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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0064
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Text hinter dem Bilde des Pharao die Handlung erklärt als „Darreichung der Göttin Wahrheit
„an seinen Vater Osiris vom Westen, dem grossen Gotte in EXbu. Horus führt die Local-
hezeichnung: „Hör, der Schirmer seines Vaters, der grosse Gott in Hib" und Isis wird wie
gewöhnlich genannt: „Isis, die Alte, die Gottesmutter in Hib".

Hiermit hätten wir unsern Rundgang und unsere Umschau im Innern des Darius-Tempels
von Hib beendigt. Wir wenden uns nunmehr zum Schluss der Aussenwand F zu, derselben,
welche uns die Gestalten des Königs Darius mit dem Thronnamen Mi-dmon-rä (s. Taf. XI, c)
vor Augen führt. An einer Stelle der grossen AVandfläche bringt der Perserkönig dem Gotte
Jmon des Tempels ein reiches Opfer dar. Die Inschrift daneben (1. 1. a) lautet:

„Ein königliches Huldigungsopfer dargereicht vom König von Ober- und Unterägypten
,,Darius — er lebe ewiglich! — seinem Vater Ämon-rä von Hib, dem grossen Gotte, dem
„Starkarmigeu. Solches hat er gethan, der Spender des ewigen Lebens".

An einer andern Stelle erblickt man den Perserfürsten in anbetender und Milch opfernder
Stellung vor Horus, dem Schirmer seines Vaters. Die Inschrift daneben (Taf. XI, c), ein aus
zwei Zeilen bestehender Text, dürfte ihres Inhaltes halber ein besonderes Interesse beanspruchen.
Ich lege dieselbe in nachstehender wortgetreuer Uebersetzung vor:.

„Eine Gabe an Milch dargereicht vom Könige von Ober- und Unterägypten Darius — er
„lebe ewig! — seinem Vater Horus dem Schirmer seines Vaters (sc. Osiris), dem grossen Gotte
„in Hib. Also spricht Amon von Hib, der grosse Gott, der Starkarmige: Dir soll gespendet
,.werden das, was herausfliesst aus den beiden Brüsten an deiner Mutter, der Himmelsgöttin
„Nut, wenn du nicht mehr vermögen wirst Speise zu dir zu nehmen und dir gebunden sein
„werden deine Hände, um sie zu dir zu führen nach deinem Munde."

Der letzte Theil dieses Textes nimmt einen elegischen Ton an, der sich auf die himm-
lische Speisung des Königs nach dem Tode bezieht und unmittelbar an die Stelle Kap. 26,
2 fll. im Todtenbuche erinnert.

Wir schliessen hiermit die Beschreibung des so merkwürdigen Tempels von Hib ab und
wenden uns den minder bedeutenden Besten der Vorzeit in seiner Umgebung zu.

XI.
Der Römer-Tempel von Nadurah und die christliche Metropolis.

Wir übergehen die inschriftlosen Trümmerhaufen aus Sandstein, welche sich im Norden
und Süden des oben beschriebenen Heiligthums vorfinden (s. den Plan Taf. I). Sie geben nur
unbestimmten Vermuthungeu Baum und gewähren keinerlei Beiträge zur Geschichte der grossen
Oase. Um so bemerkenswerther ist der kastellartige Tempelbau auf der Höhe von Nadurah
dessen getreue Ansicht und Plan auf Taf. V dem Leser vor Augen geführt worden ist. Die
Inschriften, welche die Innenseiten der steinernen Mauern dieses festungsartig angelegten Baues
bedeckten, sind leider unter dem Einfiuss seiner ungeschützten hohen Lage so verwittert, dass
ich nur mit Mühe im Stande war die auf Tafel V unter 1—8 abgebildeten hieroglyphischen
Texte mit aller Deutlichkeit zu erkennen. Als Bauherr erscheint danach „die Sonne, der Lan-
desherr Antoni[aos] Kis[ros] d. i. der römische Caesar Antonmus. Die Theilnahme des
Kaisers für Bauten und Anlagen in der grossen Oase ist auch sonst durch eine griechische
Inschrift gewährleistet. Dieselbe, im Tempel von Qasr-e-Zajan, etwa eine Stunde südlich von
Hib entdeckt, erwähnt, dass am 18. Mesori im dritten Jahre seiner Regierung der Sekos und
Pronaos des Ortes zu Ehren des „sehr grossen Gottes Amencbis" (d. i. Amon-Hib s. oben S. 19)
 
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