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Martin Breslauer <Berlin> [Hrsg.]
Bücher-Sammlung des † Herrn Professor Dr. Carl Schüddekopf: Versteigerung vom Montag, den 23. bis Sonnabend, den 28. September 1918 — Berlin, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.21767#0012
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[I

ungebührlich auszudehnen, wurden Schriften, die sich sachlich dazu eigneten,
zu Konvoluten zusammengelegt; für diesen Zweck war der Stoff bis ins
einzelne schematisch zu gliedern.

Was die Sammlung Schüddekopf auszeichnet, wird dem Sachkundigen
beim Lesen des Kataloges deutlich werden. Sehen wir von den wissenschaft-
lichen Bestandteilen der Sammlung ab und betrachten wir das Bibliophile,
dann ergibt sich, klar hervortretend, daß Schüddekopf besonders Lust und
Freude daran hatte, das zusammenzutragen, was die Mehrzahl der Sammler
außer acht ließ. Das erweist z. B. die Abteilung ,,G o e t h e". Findet sich
hier auch neben der Erstausgabe des „Römischen Carneval" in
Originalumschlag (Nr. 530), dem Einzeldruck „Von deutscher
Baukunst" (Nr. 524) u. a. die vielleicht größte Seltenheit der gesamten
Goetheliteratur: dieLiederderCoronaSchröterin der Original-
ausgabe (Nr. 906), so tritt doch als Wesentliches der Abteilung die Ver-
einigung der ephemeren Literatur hervor. Hier wurde eine
Sammlung der vergänglichen und heute fast unauf-
findbaren Einblattdrucke Goethes und seines Kreises
zusammengebracht, wie sie in dieser geradezu er-
staunlichen Fülle und Reichhaltigkeit niemals —
selbst nicht annähernd — öffentlich angeboten wurde.
Daneben sind Bodmer, Brentano, Gleim, Go u e , C. P h. Hahn,
Heins e , Lenz, Maler Müller, die Karschin, Ramler
und Wieland — umnur einige Namen zu nennen —■ glänzend
vertreten.

Manche dem Bibliographen unbekannte oder schwer erreichbare
Drucke finden sich hier. Es ist nicht angängig, einzelnes aus der Menge
hervorzuheben, besonders nicht bei der gebotenen Raumbeschränkung.
So muß auf den Katalog selbst verwiesen werden, dessen Studium dem
Sammler freundliche Stunden bibliophiler Ueberraschungen bereiten wird.
Dringend empfiehlt es sich, alle Abteilungen auf-
merksam zu lesen. Die Einteilung geht durchweg von dem Inhalt
der Bücher aus, und so finden sich z. B. neuzeitliche Vorzugs-
dr u c k e in kostbaren Einbänden und eine große Anzahl der Publikationen
des Literarischen Vereins in Stuttgart (teils in reich-
vergoldeten römischen Halbpergamentbänden, teils broschiert und unauf-
geschnitten) im ganzen Katalog verstreut.

Die Veröffentlichungen der Bibliophilen - Ver-
einigungen, ihre Sonderdrucke zu Festen und Versammlungen
liegen von Anbeginn des Aufschwungs der Bibliophilie in Deutschland bis
zum Todesjahr Schüddekopfs fast vollständig vor. Der bewährte und be-
liebte Sekretär der Gesellschaft der Bibliophilen erhielt all diese seltenen
Privatdrucke. Er war zudem eines der vier auswärtigen Mitglieder des
Leipziger Bibliophilen-Abends, dessen literarisch und künst-
lerisch wertvolle Gaben, in höchstens 99 Stücken gedruckt, zu den
am meisten begehrten bibliophilen Veröffentlichungen gehören. Diese
Bibliophilendrucke im engeren Sinne sind nicht nach dem Inhalt, sondern
nach Ort und Zeit des Erscheinens geordnet.

Di» frühere Theatergeschich te ist in einer schönen Anzahl
wertvoller Dokumente vertreten. Seit der Versteigerung der Bibliothek
Kürschner war hiervon nur gelegentlich etwas auf den Markt gekommen.
 
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