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Kunst und Kartographie in Krieg und Frieden

- gezeichnet habe, worauf er den Auftrag erhielt, sie zu verbessern.78 Diese Kor-
rekturen hatten eine jahrzehntelange Verzögerung zur Folge. Zwar standen die
etwas ungenauen ersten Karten der Armeeführung zur Verfügung, doch auf die
korrigierten Exemplare wartete man über lange Zeit vergeblich. Noch 1590
wandte Philipp II. sich in einem Brief an seinen Generalgouverneur in den Nie-
derlanden mit der Bitte, die fertigen Karten bei Christiaan Sgrooten abzuho-
len.79 Diesem Bemühen war erst im Jahre 1595 Erfolg beschieden.80

Einer der Mängel, der zu der langwierigen Korrektur des Atlasses Anlaß ge-
geben hatte, war der Maßstab der Karten, der ganz auf ihren Verwendungszweck
abgestellt sein sollte. Mit Hilfe der Pläne Jacob van Deventers wollte man die
Belagerung niederländischer Städte planen. Sgrootens Karten sollten der Vor-
bereitung von Truppenaufmärschen dienen. Die Brüsseler Experten stellten des-
halb explizit die Frage, welcher Maßstab beim Gebrauch der Karten durch mar-
schierende Truppen »notwendig und zweckdienlich« - »noodzakelijk en
voldoende« - sei. Die Auftraggeber waren offensichtlich mit dem von Sgrooten
gewählten Maßstab von 1 : 230.000 unzufrieden und verlangten einen beinahe
doppelt so große Wiedergabe, die den militärischen Erfordernissen besser ent-
sprach.81

Anthonis van den Wijngaerde, Jan Cornelis Vermeyen
und andere Künstler im Krieg

Neben Jacob van Deventer und Christian Sgrooten, die mit dem Anfertigen von
aufsichtig projizierten Karten und Grundrißplänen beauftragt waren, stellte Phi-
lipp II. auch den Maler Anthonis van den Wijngearde (vor 1525-1571) in Dienst.
Seine Aufgabe bestand darin, Stadtansichten - oder besser: »ansichtige Stadt-
pläne« - zu liefern.82 Über van den Wijngaerdes Leben und Werk ist nur wenig
bekannt.83 Er gehörte zu den vielen Flamen, die sich um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Spanien niederließen.84 Im Jahre 1561 erbat er von Margarete von
Parma mit seiner Frau, seinen Kindern und seiner gesamten Habe nach Spani-
en ziehen und in den Dienst des Königs treten zu dürfen.85 Er war danach als
Maler Philipps II. im Alcazar zu Madrid und in den Lustschlössern der Umge-
bung tätig.86 In verschiedenen Quellen erscheint er unter dem Namen »Ant-
hoine de las Vinas«, als »Antonio de Bruxelas« oder als »Avinea«. Er verstarb am
7. Mai des Jahres 1571 in Madrid.87 Mit Ausnahme seiner gezeichneten Ansich-
ten ist kaum eines seiner Werke bewahrt geblieben.88 Im Jahre 1582 berichtet
jedoch Gonzalo Argote de Molina, daß es in »El Pardo«, einem Jagdschloß des
Königs, einen Flur gebe, der mit verschiedenen Ansichten von der Hand Antho-
 
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