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FÜNFTES KAPITEL.

DIE HAUPTSTÄDTE DER ÄGYPTISCHEN NOMEN NACH DEN GAULISTEN UND SONSTIGE ZU
DEN EINZELNEN NOMEN GEHÖRIGE ORTSCHAFTEN.

(Mit besonderer Rücksicht auf ihre historische und theologische Bedeutung).

Es ist ein nicht genug zu schätzender Gewinn, dass uns auf einzelneu Denkmälern,
wenn auch nicht immer vollständig und ohne Lücken, nicht allein die Nomen der Reihe nach in
ihren symbolischen Bezeichnungen erhalten worden sind, sondern dass sich unter den bereits
früher aufgezählten Listen auch solche vorfinden, welche die Metropolis und die nächst wich-
tigste Hauptstadt eines jeden Nomos erwähnen, und ausserdem zu jedem Nomos drei bestimmte'
Städtenamen hinzufügen, die durch besondere Determinative von einander getrennt sind und
offenbar in der Nomenverwaltung eine hervorragende Stellung einnehmen mussten.' Da also,
wo die Umstände so günstig waren, dass die Inschriften der Denkmäler, welche die Nonien-
listen betreffen, an allen Stellen wohl erhalten sind, wird die Möglichkeit gegeben, für jeden
Nomos fünf Städtenamen zu gewinnen, so dass wir bei vorausgesetzter Erhaltung aller Listen
eine Zahl von 5X44 oder 220 Noinenstädten zu betrachten hätten. Leider haben Menschen-
hände und die Zeit die Inschriften so zerstört oder unleserlich gemacht, dass, wiewohl mehrere
Listen vorliegen, manche unausfüllbare Lücke entsteht. Andrerseits ist es wiederum ein Gewinn
zu nennen, dass bei weitem mehr als die Hälfte der angegebenen Zahl monumental nachgewie-
sen werden kann. Die Denkmäler, welche uns hierzu treffliche Dienste leisten, sind der Reihe
nach folgere, die hier, wenngleich sie in dein dritten Kapitel bereits aufgeführt worden sind,
dennoch noch einmal um so genauer zu prüfen sind, je wichtiger das Material ist, welches sie
der vorliegendem Untersuchung gewähren sollen.

A. An der Spitze aller steht wiederum die Liste III. aus Karnak. Bereits oben war ange-
führt worden, dass der römische Autokrator der Reihe nach die Nomengötter und dahinter die
personificirten Gaue Süd- (Ober-) Aegyptens als opferdarbringende Frauen dem „König aller
Nomen Osiris" zuführt. Die Inschrift über der Figur dieses Gottes, der mit seiner ihm
eigentümlichen Krone (ätf) geschmückt ist und in den Händen den täm-Scepter und das
gehenkelte Kreuz, das Symbol des Lebens (dnch), trägt, nennt ihn lid oS-rd Vn-nßr md-^ud
stn „<'er.u (6) „die Sonne Osiris Onnophris, den verstorbenen, den König der Götter." Die
folgende Zeile (5) wage ich nicht zu übersetzen, da einige Zeichen ganz besondere Schwie-
rigkeiten darbieten; dagegen ist dieses der Inhalt des letzten Theiles der Inschrift „der grosse
(ur, aar) Gott im Nomos l'hathyrites, der lldq und grosse König (atj's. oben S. 123) im
Nomos Heliopolites, der eine Herr (neb ud) in der Stadt Anclirtä (besonderer Theil von Mem-
phis, in welchem das lieiligthum der Baste eingeschlossen lag)." Diese drei Nomen, der Pha-
thyrites, Heliopolites und Memphites, werden in allen Inschriften, wo Osiris in seinen besonderen
Localformen hervorgehoben werden soll, an die Spitze aller übrigen Nomen Und Nomenhaupt-
städte gestellt. So heisst z. Ii. Osiris in einer hierogl. Legende, welche ich in dem Tempel von
Esne, in Oberägypten, kopirt habe „der verstorbene Unnfr, der König der Götter, das Kind

BRCOSCH, Geographie des allen Aegypten*. L
 
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