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Buchner, Ernst; Jantzen, Hans [Gefeierte Pers.]
Das deutsche Bildnis der Spätgotik und der frühen Dürerzeit: [Hans Jantzen zum 70. Geburtstag] — Berlin, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.31127#0107
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lichte, grau nüancierte Rosa des Antlitzes leuchtet. Die etwas schläfrigen Züge werden von dem weichen
Haar gestreichelt. Die Handfragmente, der linke, verquere Daumen mit dem zusammengefalteten Brief
und die drei Finger der Rechten mit dem Rosenkranz wirken ungelöst. Trotz der rektangularen Fenster-
öffnung mit dem reizvollen Landschaftsblick, trotz der gewollt aufrechten Haltung fehlt der Gestalt die
rechte Festigkeit. Man sieht dem Kaufherrn seine Tüchtigkeit nicht an. Dafür ist die Malerei von unge-
wöhnlicher Noblesse. Das Licht kommt von der Maueröffnung her. Die rechte Wange und die rechte Na-
senseite sind in weiche, grauliche Schatten gehüllt. Mit erlesenem Geschmack sind am blanken Hals die kost-
bare Halskette, die Anhängerketten, die Perlstickerei auf der breiten Wamsborte mit den Initialen der
Gattin zwischen dem tiefen Samtbraun des Pelzes gemalt.

107. BERNHARD STRIGEL, Bildnis eines Herrn von Laubenberg.

Neben dem Jünglingsporträt aus der Sammlung Harrach (Abb. 86) vertritt das ernste und vornehme
Konterfei eines Herrn von Laubenberg von Bernhard Strigel (Raudnitz, Schloß) den raren Bildnistypus,
der den Dargestellten in einem Stuhle sitzend zeigt (Abb. 107). Das in der Barttracht dem Stralenberger
desMartinHess vonl506(Abb.38) und demMann mit demTotenkopf vomMeister desHutzporträts(Abb.
82) ähnelnde Bildnis mag um die gleiche Zeit — im ausgehenden ersten Jahrzehnt — entstanden sein. In
reiner Flächigkeit ist die dunkle Halbfigur in den Rahmen gesetzt. Langes, blondes, schön gewelltes Lok-
kenhaar; der dunkle Kinnbart und das schwarze, unmittelbar über den Augen die Stirn querende Ba-
rett rahmen das feine, auffallend in die Länge gezogene Gesicht. Kleine Augen, schmale, längliche Nase,
fein geschnittener Mund. Dem Grün des Grundes antwortet das tiefe Rot des Untergewandes, aus dem
eine goldne Ringkette leuchtet. Von dem Schwarz der mit braunem Pelz belegten Schaube heben sich
licht die flächig gebreiteten, still sich übereinander legenden Hände mit den langen, grazilen Fingern.
Auf dem Knauf des rechten Stuhlpfostens steigt aus geschnitztem Rankenwerk die Halbfigur eines wil-
den Mannes auf, der das Wappen des Allgäuer Herrengeschlechts der Laubenberg hält. Auf das Barett
ist das metallene Abzeichen der Turniergesellschaft vom Fisch und vom Falken gesteckt. Ob der vornehme
Herr besonders fest im Sattel gesessen ist?

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