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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Oberdeutsche Kunst der Spaetgotik und Reformationszeit — Augsburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.29752#0280

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parare el modo del depenzere italiano, havendo
specialmente inteso vostra illustrissima signoria
havere un depentore di rara et eximia excellen-
tia, pertanto mi ha supplicato ad volerlogli reco-
mandare. Per il che la priego charamente si volgi
dignare dare commissione a esso suo depentore,
di voler havere recommandato el preditto mio
depentore in monstrarli et insegnarli in qualche
parte la maniera e disciplina della depentura ita-
liana et in questo mi fara cosa gratissima . .
Der Ruhm Giulios war also auch nach Landshut
gedrungen und „die italienische Art der Malerei“
von dem Meister selbst zu erlernen der sehnsüch-
tige Wunsch des herzoglichen Hofmalers. Wir
wissen nicht bestimmt, wer der Nachfolger des
im November 1533 verstorbenen Hans Wer-
tinger1 war, da die Kammerrechnungen von
1331—39 fehlen. Der früher neben ihmbeschäf-
tigte Christof Dreml erscheint in der Rechnung
von 1540 nicht mehr, dafür der oben erwähnte
Paulus. Da er 1539 an ^er deutschen Fassade
ein Fresko, Laokoon (ob von Giulios gleichzeitig
entstandenem Gemäldeiin Palazzo Ducale beein-
flußt?) und andere Heroengestalten. darstellend,
ausführt — es ist leider verschwunden und nach
dem Stiche von Wening (Landshut) nicht ge-
nügend zu beurteilen — wofür er die hohe Summe
von 70 fl. erhielt, ist es nicht ausgeschlossen, daß
wir in ihm den lernbegierigen und „in der neuen
Art“ geschulten Meister vor uns haben, dessen
Malereien den Eindruck erwecken, „als ob er
eine ßlütenlese aus einem italienischen Skizzen-
buche gäbe“.2

Noch wäre an Riezlers3 wertvolle Notiz zu er-
innern, daß Ludwig im Jahre 1337 Barthel
Beham „von Haus aus“, d. h. ohnedaß erseinen
Wohnsitz in München aufzugeben brauchte, in
seine Dienste nimmt. Die Bestallung erfolgte
am 10. Mai und zwar mit dem Jahresgehalte

1) H. Buchheit, Landshuter Tafelg-emälde, Diss. 1907, S. 75.

2) Bassermann S. 51.

3) Riezler, Gesch. Bayerns, Bd. 6 (1903) S. 476.

von 27 fl. und 1 Schaff Korn. Er soll, heißt es,
„wann ich in erforder, mir gewertig sein“.4 Die
vonWilhelm und Ludwig bestellte Bildnisreihe
war damals abgeschlossen, welche Aufgabe mag
Beham in Landshut, gerade in der Zeit des Re-
sidenzbaues zugefallen sein? Oderwar er der von
Ludwig empfohlene Maler, und wäre das Emp-
fehlungsschreiben eine Bestätigung der Tradi-
tion, daß ihn Herzog Wilhelm in Bayern auf
seine Kosten nach Italien sandte, wo er 1340
verstorben sein soll? Wir müßten dann anneh-
men, was allerdings mehr als einmal der Fall
war, daß Ludwig an Stelle Wilhelms trat, der
ja auch als Mitbauherr der Residenz zu gelten
liat, und das Ersuchen an Gonzaga stellt, und daß
Beham entweder nur ganz kurze Zeit währencl
der Erledigung der Bildnisse oder erst nach der-
selben von der jedenfalls erteilten Erlaubnis Ge-
brauch machte. Soviel steht fest, daß für eine
einheimische Kraft, war es nun Beham oder der
genannte Paulus, die Gelegenheit gesuchtwurde
und gegeben war, sich clie erwünschte Fertigkeit
in der neuen Technik anzueignen und daß die
Mitwirkung italienischer Künstler nicht mehr
unbedingt notwendig erscheint.

Man könnte sich nun den weiteren Gang der
Dinge so vorstellen, daß der Hofmaler Ende 1336
zurückkehrte und durch eindringliche Schilde-
rung des Geschauten, unterstützt von Plänen
und Zeichnungen, Ludwig zu bestimmen ver-
stand, sein Programm umzustoßen, statt des
Zweckbaues eine Residenz zu errichten, den
„neuen Stil“ zu wählen uncl clie Schöpfungen
Giulios.zum Muster zu nehmen. Es ist in der
Tat dieser Zeitpunkt, in dem Ludwig die Ein-
drücke empfing, die den Umschwung bedingten.
Aber nicht durch fremde Vermittlung, sondern
durch eigene Anschauung. Ludwig war selbst
in Mantua und zwar zu Ostern 13 3 6. Durch
cliese Feststellung ist das Rätsel von Landshut
gelöst.

4) Hauptstaatsarchiv, Fürstensachen Nr. 337.
 
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