Brugsch, Heinrich: Reiseberichte aus Aegypten: geschrieben in den Jahren 1853 und 1854 (Leipzig, 1855)

Insel Philä, 13. December 1853.

1 nachdem ich fünfundvierzig, ich kann wol sagen der
genussreichsten Tage inmitten der Ruinen auf der Ostseite
Thebens zugebracht hatte, drängte es mich weiter zu gehen,
hinauf zu der Strecke am Nil, welche noch die meisten und
besterhaltenen Tempelüberreste aufzuweisen hat. Doch
ich war ohne Barke, ohne Matrosen. Es war daher ein
Glück für mich, dass zufällig eine ziemlich grosse Daha-
bijeh bei Luqsor anlangte, welche eben im Begriff war
nach Qenne zu segeln, um die Pilgerkaravane von Mekka
abzuwarten , die in wenigen Tagen von Qosseir anlangen
musste. Ich erlangte indess bald das Vorrecht vor den
Pilgern, machte eilends den Contract mit dem Reis der
Barke, liess mein ganzes Hab und Gut auf Kameelen von
Karnak nach Luqsor überladen und hatte mich bald in
der neuen Wohnung heimisch gefunden, weniger wohl, denn
ich merkte bald, dass eine Unzahl von Ratten Wohnung
und Kost mit mir theilten. Die Besatzung der Barke
bestand aus zehn Berberinern (arab. Berberi, plur. Barä-
bra), die mich beim Eintritt mit aller orientalischen Förm-
lichkeit begrüssten und tausendmal das bekannte achna
chadaminkum, „wir sind deine Diener!" wiederholten.