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Burger, Fritz; Hodler, Ferdinand [Oth.]; Cézanne, Paul [Oth.]
Cézanne und Hodler: Einführung in die Probleme der Malerei der Gegenwart (Band 1): [Textbd.] — München, 1918

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.31295#0160
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RASSENPSYCHOLOGISCHES UND
FARBENPROBLEME

Die Frage, wie sich Cezanne und Hodler in die sogenannte geschichtliche
Entwicklung der Kunst des 19. Jahrhunderts einreihen, konnte mit Rücksicht
auf die pädagogische Anlage des Buches zusammenfassend nicht erörtert wer*
den, wenngleich Antworten durch die angestellten Vergleiche, die das Thema
betreffen, wohl schon mehrfach gegeben wurden. Deswegen mag hier im kurzen
Umriß noch das erörtert werden, was bisher etwas außerhalb der Betrachtung
blieb. Manch lehrreiche Untersuchungen über Rassenpsychologie ließen sich
anstellen, und es wäre nicht uninteressant, die Frage aufzuwerfen, wie sich,
gegenüber dem Franzosen Cezanne, die völlig andersartige Formulierung der
modernen Weltanschauungsprobleme bei Hodler erklären ließe. Der Verfasser
gesteht, kein Freund der sogenannten Völkerpsychologie zu sein, deren größter
Vertreter, Wundt, von so weittragendem Einfluß auf die jüngere und ältere
Generation gewesen ist, er möchte aber doch an diesen Problemen nicht ganz
achtlos vorübergehen.

Die künstlerische Differenz zwischen den beiden Meistern findet ihr Ana*
logon vor allem in der ganzen Konstellation der französischen und deutschen
Malerei des 19. Jahrhunderts. Die Frankreichs hat den Vorzuggrößerer Homo-
genität. Die Entwicklung reißt hier nie ab. Es weist so vieles in der Kunst
des 19. Jahrhunderts nach der »klassischen« Epochedes französischen Geistes,
ins 18. Jahrhundert zurück, man könnte der Meinung werden, daß das Volk
der Revolutionen im Grunde genommen das eigentlich konservative Element
in Europa sei. Aber die Sache hat ihre tieferen Gründe. Die »subita et repentina
consilia gallorum«, von der Cäsar spricht, charakterisiert Kant: bei »hellsehen=>
der Vernunft ein Leichtsinn, gewisse Formen, bloß weil sie alt oder auch nur
übermäßig gepriesen werden, wenn man sich dabei gleich wohl fühlt, nicht lange
bestehen zu lassen«. Man ist auch heute noch in Deutschland geneigt, in dem
Neuen, das von Frankreich herüberkommt, zunächst nur das Produkt galli*
scher Originalitätsä und Modesucht zu sehen. Aber dieses Neue ist immer nur
 
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