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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0079
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Die ägyptischen Oasen liegen so ziemlich in einer geraden Linie, die sich in der Haupt-
richtung von Süd nach Nord ausdehnt. Als Ausgangspunkt der Orientirung für die Lage der
Oase von Soyet-dm oder genauer für die Sitze der Bewohner derselben ist wiederum die alt-
historische Oase von Ta-dh (Farafrah) gewählt, von welcher aus jene im Westen lag. Genauer
wäre die Angabe: im Nordwesten gewesen. Wie dem auch sei, immerhin kann kein Zweifel
darüber bestehen, dass eine im Westen der bereits besprochenen Oasen gelegene bewohnte Land-
schaft eine andere als die wohl bekannte Oase des Jupiter Amnion, die heutige Oase von Siwah
gewesen sei. Im Alterthume wie noch heute berühmt durch den Keichthum und die Schön-
heit ihrer Dattelpalmen-Anpflanzungen, bildete die Oase von Soxet-dm den religiösen und poli-
tischen Vereinigungspunkt der Anwohner und der benachbarten Völkerstämme, welche unser

Text unter der Bezeichnung der V %, I . ... .-pi aufführt. Die Gruppe bietet mit Bezug auf

das Anfangszeichen eine Schwierigkeit dar, welche die richtige Aussprache desselben betrifft.
Sie zu lösen bin icii bis jetzt ausser Stande, da mir kein anderes Beispiel erinnerlich ist, welches
den Namen des so bezeichneten Volkes wiederholte. Immerhin steht so viel fest, dass die
Hauptbenennung Soxet-dm, welche die Oasen-Landschaft und die Bewohner derselben be-
zeichnete, vielfach in den Inschriften fast aller Epochen dem Forscher entgegentritt, vor allen
in den Sieges-Verzeichnissen der von den Aegyptern unterworfenen Völker.

In der grossen Völkerliste von Edfu erscheinen die Bewohner der Oase von Soxet-dm nach
den Thehennu oder Marmariden aufgeführt, von denen sie also unterschieden sein mussten.
In einzelnen geographischen Texten der griechischen und römischen Epoche, welche ich in dem
2. Bande meiner „Geographischen Inschriften" Taf. VHI u. fl. mitgetheilt habe, werden dieselben
Oasiten neben andern Völkern aufgeführt, wobei sie wiederum eine von den Thehennu und den
libyschen Thamhu gesonderte Völkergruppe darstellen (mau wolle vergl. 1. 1. Taf. VIII, Nr. 7,
Taf. IX, Nr. 9). Auf einem Denkmale zu Alt-Qurua aus den Zeiten des ersten Seti (um 1350

vor Chr.) tritt der Name derselben Oase in der bemerkenswerthen Schreibung .nMIU) Soyti-

dm auf. An der nördlichen Wand des grossen Ammon-Tempels zu Karnak (aus derselben Epoche

herrührend, vergl. Denkmäler III, 129) erscheint in einer Völkerliste der Name jjjlj] li\ i-

Soyet-am vor den Pt'ti-su und Thehennu aufgeführt. Man vergleiche damit die Völkerlisten
welche Lepsius in den Denkmälern III, 70, b—77, c—129—131, a—139, a—145, a publicirt
hat, in denen allenthalben den Oasiten von Soyet-äm eine gesonderte und selbstständige Stellung
zugewiesen ist. Wir werden am Besten thun denselben denjenigen Namen zu geben, unter

Gruppe führen. Ich habe bereits oben erwähnt, wie in den Inschriften des Tempcl-Kastell's von Nadurah (s.
Abschnitt IX. oben) eine Gegend unter der Bezeichnung „dos Landes von Quu, •<?<■- (a\>\>® Ta quu (s.

Taf. V, T) gemeinschaftlich mit dem „Lande des Westens", =^= & <^4 Ta dment, d. i. Libyen (oder

I1 ©
vielleicht nur ein bestimmter Thoil Libyens) aufgeführt wird, welche möglicherweise in der obigen Gruppe
für die Ammonior gleichfalls verborgen ist. In der grossen Inschrift des .{maiemMb in soinom Grabe zu

Qurna tritt schliesslich als Völkername eine ziemlich gleichlautende Gruppe ^*¥^ | gbf ga (L. 39) auf, welche
mit den vorhergehenden identisch sein könnte. In diesem Falle würden wir es mit den Anuuonicrn von Siwah
zu thun haben und die ganze Stelle in der Biographie des Hauptmannes Amenemhib in ihrem Zusammen-
hange also zu übertragen haben: „die Ammonior (qa) [und die Bewohner] des Rothlandes (des späteren Nomos
Heroopolitos) hatte er (König Amenophis II.) unterworfen. Er hatte gedämpft ihre Häuptlinge. Erschienen
wie Horus. der Sohn der Isis, nahm er Besitz [von Aegypton. Und die Bewohner] dieses (Landes] und die
Kenemtiter (Oasiten von Khargeh) und alle Leute beugton sich vor ihm" (Vergl. S. 338 meiner „Geschichte
Aegyptens").

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