154 Struktur des französischen und deutschen Geistes
ii uiiiuiiiiMiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiii ii iiiiiiiiiiMiiiiii iii iiiiiiiiiniiiii iii i iii ii iiiiiiiiiur li iiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiii iii 11111111111111)1111111111111 iiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiHiii h imiiiiiiiiiiiiiu iii iiuiiui
und Picasso einerseits und Böcklin und Hodler andrerseits. Die Persönlichkeit
ordnet sich bei ersteren rücksichtslos der Bildidee unter, während Hodler diese
von der Persönlichkeit, von dem einzelnen ausgehend, gewinnt. Für Cezanne
und Picasso ist das Einzelne von vornherein nur Teil des Ganzen. Jenes er*
scheint nur soweit, als dieses es erlaubt. Kraft seiner Schmiegsamkeit und Bieg*
samkeit weiß der französische Geist in jeder originellen Sphäre seine Homo»
genität zu erhalten, seine Geschlossenheit wie etwas Selbstverständliches zu
finden. In gewissem Sinne kann man sagen, der Franzose verliere nie die Hab
tung. Sein Temperament weiß in künstlerischen Dingen zumeist genau, wie
weit es zu gehen hat, und bei aller Leidenschaft vergißt der Franzose nie das,
was er »Distanz« nennt. Der Franzose bleibt auch als Revolutionär immer bis
zu einem gewissen Grade Rhetor, der über dem Inhalt die Form nicht vergißt.
Das was ihn auszeichnet, ist fast stets jene leichte aber doch selten seichte
Form, jenes Spielen mit dem Gedanken, der so oft wie eine schimmernde Perle
von der Woge der Worte herangetragen und wie ein verglühendes Feuer in
dem Halbdunkel des Folgenden verschwindet. Die strenge Organik der Ge*
danken tritt, eingesponnen in das feine Netz von Worten, als solche kaum in
Erscheinung, ihre Ordnung ist fast nie bloßes Sein, immer ein Werden und
Vergehen und, hineingezogen in den Strudel dieses Geistes, verliert man nur
allzu leicht seinen Wert aus den Augen. Cezannes Stil ist in diesem Sinne ein
echt französischer. Ist er doch selbst Victor Hugos lyrischen Pathos nicht ganz
fremd geblieben, wie in jenen selten großen Schöpfungen, wo die hehre Stille
sich aus flammendem Lichte formt (Abb. 131) oder tolles Liebesverlangen
(Abb. 55) Himmel und Erde umfaßt:
Et l’eternel reflet de lumiere et de flamme,
Que l’äme verse au monde et que Dieu verse ä l’äme!
Cezanne ist aber auch insofern Franzose, als auch er, der große Revolutionär,
seine Neigung und Wahlverwandtschaft mit den Großen der französischen
Vergangenheit gern dokumentierte. In dem Bilde Abb. 186 bezeigt er Lancret
seine Verehrung. Angesichts der Schöpfung Delacroix’ (Abb. 184) möchte
man meinen, daß er von keinem so viel gelernt habe als von ihm, und in den
Werken (Abb. 189 und Abb. 190) bekennt er sich noch besonders durch die
Unterschrift als Verehrer der Ingres’schen Kunst.
Dem Deutschen steht die Individualität in der Gestaltung höher als die
»Form«, die ihre Einheit bedingt. Der Kulturbegriff ist ihm aufs engste mit dem
von der Individualität verbunden. Wie viel Kultus wird bei uns mit dem
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und Picasso einerseits und Böcklin und Hodler andrerseits. Die Persönlichkeit
ordnet sich bei ersteren rücksichtslos der Bildidee unter, während Hodler diese
von der Persönlichkeit, von dem einzelnen ausgehend, gewinnt. Für Cezanne
und Picasso ist das Einzelne von vornherein nur Teil des Ganzen. Jenes er*
scheint nur soweit, als dieses es erlaubt. Kraft seiner Schmiegsamkeit und Bieg*
samkeit weiß der französische Geist in jeder originellen Sphäre seine Homo»
genität zu erhalten, seine Geschlossenheit wie etwas Selbstverständliches zu
finden. In gewissem Sinne kann man sagen, der Franzose verliere nie die Hab
tung. Sein Temperament weiß in künstlerischen Dingen zumeist genau, wie
weit es zu gehen hat, und bei aller Leidenschaft vergißt der Franzose nie das,
was er »Distanz« nennt. Der Franzose bleibt auch als Revolutionär immer bis
zu einem gewissen Grade Rhetor, der über dem Inhalt die Form nicht vergißt.
Das was ihn auszeichnet, ist fast stets jene leichte aber doch selten seichte
Form, jenes Spielen mit dem Gedanken, der so oft wie eine schimmernde Perle
von der Woge der Worte herangetragen und wie ein verglühendes Feuer in
dem Halbdunkel des Folgenden verschwindet. Die strenge Organik der Ge*
danken tritt, eingesponnen in das feine Netz von Worten, als solche kaum in
Erscheinung, ihre Ordnung ist fast nie bloßes Sein, immer ein Werden und
Vergehen und, hineingezogen in den Strudel dieses Geistes, verliert man nur
allzu leicht seinen Wert aus den Augen. Cezannes Stil ist in diesem Sinne ein
echt französischer. Ist er doch selbst Victor Hugos lyrischen Pathos nicht ganz
fremd geblieben, wie in jenen selten großen Schöpfungen, wo die hehre Stille
sich aus flammendem Lichte formt (Abb. 131) oder tolles Liebesverlangen
(Abb. 55) Himmel und Erde umfaßt:
Et l’eternel reflet de lumiere et de flamme,
Que l’äme verse au monde et que Dieu verse ä l’äme!
Cezanne ist aber auch insofern Franzose, als auch er, der große Revolutionär,
seine Neigung und Wahlverwandtschaft mit den Großen der französischen
Vergangenheit gern dokumentierte. In dem Bilde Abb. 186 bezeigt er Lancret
seine Verehrung. Angesichts der Schöpfung Delacroix’ (Abb. 184) möchte
man meinen, daß er von keinem so viel gelernt habe als von ihm, und in den
Werken (Abb. 189 und Abb. 190) bekennt er sich noch besonders durch die
Unterschrift als Verehrer der Ingres’schen Kunst.
Dem Deutschen steht die Individualität in der Gestaltung höher als die
»Form«, die ihre Einheit bedingt. Der Kulturbegriff ist ihm aufs engste mit dem
von der Individualität verbunden. Wie viel Kultus wird bei uns mit dem