Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Tiepolo, Giovanni Battista [Ill.]; Bott, Gerhard [Bearb.]
Giovanni Battista Tiepolo - das Fresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 92: Stuttgart: Reclam, 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65315#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Schweden vergeblich versucht, den Maler zur Aus-
schmückung des königlichen Palastes nach Stockholm zu
holen. Es gehörte wahrhaftig Mut dazu, daß der kleine
und in Italien unbekannte geistliche Souverän aus Würz-
burg den Malerfürsten ansprach. Ihm gelang, was dem
schwedischen König nicht geglückt war: den größten
Freskomaler Europas zur Ausmalung seiner Residenz zu
verpflichten.
Greiffenclau bediente sich eines in Venedig lebenden Soh-
nes der Stadt Würzburg. Dem Bankier und Kaufmann
Lorenz Jakob Mehling wurde im Frühjahr 1750 aufgetra-
gen, mit Tiepolo vorbereitende Gespräche zu führen. Der
Bischof konnte sich bald darauf darüber freuen, daß
„der berühmte Fresco-Mahler Sigr. Tiepolo um seinen
Nahmen und Kunst in Teutschland ebenmäßig zu ver-
ewigen, sich anhero nach Wirtzburg zu begeben entschlos-
sen sey“, wie in den Würzburger Hofkammerprotokollen
zu lesen ist. „So vergnügt nun höchst gedacht Sne. Hoch-
fürstlich Gnaden über diese Nachricht sich bezeigt, so
sehnlich und mit einem solchen Verlangen wird dahin-
gegen genannter Kunstmahler anjetzo erwartet“, heißt
es dort weiter.
3000 fl. für die Reise und als Vorauszahlung waren
geboten worden, eine große Summe. Am 12. Oktober
1750 unterzeichnete der Meister in Venedig einen Vor-
vertrag, und am 12. Dezember sah er die Türme der Bi-
schofsstadt am Main vor sich liegen. Schon zuvor hatte
er sich mit seiner Aufgabe befassen können. Eine „De-
scription“ des „Größeren Hochfürstlichen Speisesaales“
war ihm samt einem Abriß übersandt worden. Auch
mit dem gewünschten thematischen Inhalt der Malereien
machte man ihn bekannt. Von der gewaltigen Malfläche
am Gewölbe des Treppenhauses, die ihn ebenfalls er-
wartete, erfuhr er vermutlich noch nichts.
Ehe Tiepolo an die Ausmalung des „Kaisersaales“, wie
der Speisesaal später genannt wurde, ging, wollte der
Bischof eine Ölskizze der vorgesehenen Freskomalereien
sehen. Es war dies die übliche Art, eine Wand- oder Dek-
kenmalerei vorzubereiten. — Von vielen Freskomalern
des Barockzeitalters haben sich zahlreiche solche „modelli“

6
 
Annotationen