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Brugsch, Heinrich
Reiseberichte aus Aegypten: geschrieben in den Jahren 1853 und 1854 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.11791#0053
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« Kairo, im Mai 1853.

Die Pyramiden von Gizeh.

A.m Morgen des 17. März brach ich mit Herrn Mariette
und in Begleitung der nöthigen Bedienimg nach dem Pyra-
midenfelde von Gizeh auf, um hier für eine längere Zeit
ein Domicil aufzuschlagen. Jeder von uns beiden hatte
bestimmte Zwecke im Auge: Mariette, um im Auftrage des
französischen Astronomen Biot, astronomische Beobachtun-
gen an den grossen Pyramiden zur^ Zeit der Frühlings-
Nachtgleiche anzustellen, ich, um die zugänglichen und noch
erhaltenen Gräber in der Nähe der Pyramiden genauer zu
studiren. Wir wählten den Weg am Bande der Wüsle, wel-
cher von Abusir aus zu den drei grössten Pyramiden führt.
Je mehr wir uns diesen riesigen Denkmälern der historischen
Urzeit näherten, je deutlicher — aber ich muss hinzufü-
gen, sonderbarerweise je kleiner — erschienen sie meinem
Auge, eine Beobachtung, die ich oft in der Wüste gemacht
habe und die ich auch von andern Beisenden bestätigt
finde. Es war für mich ein merkwürdiges Schauspiel, den
wandernden Schattenschleier der Wolken auf den Süd- und
Ostseiten der Pyramiden zu verfolgen, welcher bald heller,
bald dunkler die Flächen derselben färbte. Der Sphinx
oder Har-em-chu, d. i. Horus auf dem Sonnenberge, lag

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