Ruskins Einfluss und Bedeutung 109
englische Gotik anfachte, wurde bereits erwähnt. In
hervorragendem Masse hat er die Präraphaeliten ge-
fördert. Holman Hunt hat mir selber die einschlagende
Wirkung von Ruskins berühmtem Brief an die Times
geschildert: „Millais und ich hatten unverdrossen
weitergearbeitet, aber es ging uns recht kärglich und
knapp; nur ein ganz kleiner Kreis kümmerte sich um
uns, und der kaufte keine Bilder. Nach dem Brief
in der Times hat sich die Lage geändert.“ Gleich
sein erster Band der Modern Painters, welcher ur-
sprünglich den Namen „Turner und die alten Meister“
tragen sollte, welcher diesen Künstler lobte wie noch
niemals vor oder nachher einer gelobt worden ist,
hat diesem natürlich ganz ausserordentlich genutzt.
Ihm verdankt Turner das langsam zunehmende Ver-
ständnis seines berauschenden, eigenartigen Talentes.
Dies sind edle Verdienste; nichts Beschämenderes für
die Zeitgenossen, als wenn der Ruhm nur das Grab-
mal des einsam Verkannten schmückt. Schön hatte
Ruskin gemahnt: „Hört auf die wenigen Stimmen und
achtet auf die wenigen Lichter, auf dass Ihr den Zauber
nicht erst durch ihr Verstummen begreift, noch ihren
Schein durch ihr langsames Erlöschen“ (M. P. I 6).
Diese Würdigung zeitigte jedoch auch bedenkliche
Gefahren. Turner ist als Vorbild so verhängnisvoll
als Böcklin, und erklärlicherweise wurden gerade seine
Manieriertheiten und Schwächen kopiert. Gerade Rus-
kins frenetische Schilderhebung Turners hat den heil-
samen Einfluss der schlicht die Natur studierenden
Barbizonschule auf mehrere Generationen vereitelt.
Dabei beruht diese Schule bekanntlich auf den in
ihrem Heimatland — dank Ruskin — verkannten
Engländern Constable und Bonnington. Dank Turner
und Ruskin standen die englischen Landschaften etwa
englische Gotik anfachte, wurde bereits erwähnt. In
hervorragendem Masse hat er die Präraphaeliten ge-
fördert. Holman Hunt hat mir selber die einschlagende
Wirkung von Ruskins berühmtem Brief an die Times
geschildert: „Millais und ich hatten unverdrossen
weitergearbeitet, aber es ging uns recht kärglich und
knapp; nur ein ganz kleiner Kreis kümmerte sich um
uns, und der kaufte keine Bilder. Nach dem Brief
in der Times hat sich die Lage geändert.“ Gleich
sein erster Band der Modern Painters, welcher ur-
sprünglich den Namen „Turner und die alten Meister“
tragen sollte, welcher diesen Künstler lobte wie noch
niemals vor oder nachher einer gelobt worden ist,
hat diesem natürlich ganz ausserordentlich genutzt.
Ihm verdankt Turner das langsam zunehmende Ver-
ständnis seines berauschenden, eigenartigen Talentes.
Dies sind edle Verdienste; nichts Beschämenderes für
die Zeitgenossen, als wenn der Ruhm nur das Grab-
mal des einsam Verkannten schmückt. Schön hatte
Ruskin gemahnt: „Hört auf die wenigen Stimmen und
achtet auf die wenigen Lichter, auf dass Ihr den Zauber
nicht erst durch ihr Verstummen begreift, noch ihren
Schein durch ihr langsames Erlöschen“ (M. P. I 6).
Diese Würdigung zeitigte jedoch auch bedenkliche
Gefahren. Turner ist als Vorbild so verhängnisvoll
als Böcklin, und erklärlicherweise wurden gerade seine
Manieriertheiten und Schwächen kopiert. Gerade Rus-
kins frenetische Schilderhebung Turners hat den heil-
samen Einfluss der schlicht die Natur studierenden
Barbizonschule auf mehrere Generationen vereitelt.
Dabei beruht diese Schule bekanntlich auf den in
ihrem Heimatland — dank Ruskin — verkannten
Engländern Constable und Bonnington. Dank Turner
und Ruskin standen die englischen Landschaften etwa