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_________ _____________Karten für den Krieg 85

U499-1557) geschaffenen Plan der Stadt Amsterdam.49 Das sollte sich jedoch
oinnen kurzer Frist ändern. Noch im Jahr von Albas Einmarsch erschien das er-
ste Werk über die Topographie der Niederlande, die »Descrittione di tutti pae-
S1 bassi« des Italieners Ludovico Guicciardini.50 Seine mit lebendigem Enthusi-
asmus verfaßte Beschreibung beruhte zu großen Teilen auf eigener Erfahrung.51
Von Anfang an hatte Guicciardini im Sinn, sein Werk mit Abbildungen und Plä-
nen der vornehmsten Städte zu versehen, doch war die erste Ausgabe nur mit
wenigen Stadtansichten geschmückt:52 Das Buch enthielt in Holz geschnittene
Ansichten von Löwen, 's-Hertogenbosch, Mecheln und Ypern, Grundpläne von
Brüssel, Antwerpen, Amsterdam, Gent, Brügge und Lüttich, darüber hinaus Kar-
ten der Provinzen Brabant, Holland, Flandern und des Hennegau sowie eine in
Kupfer gestochene Übersichtskarte der gesamten Niederlande.53 So genau Guic-
ciardinis Schilderungen auch waren: An exakten Karten und Plänen herrschte
weiterhin Mangel.

Gerade aber exakt gezeichnete Pläne von Städten waren für die Kriegsherren
jener Tage von ungeheurer strategischer Relevanz.54 Will man die Bedeutung
der Kartographie für die Kriegführung im 16. Jahrhundert verstehen, muß man
sich vor Augen führen, daß die Kämpfe jener Tage wenig mit den Kriegen un-
serer Zeit gemein haben.55 Im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit waren die
befestigten Plätze und Festungen die Brennpunkte jeder strategischen Überle-
gung. Die Angreifer mußten, um sich als Beherrscher eines Gebietes fühlen zu
können, die Festungen ihrer Gegner erobern und diese - soweit wie möglich -
dem Erdboden gleichmachen.56 Wie in einem gewaltigen Schachspiel galt es, die
Positionen des Gegners zu erobern und ihn matt zu setzen. Seit Ausgang des
Mittelalters fiel auch den Städten verstärkt die Funktion von Festungen zu, nicht
zuletzt, weil die Landesherren bei ihrer Kriegführung zunehmend auf die Mit-
arbeit der Städte angewiesen waren, die Geld und »Menschenmaterial« für ih-
re Feldzüge lieferten. Bei der Verteidigung wie der Eroberung der Festungen und
Städte spielte das Element der Überraschung eine bedeutende Rolle. Durch die
mühselige Kommunikation jener Tage war es möglich, daß, begünstigt durch
das Dunkel der Nacht oder schlechtes Wetter, der Feind plötzlich und uner-
wartet vor den Mauern der Stadt stand. So wurden außerhalb der Städte Schan-
zen und armierte Blockhäuser errichtet, wo die ersten Gefechtsbegegnungen
mit dem Feind stattfinden sollten. Dann konnten Eilboten die Stadt von der sich
nähernden Gefahr unterrichten, so daß die Stadttore rechtzeitig geschlossen
werden konnten. Auch den Kirchtürmen kam eine strategische Bedeutung zu:
Auf ihnen wurden Wachtposten aufgestellt, die Tag und Nacht das umliegende
Gelände im Auge behielten.

Mit dem Aufmarsch eines feindlichen Heeres vor den Mauern einer Stadt
oder Festung endete jede Vorsorge. Nicht selten genügte es schon, eine Armee
vor einer Festung zu stationieren, um die Gegner zur Aufgabe zu zwingen.57 Ge-
 
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