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Bott, Gerhard [Bearb.]; Tiepolo, Giovanni Battista [Ill.]
Giovanni Battista Tiepolo - das Fresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 92: Stuttgart: Reclam, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.65315#0005
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DIE WÜRZBURGER RESIDENZ
Balthasar Neumann nannte das Würzburger Schloß
1745 „einen wunderprächtigen fürstbischöflichen Pa-
last“. Ein halbes Jahrhundert später bemerkte Heinrich
von Kleist in einem Brief vom 11. September 1800 lako-
nisch: „Das bischöfliche Residenzschloß zeichnet sich un-
ter den Häusern aus. Es ist lang und hoch. Schön kann
man es nicht nennen. Der Platz vor demselben ist heiter
und angenehm ...“ Der Dichter sprach das Urteil seiner
Zeit gegen die Kunst des Barock.
Es vergingen seit den nüchternen Worten Kleists bei-
nahe hundert Jahre, bis die Stimme der deutschen Bau-
kunst des Spätbarock im Konzert der europäischen Stil-
bewegungen wieder erkannt und gewürdigt wurde. Wil-
helm Pinder stimmte dann in den Chor der Bewunderer
der deutschen Barockarchitektur ein und feierte am Würz-
burger Residenzschloß die „hauptstädtische Eleganz, mit
genialer Freiheit verwertet“, und den Architekten Bal-
thasar Neumann, der eine „lebendige Sicherheit“ besaß,
„alles Große zum Besitze zu verwandeln“.
Bauherren des Würzburger Schlosses waren die Bi-
schöfe von Würzburg. Johann Philipp Franz von Schön-
born legte 1720 am Rennweger Tor im Osten der Stadt
den Grundstein zu dem ungewöhnlich großen Residenz-
schloß, in dem später die Fürstbischöfe bis zum Unter-
gang der Eigenständigkeit des geistlichen Fürstentums im
Jahre 1802 lebten.
Die Baugeschichte der Residenz ist verwickelt. Mehrere
Bauherren lösten einander ab, und die Bauzeit zog sich
lange hin. Neumann als ausführender Architekt, bei der
Grundsteinlegung dreiunddreißig Jahre alt und gerade aus
Italien zurückgekehrt, machte Reisen nach Paris und Wien,
mußte die Baupläne ändern und verwandeln. Zwei Pariser
Autoritäten, die Architekten Robert de Cotte und Ger-
main Boff rand, wurden befragt und der Wiener Hofarchi-
tekt Lukas von Hildebrandt herangezogen. Der Mainzer
Baudirektor Maximilian von Welsch brachte seine Ideen
in das Kräftespiel. So war es für Neumann nicht einfach,

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