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die in Aegypten aufgefundenen griechischen und lateinischen Inschriften, aus den Zeiten der
Ptolemäer und Römer, gewahren, sind leider zu spärlich, um eine einigermassen vollstän-
dige und begründete Vorstellung der Nomeneintheilung zu verschaffen. Dieselben lehren indess,
dass zu den Zeiten der Ptolemäer die ganze Verwaltung eines oder mehrerer angrenzenden
Nomos in den Händen des mächtigen aiQar^ybg vo(iov, oder wie er auch bezeichnet wird, des
(jiQaTt]yng y.ai voftctQXijg lag, während der <jrQcat]yng der Römer eine minder ausgedehnte
Vollmacht besass. Von den Römern und ihrer Verwaltung übertrug sich die Nomen-
eintheilung zu den Kopten. Der Nomos ward bei diesen durch das Wort «ouj oder <kouj (mit
dem männlichen Artikel n) bezeichnet und der Name der einzelnen durch den angefügten Na-
men der Metropolis ausgedrückt. Demnach heisst n^ouj crw p.t'osck Sne „der Nomos von Sne"
oderEsne, welcher bekanntlich dem Latopolites bei Griechen und Römern entspricht. Eine
Aufzählung dieser koptischen Namen findet man in Champollion's l'Egypte sous les Pha-
rao ns. Diese Bezeichnung, welche wir so eben für das Koptische entwickelt haben, ist indess
nicht erst in der Zeit der äg. Christen aufgekommen und, wie man muthmassen könnte, eine
koptische Uebertragung der griechisch-römischen Bezeichnungsweisen, sondern sie ist eine
Fortsetzung der nächst älteren Sprache, des Demotischen. Ich muss bei dieser Be-
hauptung zum besseren Verständniss bemerken, dass man nicht die demotische Sprache mit
der demotischen Schrift verwechseln möge. In den späteren Inschriften in hierogl. Charak-
teren, besonders solchen, welche es nicht mit ausschliesslich religiösen Texten zu thun hatten,
findet sich eine merkwürdige Vermehrung des hierogl. Wortschatzes vor. Eine Menge von
Ausdrücken, welche der gesprochenen Sprache, dem Vulgärdialekt angehörten, wanderten
in die todte Schriftsprache ein und vermischten sich darin mit den alten Wurzeln des Aegyp-
tischen. Dazu gehören auch die profanen Nomosbezeichnungen, von welchen in einigen hie-
roglyphischen Inschriften Beispiele nachweisbar sind, die sich in nichts von der spätkoptischen
Nomenclatur unterscheiden. Ich denke hierbei vor allen an die lange Schenkungsurkunde von
Edfu, deren Text jüngst von Lepsius publicirt worden ist (vergl. oben S. 20). Hierin werden
Aecker beschrieben und ihren Massen nach genau bestimmt, welche in den drei Nomen, dem
Phathyrites, dem Latopolites und dem Apollinopolites, gelegen waren. Das Wort für Nomos
lautet darin p.deh (419) oder p.dos, genau entsprechend dem koptischen neouj oder vkmouj prae-
fectura, nomus. Jene drei Nomen lauten der Reihe nach

p.dos en Pä-H'ät/ier „der Nomos von Pahathor" (420),

p.dos en Sni „der Nomos von Sni" (421),

p.dos en Beb „der Nomos von Deb" (422).
Der erstgenannte, die ältere Bezeichnung des Hermonthites*), ist derselbe Nomos, welchen
die griechischen Inschriften ]IAC-)YPiriI2 TH2 QHHAIJ02, Plinius Phaturites nennt:
der andere derselbe, welcher in den koptischen Büchern als UeOllJ cum „der Nomos von Sne"
(Latopolites) verzeichnet ist, der dritte endlich vollständig gleichlautend mit dem koptischen
Nomos von Ä/ifeu» (mit einem vorgeschlagenen a), aus welchem der heutige Ortsname Edfu der
Araber entstanden ist. Andere Nomen mit profaner Benennung wird man in der Liste der
Nomenhauptstädte aufgezeichnet finden. In der demotischen Schrift ward das Wort für Nomos
durch die äg. Gruppe teh oder tos (423) gegeben, gleichfalls männlichen Geschlechtes uud gleich-
lautend mit dem koptischen «oui, ou,u,. Sowohl in den Papyrusrollen, die Kaufkontrakte
enthalten, als ganz besonders in den auf deu Apis bezüglichen Steininschriften des Serapeum

*) Daher in den Kaufkontrakten das EN UPMSINBEI 7*0T OABYPITOY f'Jll &HBM402.
(S. meine Lettre a Mr. le Vic. de Rouge au sujet de la decouverte d'un papynis ldlinguc sur papvrus p. 7).
 
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