Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kolorierung 69

hauses Plantin bewahrt sind.78 So ist hier dokumentiert, daß eine kolorierte Kar-
te zu ungefähr dem doppelten Preis verkauft wurde wie ein schwarz-weißes Ex-
emplar: Die berühmte Weltkarte Mercators beispielsweise kostete 1569 unko-
loriert 30 Stuiver, während ein farbig gefaßtes Exemplar zum Preis von 65
Stuiver angeboten wurde.79

üb Plantin in seinem Verlag Angestellte hatte, die speziell für das Kolorieren
zuständig waren, läßt sich aus den erhaltenen Dokumenten nicht ablesen. Wohl
aber ist belegt, daß er derartige Arbeiten verschiedentlich außer Haus gab und
sie durch »Spezialisten« ausführen ließ. So stand er bis zum Jahre 1572 in en-
gem Kontakt zu dem Mechelner Buchhändler Peter Draeckx. Über diesen heißt
es in einer Privilegienanfrage aus dem Jahre 1546, daß er seinen Unterhalt durch
den Verkauf von allerhand Karten verdiene, die er selbst bemale, koloriere und
auf Leinwand montiere »und ähnliches, was in dieser Beziehung üblich ist«.80

Besonders häufig findet sich in den Rechnungsbüchern Plantins, so es um
Ausgaben für das Kolorieren geht, der Name Abraham Ortelius. Zehn Jahre,
nachdem er im Jahre 1547 als »afsetter van caerten« in die Antwerpener Lukas-
gilde aufgenommen worden war, wurde er auch für Christoph Plantin tätig: Im
Hauptbuch des Verlegers werden 18 Gulden verbucht, die für das »afsetten« von
36 Karten von Vermandois an Ortelius bezahlt wurden.81 Ungefähr zehn Stui-
ver erhielt Ortelius also für das Kolorieren einer Karte. Die kolorierten Exem-
plare sandte Plantin umgehend auf die Frankfurter Messe. Dort wurden sie dann
für achtzehn Stuiver pro Stück weiterverkauft. In den Jahren zwischen 1558 und
1573 kolorierte Ortelius hunderte von Karten für Plantin.82 Allein im Jahre 1571
lieferte er neben einigen großformatigen Karten über zweihundert kleine Kar-
ten, die er für fünf Stuiver pro Stück farbig gefaßt hatte.83 Die Bezahlung rich-
tete sich natürlich nicht zuletzt nach dem Format des Druckes, da - neben den
Materialien - die aufgewendete Arbeitszeit berechnet wurde.84 Zudem muß es
bei der farbigen Fassung wohl verschiedene Qualitätsstufen gegeben haben,
denn in den Rechnungen Plantins ist verschiedentlich die Rede von einer »fa-
con« zu zwölf Stuivern und einer anderen zu fünfundzwanzig Stuivern.85 So
konnte ein und dieselbe Karte zu unterschiedlichen Preisen gehandelt werden,
wobei sich der Preis sicher auch nach dem verwendeten Material richtete: Eine
Karte, deren Wappenschmuck beispielsweise mit Blattgold und -silber ausge-
stattet war, mußte schon ob des verwendeten Materials teurer sein. Derartige
»Luxuskolorierungen« wurden vor allem im Auftrag des spanischen Hofes
durchgeführt.86 Ortelius beispielsweise erhielt 1571 für die farbige Fassung ei-
ner einzigen Europakarte Mercators ganze 2 Gulden und 16 Stuiver.87

Mit Blick auf diese enormen Preisunterschiede könnte man nun vermuten,
daß einige Kunden unkolorierte Karten erwarben, um sie später selbst farbig zu
fassen. Zumindest war es spätestens zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Mode
gekommen, selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen.88 Nicht immer trug eine
 
Annotationen