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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 1) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.680#0047
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NACHGRABUNG IN DEN RUINEN VON KARTHAA. IQ

vier Fuss Durchschnitt, das auf seiner alten Stelle zu seyn schien, die Steine
weggewälzt und ein Paar Fuss tief gegraben, als das architektonische Glied,
(Marmor I) und das schöne Friesstück (Marmor II) gefunden wurden1. Bald
darauf kamen die beiden Fussgestelle (Marm. III und IV)a zum Vorschein,
und an demselben Tage zeigte uns ein Bauer, der aus der Stadt kam, um
seine Dienste anzubieten, noch eine fünfte Marmorinschrift3 an. Dieser Marmor
war an der östlichen Seite des Tempels auf der jähen Felsenseite nach dem
Meere zu hinabgestürzt; er wurde sogleich aus dem Schutte hervorgezogen,
und auf die Tempelterrasse hinauf gebracht.

Schon durch diese Inschriften gieng uns ein Licht auf. Wir befanden uns in
einem Tempel des Apollon, und zwar, was noch wichtiger war, nicht, wie wir
glaubten, in Julis, sondern in Karthäa.

Indem wir weiter fortgruben, naheten wir uns der im Felsen gehauenen
Nische (P) von sechs und einem halben Fuss Durchmesser, die fast ganz ver-
schüttet war. Daselbst vermutheten wir irgend ein Fragment einer Statue zu
finden, und wir betrogen uns nicht. Erde und Steine, vom Felsen (A) her-
untergestürzt , hatten die Nische fast verschüttet. So mussten wir etwa sieben
bis acht Fuss tief graben, ehe wir das Pflaster erreichten. Da lag ganz unten,
und zwar in der Nische selbst, die grössere Hälfte, vom Halse bis unter das
Knie (leider die linke Seite sehr verstümmelt), einer kolossalen marmornen
Apollon sstatue, in Bewegung und Wurf des Gewandes dem bekannten Bilde
des Apollon-Musagetes in der vaticanischen Sammlung der Musen4 sehr ähn-
lich. Die Figur ist schlank, und bis über die Brust vom Mantel bedeckt. Der
rechte Arm, bis zum Ellenbogen vorhanden, hat eine Bewegung vorwärts,
wahrscheinlich nach der Leier hin, die ohne Zweifel in der linken Hand war.
In ähnlicher Bewegung ist Apollon auf einer sehr schönen und seltenen del-
phischen Münze5 vorgestellt. Das Gewand dieses Fragments ist in grossarti-

einer Grundzeichnung der Tempel terrasse und der 3 S. Tqf. XIX, Inscript. 5 und 6, und ihre

noch vorhandenen Überreste des Gebäudes selbst. Erklärung.

' S. Tqf. XVI und die Erklärung der beiden 4 S. E. Q. Visconti's Museo Pio - Clementino,

Inschriften. t. I, pl. XVI.

2 S. Tqf. XVII und XVIII und die Erklärung 5 S. Tqf. II.
dieser Inschriften.
 
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