,
Notion, Aigiroessa in ihrer Lage noch unbestimmt. Die andern liegen fast alle
dicht am Meere, oder wie Larisa und Neonteichos doch nur an den hinteren Rand
 
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