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Brugsch, Heinrich
Reiseberichte aus Aegypten: geschrieben in den Jahren 1853 und 1854 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.11791#0154
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Auf der Barke, während der Fahrt von
Karnak nach Philae.

Der grosse Amonstempel von Karnak.

Sobald die ersten Strahlen der ägyptischen Sonne über
die dunkle Masse der arabischen Bergkette am östlichen
Horizonte Licht und Leben ausbreiteten, verliess ich regel-
mässig den Tempel der Ape, um viele Tage lang die
Wanderung nach dem grossen Amonsheiligthum im Norden
von Karnak anzutreten. Die Frische des Morgens, die
Freude an dem Gewinn neuer Inschriften für den kom-
menden Tag, vor allem aber der prächtige Anblick der
langen Tempelruine, welche wunderbar schön im Scheine
der goldenen Morgensonne vor mir dalag, liess mich die
Arbeit mit einer Heiterkeit des Gemüths beginnen, welche
auf Leib und Seele ihren wohlthätigen Einfluss ausübte.
Nur Eines vermisste ich so sehr: ein Wesen, mit dem ich
in deutscher Zunge die Gefühle der Bewunderung und des
Frohlockens, das mein ganzes Innere erfüllte, hätte aus-
tauschen können. Dafür entschädigte mich dann mein
alter Timsah, der mein Gewehr militärisch über die Schul-
ter gelegt und den weissen Schirm unter dem Arme, höchst
gravitätisch einherschritt, und ein kurzes deutsches Lied-
 
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